seit 2 Jahren Hufrehe bei meiner Stute Emelie (6Jahre)

[Konstanze Rasch]

Hallo Frau Zeidler,
vielen Dank für Ihr update.
Da sind Sie ja bei einem orthopädischen Hufrehespezialisten gelandet. Herr Dr. Al Naem hat ja vor neun Jahren zum Thema orthopädische Therapie bei Rehehufen promoviert ...
Wenn Sie einen Blick in seine Arbeit werfen möchten, um sich zu den Ihnen evtl. jetzt dann weiter vorgeschlagenen Therapieoptionen (Beschlag, Bekleb, Verband) schon einmal vorab zu informieren, sagen Sie Bescheid. Ich kann Ihnen die Arbeit wenn sie möchten gern zuschicken.

Ich denke, die OP war die richtige Entscheidung. Die Infektion zu stoppen hatte oberste Priorität. Alles weitere müssen Sie einfach sehr gut bedenken und begleiten.

Aufkeilen ist jetzt natürlich das Kontrastprogramm zum Vorhergehenden …
Versuchen Sie dicht dabei zu bleiben und klug Einfluss zu nehmen.
Fotos beim Verbandswechsel wären sehr gut.

Viele Grüße
Konstanze Rasch

[Maja]

Hallo Frau Rasch,
ja ich wäre dankbar für die Arbeit von Dr. Al Naem. Wir sind auch insgesamt mit der Tierklinik sehr zufrieden, sie geben sich allergrößte Mühe mit Mensch und Tier und sind absolut empfehlenswert. Wenn wir das gewußt hätten, hätte ich schon früher Kontakt nach Altforweiler aufgenommen.
Liebe Grüße Maja Zeidler

Hier ein weiteres Update aus der Tierklinik, die versprochenen Bilder der Hufe habe ich endlich bekommen. Soweit im Moment ist alles überhornt und wir hoffen dass wir morgen die Gipse abnehmen können und sie diese Woche noch nach Hause darf. Der Hufschmied ist dann ebenfalls anwesend um das weitere Vorgehen zu besprechen. Wir sind gespannt.

16.05: Gestern war der Hufschmied da und die Gipse kamen ab. Sie hat jetzt einen Klebebeschlag mit einem Dalmer Cuff und Strahlunterstützung.
Es wurde noch verschiedene Tests gemacht und es hat sich gezeigt dass sie eine Insulinresistenz hat.
Morgen darf Emelie nach Hause. Sie wird weiter in einer Box stehen und einen Verband tragen, bis die Hufe entsprechend überhornt sind, so dass die Kapsel wieder stabil ist. Ich werde weiter berichten.

26.05: Emelie steht weiter in ihrer "Einzelhaft" aber sie erträgt es tapfer und es geht ihr gut. Ein weiterer Befund hat ein Polycystisches Ovar links und einen Granulosazelltumor rechts ergeben.

[Maja]

Neuigkeiten von Emelie:

Emelie geht es soweit gut sie kommt mittlerweile mit sehr wenig Schmerzmittel aus und wir hoffen dass wir in 2 Wochen ohne zurecht kommen. Die Beschläge scheinen dem Huf eine gute Stabilität zu geben, sie läuft gut und die Muskulatur ist locker. Leider hatte sie sich nach drei Wochen ein Eisen gelöst.

Die neuen Röntgenbilder sind auch gemacht. Das einzige was uns Sorge bereitet sind die Hohlräume zwischen der Hufsohle und dem Hufbein, hier kam es zwischenzeitlich zu vermehrtem Ausfluss der auch nicht gut roch. Wir haben nach dem Röntgen deshalb noch einige Tage einen desinfizierenden Angussverband gemacht und haben den Verband wieder auf klassische Hufverbände über dem Klebebeschlag umgestellt. Seit dem ist es besser.

[Konstanze Rasch]

Hallo Frau Zeidler,
gar nicht schön, dass die Infektion wieder aufgeflammt ist. Ich hatte so etwas schon befürchtet, wegen des Beklebs/Beschlags … Es ist einfach damit viel schlechter möglich, die Keimherde in den Hufen wirklich gescheit zu „bewirtschaften“ und jede neue Infektion in ihrem Anfang zu unterbinden. Es gibt schlicht zu viele Höhlen und Nischen und deutlich zu viele unruhige Hornstrukturen unter und hinter denen sich schon etwas eingenistet hat und auch wieder neu etwas einnisten kann.
Und das Klima am Huf ist um so schlechter und infektionsträchtiger, um so weniger man hier regelmäßig keimwidrig Spülen und Luft ranlassen kann.

Wir hatten am Telefon darüber gesprochen. Ich würde weiterhin Verbände favorisieren, darüber Hufschuhe mit stabilen Sohlen.

Es ist total vordringlich, dass die Infektionen gestoppt werden, sonst kann Emelie nicht überleben. Ich würde dazu raten, die Beschläge abzunehmen, alle unnötigen losen, deckelnden, alten, angerissenen Hornstrukturen zu entfernen, die Keimhöhlen ausfindig zu machen, am besten zu eröffnen oder wenn das an einer Stelle nicht möglich ist, diese Stelle mindestens einmal täglich zu spülen.
Mit einem desinfizierenden Angussverband kann man im Moment nicht wirklich was erreichen. Dazu sind die Hufe zu wenig sauber und (mittel)zugänglich bearbeitet.

Viele Grüße
Konstanze Rasch

[Maja]

Hallo Frau Rasch,

hier habe ich aktuelle Bilder von Emelies Hufen. Die Hufe sind mittleiweile trocken.

Sie haben geraten wieder auf Hufschuhe und Verband umzustellen um die Hufe in kürzeren Intervallen bearbeiten zu können. Haben sie einen Vorschlag für uns wie es aussehen sollte? Welche Hufschuhe und welche Einlagen empfehlen sie? Wie müssen wir die Hufe bearbeiten und reicht ein einfacher Sockenverband aus? Ausserdem soll viel Luft an den Huf, hier bin ich etwas überfordert. Einerseits soll sie weich stehen auf Sand oder tiefer Einstreu. Wenn ich den Huf offen lasse, setzt sich unweigerlich Dreck in die Hohlräume, oder ist ein Sockenüberzug atmungsaktiv genug? Ich hatte noch die Idee sie auf eine Schaumstoffmatte zu stellen, dann könnte sie draussen am Zaun angebunden stehen.

Das lose Horn wegzuschneiden hat auch Herr Al Naem vorgeschlagen auch dass Luft am Huf gut tun würde. Ich habe bedenken wenn wir an der Sohle alles wegschneiden, dass dann nichts mehr vorhanden ist, ausserdem wächst das Sohlenhorn kaum. Anscheinend ist die Lederhaut sehr stark geschädigt. Bei der Umstellung auf Barhuf muss ich mit meinen Spezialisten etwas behutsam umgehen, der Schmied ist sehr offen für alles, aber in der jetzigen Situation kann ich es mir mit dem Tierarzt nicht verscherzen, den brauche ich wahrscheinlich noch. Viele Fragen und schon im Vorraus vielen Dank für Ihre Mühe Maja und Emelie

[Konstanze Rasch]

Hallo Frau Zeidler,
es ist nicht leicht über die Ferne …
Sie haben völlig Recht, dass die Hufe nicht ohne Verband auf den Boden dürfen, da sich dann in jedem Fall wieder Dreck, Sand, Späne hineinsetzen, das muss unbedingt verhindert werden. „Luft ranlassen“ kann also nicht heißen, die Hufe bleiben ohne Verband, sondern es heißt, man entfernt gezielt die alten, kaputten, weiter reißenden, instabilen Hornstrukturen, um die darunter liegenden Höhlen freizulegen und betreuen zu können. Unter diesem alten Sohlendeckel hat sich bereits neues Horn gebildet (wenn es nicht demnächst wieder von den Keimen „zerfressen“ wird). Ein kurzer Luftkontakt täglich oder, wenn die Situation schon gebessert ist, aller 2-3 Tage ist schon ausreichend, weil die anaeroben Keime dies gar nicht mögen. Zusätzlich kann man seine keimmindernden Mittel anwenden.

Nur, so wie die Situation im Moment eingepackt ist, haben Sie hier keine Chance heranzukommen.

Zudem macht der Kleberaufbau eine abgedichtete Situation, die ein Muchtelklima erzeugt, so dass auch die hinteren Bereiche des Hufhornes (Seitenwände, Trachten) gefährdet sind. Die Hohlräume, die hier entstehen können, machen Ihnen die einzigen Strukturen kaputt, die Emelie im Moment tragen können. Denn ein Druck auf die vorderen Sohlenbereiche (Hufbein) muss auf jeden Fall vermieden werden. Das Einzige, was in diesem Bereich des Hufbeines drunter darf ist ein weiches, reversibel verformbares Material. Am besten geeignet hierfür ist Komprex. Das sind spezielle Wundkompressen aus der Geriatrie. Ich kann Ihnen hierzu einen link zuschicken.
Sie bräuchten dringend einen Menschen vor Ort, der mit dieser Situation vernünftig umzugehen weiß. Ich habe Bedenken, dass Sie das, was ich hier tun würde und Ihnen rate, selbst nicht umsetzen können. Aber letztlich ist es gefährlich, wenn die Situation so bleibt wie sie jetzt ist.

Der einzig vernünftige Plan aus meiner Sicht wäre, Bekleb ab, Höhlen freilegen, dysfunktionales Sohlenhorn hierfür entfernen, die Seiten- und Trachtenwände als tragende Strukturen erhalten (dafür muss man sicher auch hier etwas tun, klug, stabilisierend, Schaden begrenzend, Horn erhaltend …), keimmindernde Mittel anbringen, Komrexeinlagen passend machen (wahrscheinlich doppellagig), im hinteren Bereich evtl. zusätzliche Unterstützung schaffen (je nach Situation durch Schafwolle oder zusätzliches Komprex oder auch durch ein festeres Material (Trittschalldämmung) je nach Situation, die dort vorgefunden wird), Huf mit Verband schützen und je nach Situation Hufschuh drüber oder Tape.

Viele Grüße
Konstanze Rasch

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[Maja]

Hallo Frau Rasch,

prinzipiell bin ich ganz bei ihnen, aber wie soll ich es umsetzen? Wir haben leider niemanden der uns unterstützt ausser Herrn Al Naem und Geoffroy Boyart den Hufschmied.
Sie müssten mir dann bitte etwas konkreter sagen was zu tun ist, damit ich es mit den Beiden besprechen kann. Welche Einlage, wie soll die Einlage geformt sein, welche Hufschuhe?
Was heißt "klug, stabilisierend, Schaden begrenzend, Horn erhaltend" ich weiss es ist sicher nicht leicht alles explizit zu erklären, aber wenn wir es umsetzen wollen, muss ich es genau erklären können. Wie besprochen dürfen sie ihre zeut sehr gern in Rechnung stellen.

Viele Grüße Maja Zeidler

[Konstanze Rasch]

Hallo Frau Zeidler,
als Einlage eignet sich einzig KOMPREX. Das ist ein ausreichend weiches und vor allem reversibles Material. Bspw. hier: https://www.vitalisto.de/komprex-schaum ... 1-m-x-1-cm

Hufschuhe benötigen Sie welche mit einer festen Sohle, die 24h am Huf verbleiben können. Z.B. kommen da die EasyBoot Cloud in Frage.

Wie man vernünftig mit dem Horn umgeht, muss letztlich derjenige vor Ort entscheiden. Man muss im Moment der Bearbeitung überlegen, was funktional ist, was dysfunktional ist und wie man diese Stellen klug hinterlassen kann, dass sie wieder Funktionalität bekommen. Und andererseits, was es für Konsequenzen hat, wenn man dies oder jenes entfernt oder so und so hinterlässt.
Im Moment ist ja der Bekleb dran und ich weiß nicht, was dann an Horn steht und wie es konkret an den verschiedenen Stellen aussieht, wenn der Aufbau herunten ist.
Ich kann Ihnen nur anbieten, dass Sie mich irgendwie per Video zuschalten und ich versuche ausreichend zu sehen und die Bearbeitung anzuleiten. Leicht wird das nicht ...

Viele Grüße
Konstanze Rasch

[Anna Lindström]

Guten Tag Frau Zeidler,

mein Name ist Anna Lindström und ich bin bei Ihnen in der Nähe (Luxemburg und Limbach bei Kirn). Ich mache die Ausbildung zur Huforthopädin bei Dr Konstanze Rasch und habe mit ihr am Wochenende den Fall besprochen.
Ich würde gerne vorbei kommen und mir die Situation vor Ort ankucken, um dann noch eine detailiertere Befundung an Dr Rasch weiterleiten zu können. Auch kann ich noch passendere Fotos anfertigen, da ich durch die Ausbildung weis welche Blickepunkte wir zur Beurteilung benötigen. Weiterhin bin ich Fotografin und verfüge über das entsprechende Equipement.

Sie können mich unter info@annsophielindstroem.com persönlich erreichen.

Mit besten Grüßen,
Anna Lindström

[Maja]

Danke Frau Lindström, ich werde sie gern kontaktieren. Wir haben letzte Woche nocheinmal Röntgenbilder gemacht, die vorab. Grüße Maja Zeidler