Liebes Huforthopäden Team,
ich bitte um Hilfe für das weitere Vorgehen bei der Barhuf Umstellung meiner sechsjährigen Hannoveraner Stute.
Die Stute ist seit einem Jahr in meinem Besitz, ich habe sie vorne beschlagen gekauft und die Eisen im November 2022 abnehmen lassen. Wir sind Ende Oktober nach Ostfriesland umgezogen, sie lebt seit dem tagsüber in der Gruppe im Auslauf, nachts in der Box. Gearbeitet wird sie fast täglich in der Dressurausbildung, derzeit in der Halle. Es sind aber auch Ausritte geplant.
Die Umstellung auf barhuf habe ich gewagt weil die Böden hier ober so gut wie keine Steine haben und die Verletzungsgefahr durch das Eisen bei ganztägiger Freilaufhaltung gegeben ist. In der alten Heimat (Heidelberg) habe ich mir nicht vorstellen können, dass sie barhuf im Gelände gehen kann.
Zum Abnéhmen der Eisen, nach 7wöchiger Beschlagsperiode, hatte ich den örtlichen Hufschmied, der wie zu erwarten war, die Hufe nach dem Prinzip der planen Fußung ausgeschnitten hat und ferner eine im unteren Drittel der Hufwand vorhandene Futterrille schön geraspelt hat. Dadurch wurde die Wand im gesamten Zehenbereich flächig geschwächt. Ich habe mich darüber furchtbar geärgert, es war nicht zu ändern. Sie lief in der Halle auf Anhieb sehr gut barhuf. Draußen hat sie einen kleinen gepflasterten Bereich zur Futteraufnahme und einen größeren Sandauslauf zur Verfügung. Der Auslauf ist fest aber bis knapp unter Kronenrand stehen die Hufe meist im Wasser.
Nach vier Wochen ( 20.12.2022) hatte ich eine Huforthopädin aus der weiteren Umgebung am Pferd. Allerdings war wenig Substanz zum Gestalten nachgewachsen, es war eine Sache von 1 2 mm. Sie hat die laterale Eckstrebe aufgerichtet und an der lateralen Hufwand die beschriebene Rietdachstruktur angebracht.
Ich habe mir von ihr jeden Schritt erklären lassen damit ich nicht wieder vor Hufen stehe, an denen wichtige Bereiche fälschlicher Weise gekürzt wurden.
Seither habe ich die Hufe selbst in diesem minimal inversiven Art bearbeitet. Es wächst sehr wenig nach oder läuft sich gleich ab. Die Hufe sind maximal gewässert durch den Aufenthalt im Freien den ganzen Tag.
Nun wird das Wetter langsam besser und ich habe vorgestern das erste Mal seit der Ankunft hier den Hof mit ihr verlassen und ca 800 m Plastersteinweg zurückgelegt, an der Hand. Auf dem Hof haben wir Pflastersteine und einen Teil betoniert in einer Art Waschbeton auf diesen Waschbeton-Bereich geht sie seit gestern fühlig. Ich will keine Huflederhautentzündung riskieren aber auch sehr ungern nur in der Halle reiten. Deshalb erwäge ich kurzfristig Hufschuhe anzuschaffen. Die Vorderhufe sind nicht ganz symmetrisch, medial stärker belastet und die lateralen Wände lösen sich am Tragrand, hierzu gibt es ein Foto.
Die Hinterhufe sind völlig unproblematisch und gleichmäßig. Sie war hinten noch nie beschlagen und auch im vergangenen Jahr habe ich die Hinterhufe selbst bearbeitet .
Ich bitte um Tipps zum besseren Bearbeitung der Vorderhufe insbesondere die Stellung der Eckstreben und die Stärke der äußeren Hufwand um die Hebel möglichst gering zu halten.
Vielen Dank im Voraus und liebe Grüße
Karin
.
Barhuf Umstellung Hufbearbeitung
-
- Beiträge: 98
- Registriert: 28.01.2014, 15:07
Re: Barhuf Umstellung Hufbearbeitung
Hallo Karin,
dass Sie sich eine Umstellung in Ihrer alten Heimat schlecht vorstellen konnten, kann ich gut verstehen. Ich war letztes Jahr für ein paar Urlaubstage dort und bin viel mit meinem Hund spazieren gegangen. So harte Wege mit spitzem Schotter sind schon eine Herausforderung.
Schön, dass Ihnen die Umstellung in Ihrem neuen Zuhause so gut geglückt ist. Insbesondere sind es auch sehr gut gepflegte Hufe, gerade auch wenn es so viel Feuchtigkeit hat wie sie beschreiben.
Sie beschreiben die Hufe als medial mehr belastet. Da wäre ich mir nicht so sicher. Es ist ja nicht nur die Frage wie das Pferd im Stand die Hufe belastet, es kommt ja auch darauf an wie die Hufe in der Bewegung belastet werden. Für die Hufbefundung kommt es daher gar nicht so sehr darauf an wie wir die Belastungssituation sehen, sondern vielmehr müssen wir sehen ob die Belastung sich auch auf den Abrieb auswirkt.
Bei ihrem Pferd sehe ich am Huf einen genügend abgeriebenen lateralen Zehenbereich, dafür einen zu wenig abgeriebenen lateralen Trachtenbereich. Die laterale Trachte schiebt bereits unter und drückt an der Trachtenwand eine Rundung heraus. Am Ende der Rundung lässt sich bereits ein Haarriss erahnen. Diese Hufsituation führt häufig dazu, dass das Pferd die Hufe etwas weiter auseinanderstellt, oder bei zehenenger Stellung gerader als es die eigentliche Stellung vorgibt. Das wiederum führt dazu, dass es sich beim Stehen auf die mediale Wand „lümmelt“ und diese durch die jetzt im Stand provozierte Belastung verbiegt.
Arbeitet man jetzt durch seitliches Beraspeln dieser Verbiegung entgegen, fördert man auch zwangsläufig den Abrieb an der Seite an der eigentlich keine Abriebförderung notwendig wäre. Sie sehen also so ganz einfach ist das mit der Abriebförderung auch wieder nicht.
Die kleine Abplatzung an der Hufwand passiert, weil Ihr Pferd eben gerne zumindest im gemütlichen Tempo über den lateralen Zehenbereich auffußt. Dagegen werden Sie nicht viel machen können außer diese Stelle immer etwas rund zu halten.
Außer den Rat zu geben zu sehen, dass die lateralen Trachten nicht noch länger werden und dem Pferd etwas mehr zehenenge Stellung zuzugestehen, kann ich Ihnen keinen Rat zur Bearbeitung geben. Das würde hier den Umfang sprengen. Vielleicht möchten Sie sich ja die Ausbildung zur Huforthopädin überlegen. So eine interessierte und überlegte Pferdebesitzerin würden wir gerne zur Ausbildung begrüßen.
Lieben Gruß
Astrid Arnold
dass Sie sich eine Umstellung in Ihrer alten Heimat schlecht vorstellen konnten, kann ich gut verstehen. Ich war letztes Jahr für ein paar Urlaubstage dort und bin viel mit meinem Hund spazieren gegangen. So harte Wege mit spitzem Schotter sind schon eine Herausforderung.
Schön, dass Ihnen die Umstellung in Ihrem neuen Zuhause so gut geglückt ist. Insbesondere sind es auch sehr gut gepflegte Hufe, gerade auch wenn es so viel Feuchtigkeit hat wie sie beschreiben.
Sie beschreiben die Hufe als medial mehr belastet. Da wäre ich mir nicht so sicher. Es ist ja nicht nur die Frage wie das Pferd im Stand die Hufe belastet, es kommt ja auch darauf an wie die Hufe in der Bewegung belastet werden. Für die Hufbefundung kommt es daher gar nicht so sehr darauf an wie wir die Belastungssituation sehen, sondern vielmehr müssen wir sehen ob die Belastung sich auch auf den Abrieb auswirkt.
Bei ihrem Pferd sehe ich am Huf einen genügend abgeriebenen lateralen Zehenbereich, dafür einen zu wenig abgeriebenen lateralen Trachtenbereich. Die laterale Trachte schiebt bereits unter und drückt an der Trachtenwand eine Rundung heraus. Am Ende der Rundung lässt sich bereits ein Haarriss erahnen. Diese Hufsituation führt häufig dazu, dass das Pferd die Hufe etwas weiter auseinanderstellt, oder bei zehenenger Stellung gerader als es die eigentliche Stellung vorgibt. Das wiederum führt dazu, dass es sich beim Stehen auf die mediale Wand „lümmelt“ und diese durch die jetzt im Stand provozierte Belastung verbiegt.
Arbeitet man jetzt durch seitliches Beraspeln dieser Verbiegung entgegen, fördert man auch zwangsläufig den Abrieb an der Seite an der eigentlich keine Abriebförderung notwendig wäre. Sie sehen also so ganz einfach ist das mit der Abriebförderung auch wieder nicht.
Die kleine Abplatzung an der Hufwand passiert, weil Ihr Pferd eben gerne zumindest im gemütlichen Tempo über den lateralen Zehenbereich auffußt. Dagegen werden Sie nicht viel machen können außer diese Stelle immer etwas rund zu halten.
Außer den Rat zu geben zu sehen, dass die lateralen Trachten nicht noch länger werden und dem Pferd etwas mehr zehenenge Stellung zuzugestehen, kann ich Ihnen keinen Rat zur Bearbeitung geben. Das würde hier den Umfang sprengen. Vielleicht möchten Sie sich ja die Ausbildung zur Huforthopädin überlegen. So eine interessierte und überlegte Pferdebesitzerin würden wir gerne zur Ausbildung begrüßen.
Lieben Gruß
Astrid Arnold
Re: Barhuf Umstellung Hufbearbeitung
Hallo Astrid,
vielen lieben Dank für die schnelle und so ausführliche Antwort. Zunächst vielen Dank auch für das Kompliment in Sache Hufpflege, ich investiere auch viel Zeit und Liebesmühe in die Hufe meiner Maus.
Eine Ausbildung zum Huforthopäden kommt für mich leider nicht mehr in Frage, ich gehe mit großen Schritten auf die 60, gerne würde ich jedoch für "meine" Hufe mein Wissen erweitern. Deshalb meine Frage nach weitergehende Literatur über das öffentlich verfügbare hinaus. Die Bücher von Konstanze Rasch füllen bereits mein Bücherregal.
Seit ich mich mit Pferden beschäftige und das sind mehr als 45 Jahre, beschäftige ich mit den Hufen.
Zeitweise habe ich meine drei mit Kunststoffbeschlägen selbst beschlagen, weil ich niemanden finden konnte der es mir gemacht hätte. Die Zeiten sind vorbei.
Ich habe mir heute die Trachten in natura nochmals dahingehend angeschaut. In der Tat ist das rechts klar erkennbar, dass die Trachte lateral länger ist als medial. Ich glaube ich werde ein paar mm weg nehmen. Die Ausbuchtung war mir schon aufgefallen, ich denke fast , dass das aus der Zeit mit Beschlag entstanden ist. Medial habe ich noch nie die Wand geschmälert allerdings waren die Eisen, trotz meiner Bitte nicht zu eng zu beschlagen , nach meiner Meinung, immer eher zu eng. Ich habe den Schmied einmal gewechselt nach zwei Beschlägen dann war es etwas besser. Dafür hat der dann Trachtenlehen angebracht, ohne Rücksprache, aus lauter Angst sie könnte sich ein Eisen abtreten. Ich will nicht wissen welche Auswirkungen das auf die Hufe hatte.
Am rechten Huf war die laterale Wand sogar mit deutlichem Knick wegen Überlänge, dafür sieht das jetzt schon ganz gut aus. Es bräuchte eben ein bisschen mehr Hornwachstum dann wäre das alles leichter. Wir hoffen auf wärmere Tage das könnte helfen.
Ich bedanke mich nochmals, liebe Grüße
Karin Schmieg
vielen lieben Dank für die schnelle und so ausführliche Antwort. Zunächst vielen Dank auch für das Kompliment in Sache Hufpflege, ich investiere auch viel Zeit und Liebesmühe in die Hufe meiner Maus.
Eine Ausbildung zum Huforthopäden kommt für mich leider nicht mehr in Frage, ich gehe mit großen Schritten auf die 60, gerne würde ich jedoch für "meine" Hufe mein Wissen erweitern. Deshalb meine Frage nach weitergehende Literatur über das öffentlich verfügbare hinaus. Die Bücher von Konstanze Rasch füllen bereits mein Bücherregal.
Seit ich mich mit Pferden beschäftige und das sind mehr als 45 Jahre, beschäftige ich mit den Hufen.
Zeitweise habe ich meine drei mit Kunststoffbeschlägen selbst beschlagen, weil ich niemanden finden konnte der es mir gemacht hätte. Die Zeiten sind vorbei.
Ich habe mir heute die Trachten in natura nochmals dahingehend angeschaut. In der Tat ist das rechts klar erkennbar, dass die Trachte lateral länger ist als medial. Ich glaube ich werde ein paar mm weg nehmen. Die Ausbuchtung war mir schon aufgefallen, ich denke fast , dass das aus der Zeit mit Beschlag entstanden ist. Medial habe ich noch nie die Wand geschmälert allerdings waren die Eisen, trotz meiner Bitte nicht zu eng zu beschlagen , nach meiner Meinung, immer eher zu eng. Ich habe den Schmied einmal gewechselt nach zwei Beschlägen dann war es etwas besser. Dafür hat der dann Trachtenlehen angebracht, ohne Rücksprache, aus lauter Angst sie könnte sich ein Eisen abtreten. Ich will nicht wissen welche Auswirkungen das auf die Hufe hatte.
Am rechten Huf war die laterale Wand sogar mit deutlichem Knick wegen Überlänge, dafür sieht das jetzt schon ganz gut aus. Es bräuchte eben ein bisschen mehr Hornwachstum dann wäre das alles leichter. Wir hoffen auf wärmere Tage das könnte helfen.
Ich bedanke mich nochmals, liebe Grüße
Karin Schmieg