Hallo,
Frau Politz ist diese Woche im Urlaub. Da sie sich bislang mit Ihnen bereits intensiv ausgetauscht hat und es scheinbar im Moment keiner akuten Hilfe bedarf, möcht ich Sie bitten, auf die Rückkehr von Frau Politz zu warten.
Sollten Sie dennoch noch dringende Fragen haben, schreiben Sie gerne wieder.
Viele Grüße
Bitte Hufe beurteilen-Aufpolstern?
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- Nadja Politz
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Re: Bitte Hufe beurteilen-Aufpolstern?
Hallo,
PPID/equines Cushing (ECS) ohne erhöhten ACTH-Wert schließt sich quasi per Definition aus, da es bei der Erkrankung ja gerade um die erhöhte Produktion des Proopiomelanocortin (POMC) geht. POMC ist ein Vorläuferprotein, auf dessen Grundlage neben ACTH noch weitere Peptidhormone gebildet werden, welche im Übermaß zu den unterschiedlichen Symptomen bei PPID führen sollen. Bislang wird beim Pferd aber exemplarisch für diese Peptidhormone nur ACTH gemessen.
Prascend ist ein Dopaminagonist = Dopaminersatz, der gegeben wird, um genau diese Überproduktion zu drosseln. Ohne Überproduktion kann aber ja nix gedrosselt werden...
Zur Insulindysregulation:
Fruktan hat keinen Einfluss auf den Insulinhaushalt. Dieser Wert ist daher nicht zu berücksichtigen.
Ein Gesamtzuckerwert von 8,7% kann durchaus reheerhaltend sein. Für stoffwechselgesunde Pferde wird ein Gesamtzuckerwert von max. 10% empfohlen. Bei stoffwechselgestörten Pferde ist dieser "Grenzwert" individuell unterschiedlich, aber eigentlich immer deutlich niedriger. Wir (und auch andere Pferdefachleute. Infos kann man im Internet dazu finden) haben beobachtet, dass solche Tiere häufig erst ab Gesamtzuckerwerten um die 5% wirklich aus dem Rehen herauskommen.
Was ist das denn für ein "Prüfbericht" der das Heu als rehegeeignet empfiehlt?
Da solch niedrigzuckriges Heu oft schwerlich zu bekommen ist, kann man sich mit Waschen/Baden des Heus behelfen, oder übergangsweise niedrigzuckrige Heucobs füttern.
Das alles halte ich für viel zentraler als etwaige Zufutter, Kräuter und Stoffwechselkuren.
Wenn die Basis stimmt, dann können diese sicherlich sehr gut ergänzend eingesetzt werden.
In diesem Zusammenhang möchte ich aber keine generellen Empfehlungen für ein Mineralfutter oder sonstige Produkte aussprechen, da dies nicht mein Fachgebiet ist und ich denke, dass auch soetwas am Besten durch eine individuelle Fachberatung bei kundigen Phytotherapeuten/Tierheilpraktikern/Stoffwechselexperten für dieses eine Pferd in dieser aktuellen Situation angeschaut werden sollte.
Auch das Thema verändertes Fell und Rosse kann mit diversen Stoffwechselschieflagen in Zusammenhang stehen. Dem sollte individuell auf den Grund gegangen werden.
Viele Grüße
Nadja Politz
PPID/equines Cushing (ECS) ohne erhöhten ACTH-Wert schließt sich quasi per Definition aus, da es bei der Erkrankung ja gerade um die erhöhte Produktion des Proopiomelanocortin (POMC) geht. POMC ist ein Vorläuferprotein, auf dessen Grundlage neben ACTH noch weitere Peptidhormone gebildet werden, welche im Übermaß zu den unterschiedlichen Symptomen bei PPID führen sollen. Bislang wird beim Pferd aber exemplarisch für diese Peptidhormone nur ACTH gemessen.
Prascend ist ein Dopaminagonist = Dopaminersatz, der gegeben wird, um genau diese Überproduktion zu drosseln. Ohne Überproduktion kann aber ja nix gedrosselt werden...
Zur Insulindysregulation:
Fruktan hat keinen Einfluss auf den Insulinhaushalt. Dieser Wert ist daher nicht zu berücksichtigen.
Ein Gesamtzuckerwert von 8,7% kann durchaus reheerhaltend sein. Für stoffwechselgesunde Pferde wird ein Gesamtzuckerwert von max. 10% empfohlen. Bei stoffwechselgestörten Pferde ist dieser "Grenzwert" individuell unterschiedlich, aber eigentlich immer deutlich niedriger. Wir (und auch andere Pferdefachleute. Infos kann man im Internet dazu finden) haben beobachtet, dass solche Tiere häufig erst ab Gesamtzuckerwerten um die 5% wirklich aus dem Rehen herauskommen.
Was ist das denn für ein "Prüfbericht" der das Heu als rehegeeignet empfiehlt?
Da solch niedrigzuckriges Heu oft schwerlich zu bekommen ist, kann man sich mit Waschen/Baden des Heus behelfen, oder übergangsweise niedrigzuckrige Heucobs füttern.
Das alles halte ich für viel zentraler als etwaige Zufutter, Kräuter und Stoffwechselkuren.
Wenn die Basis stimmt, dann können diese sicherlich sehr gut ergänzend eingesetzt werden.
In diesem Zusammenhang möchte ich aber keine generellen Empfehlungen für ein Mineralfutter oder sonstige Produkte aussprechen, da dies nicht mein Fachgebiet ist und ich denke, dass auch soetwas am Besten durch eine individuelle Fachberatung bei kundigen Phytotherapeuten/Tierheilpraktikern/Stoffwechselexperten für dieses eine Pferd in dieser aktuellen Situation angeschaut werden sollte.
Auch das Thema verändertes Fell und Rosse kann mit diversen Stoffwechselschieflagen in Zusammenhang stehen. Dem sollte individuell auf den Grund gegangen werden.
Viele Grüße
Nadja Politz
Re: Bitte Hufe beurteilen-Aufpolstern?
Hallo Frau Politz,
bei Gulla hatte sich der Zustand trotz der Diät (2-3 Monate) verschlechtert, deshalb habe ich ihr das Prascend ja gegeben. Zur Zeit der Medikamentengabe fand keine weitere Veränderung in der Behandlung statt und kurz danach begann das Fell sich zu glätten. Deshalb halte ich das Medikament bei ihr trotz des für ein Pony niedrigen ACTH-Wertes für wirksam. Auch wenn es sich nicht direkt auf die Rehe auswirkt, müsste die Gluconeogenese (ähnlich wie beim Steroiddiabetes) eine Heilung beeinträchtigen. Gullas Rosse hat jetzt auch wieder eingesetzt, was schon für ein PPID spricht. Da das Fell auf einen Dopaminagonist reagiert hat, habe ich überlegt, ob Mönchspfeffer als Dopaminagonist ähnlich wirksam wäre. Dies scheint aber nicht der Fall zu sein, es hilft offenbar nicht als Ersatz, sondern nur als Ergänzung, da er deutlich schwächer in der Wirkung ist.
Der ACTH-Wert eignet sich nicht für eine Früherkennung bei Cushing und ein Schwellenwert für die unterschiedliche Ausprägung der Symptome gibt es nicht. (siehe Studie Pituitary Pars Intermedia Dysfunction (PPID) –Korreliert die Höhe der gemessenen ACTH-Konzentration mit der Ausprägung der klinischen Symptomatik? Susanne Pichon1 und Heidrun Gehlen2).
Was bei dem einen Pferd bereits PPID ist, ist bei anderen noch ein normaler Wert (https://dr-mengeler.de/wp-content/uploa ... Gehrke.pdf ) und der Laborbericht hat ihn bei Gulla als verdächtig eingestuft.
Ein direkter Zusammenhang zwischen ACTH und Rehe besteht scheinbar nicht, es besteht aber wohl ein Zusammenhang zwischen dem erhöhten Cortisolspiegel und dem als Gegenreaktion erhöhten Insulinspiegel. Die dadurch vermutlich entstandene Insulinresistenz war bei Gulla durch eine reine Zuckerreduktion nicht zu behandeln. Ein Zuviel an Zucker kann nicht durch das Heu und auch nicht durch das geringe (und danach ausgelassene) Zusatzfutter vorgelegen haben. Bewegung war durch die Rehe leider nicht möglich.
Das Heu habe ich bis zum Erhalt des Prüfberichtes über Nacht in Wasser getaucht. Der Prüfbericht stammt von der LUFA (Inhaltsstoffpaket), die Sie mir dafür empfohlen haben. Da dieser das Heu für geeignet eingestuft hat, habe ich danach nicht mehr getaucht, um die anderen Nährstoffe nicht herauszuwaschen. Eine Verschlechterung ist dadurch bei Gulla bis jetzt nicht eingetreten. Sollte sie wieder einen Schub bekommen, werde ich es aber wohl wieder tauchen müssen. Denn sonst fällt mir keine weitere Zuckerquelle ein.
Mir sind die Nebenwirkungen von Prascend durchaus bewusst, doch ich sehe z. Z. keine Alternative für Gulla. Dennoch hoffe ich, die Dosierung verringern und durch Mönchspfeffer zum Teil ersetzen zu können. Aber erst, wenn die Hufe saniert sind.
Ich danke nochmals recht herzlich für die vielen Informationen und Denkanstöße und für Ihre Mühe und Zeit.
Liebe Grüße
bei Gulla hatte sich der Zustand trotz der Diät (2-3 Monate) verschlechtert, deshalb habe ich ihr das Prascend ja gegeben. Zur Zeit der Medikamentengabe fand keine weitere Veränderung in der Behandlung statt und kurz danach begann das Fell sich zu glätten. Deshalb halte ich das Medikament bei ihr trotz des für ein Pony niedrigen ACTH-Wertes für wirksam. Auch wenn es sich nicht direkt auf die Rehe auswirkt, müsste die Gluconeogenese (ähnlich wie beim Steroiddiabetes) eine Heilung beeinträchtigen. Gullas Rosse hat jetzt auch wieder eingesetzt, was schon für ein PPID spricht. Da das Fell auf einen Dopaminagonist reagiert hat, habe ich überlegt, ob Mönchspfeffer als Dopaminagonist ähnlich wirksam wäre. Dies scheint aber nicht der Fall zu sein, es hilft offenbar nicht als Ersatz, sondern nur als Ergänzung, da er deutlich schwächer in der Wirkung ist.
Der ACTH-Wert eignet sich nicht für eine Früherkennung bei Cushing und ein Schwellenwert für die unterschiedliche Ausprägung der Symptome gibt es nicht. (siehe Studie Pituitary Pars Intermedia Dysfunction (PPID) –Korreliert die Höhe der gemessenen ACTH-Konzentration mit der Ausprägung der klinischen Symptomatik? Susanne Pichon1 und Heidrun Gehlen2).
Was bei dem einen Pferd bereits PPID ist, ist bei anderen noch ein normaler Wert (https://dr-mengeler.de/wp-content/uploa ... Gehrke.pdf ) und der Laborbericht hat ihn bei Gulla als verdächtig eingestuft.
Ein direkter Zusammenhang zwischen ACTH und Rehe besteht scheinbar nicht, es besteht aber wohl ein Zusammenhang zwischen dem erhöhten Cortisolspiegel und dem als Gegenreaktion erhöhten Insulinspiegel. Die dadurch vermutlich entstandene Insulinresistenz war bei Gulla durch eine reine Zuckerreduktion nicht zu behandeln. Ein Zuviel an Zucker kann nicht durch das Heu und auch nicht durch das geringe (und danach ausgelassene) Zusatzfutter vorgelegen haben. Bewegung war durch die Rehe leider nicht möglich.
Das Heu habe ich bis zum Erhalt des Prüfberichtes über Nacht in Wasser getaucht. Der Prüfbericht stammt von der LUFA (Inhaltsstoffpaket), die Sie mir dafür empfohlen haben. Da dieser das Heu für geeignet eingestuft hat, habe ich danach nicht mehr getaucht, um die anderen Nährstoffe nicht herauszuwaschen. Eine Verschlechterung ist dadurch bei Gulla bis jetzt nicht eingetreten. Sollte sie wieder einen Schub bekommen, werde ich es aber wohl wieder tauchen müssen. Denn sonst fällt mir keine weitere Zuckerquelle ein.
Mir sind die Nebenwirkungen von Prascend durchaus bewusst, doch ich sehe z. Z. keine Alternative für Gulla. Dennoch hoffe ich, die Dosierung verringern und durch Mönchspfeffer zum Teil ersetzen zu können. Aber erst, wenn die Hufe saniert sind.
Ich danke nochmals recht herzlich für die vielen Informationen und Denkanstöße und für Ihre Mühe und Zeit.
Liebe Grüße
Re: Bitte Hufe beurteilen-Aufpolstern?
Hallo Frau Politz,
ganz herzlichen Dank nochmals für Ihre Unterstützung und die vielen Informationen. Der Erfahrungsaustausch mit Ihnen war mir eine große Hilfe, weil ich mich dadurch mit dem Stoffwechsel eines Rehe- und Cushing-Pferdes befasst habe.
Gulla hatte bis jetzt keinen neuen Reheschub mehr. Die Hufpflegerin ist optimistisch, dass sich die Rehe herauswächst. Der Huf wächst recht gerade wieder herunter. Vielleicht hat es bei ihr einfach länger gedauert, bis sich die Insulinresistenz zurückgebildet hat. Sie ist jetzt eingestellt auf eine halbe Tablette Prascend, Mönchspfeffer und eine Kräutermischung. Natürlich erhält sie immer noch rationiertes Heu. Damit geht es ihr jetzt recht gut und ich hoffe sehr, dass es anhaltend bleibt.
Liebe Grüße und nochmals Dankeschön
ganz herzlichen Dank nochmals für Ihre Unterstützung und die vielen Informationen. Der Erfahrungsaustausch mit Ihnen war mir eine große Hilfe, weil ich mich dadurch mit dem Stoffwechsel eines Rehe- und Cushing-Pferdes befasst habe.
Gulla hatte bis jetzt keinen neuen Reheschub mehr. Die Hufpflegerin ist optimistisch, dass sich die Rehe herauswächst. Der Huf wächst recht gerade wieder herunter. Vielleicht hat es bei ihr einfach länger gedauert, bis sich die Insulinresistenz zurückgebildet hat. Sie ist jetzt eingestellt auf eine halbe Tablette Prascend, Mönchspfeffer und eine Kräutermischung. Natürlich erhält sie immer noch rationiertes Heu. Damit geht es ihr jetzt recht gut und ich hoffe sehr, dass es anhaltend bleibt.
Liebe Grüße und nochmals Dankeschön
- Nadja Politz
- Beiträge: 158
- Registriert: 26.02.2016, 11:35
- Wohnort: Großweitzschen, Sachsen
Re: Bitte Hufe beurteilen-Aufpolstern?
Hallo,
vielen Dank, dass Sie sich nocheinmal melden, denn es ist schön zu lesen, dass es Gulla besser geht!
Im Gebiet der Stoffwechselerkrankungen, wie beispielsweise der durch Insulindysregulation am Laufen gehaltenen Hufrehe, ist noch vieles unbekannt und unerforscht. Was bei dem einen Pferd gut anschlägt, zeigt bei einem anderen trotz ganz ähnlicher Symptomatik keine Wirkung.
Daher ist bei jedem neuen Fall "Detektivarbeit" zu leisten. Möglichst viele Indizien müssen zusammengetragen werden, um den spezifischen Zusammenhängen auf die Spur zu kommen. Passende Lösungswege müssen dann auch oft sehr individuell gefunden werden. Das ist beileibe nicht immer eine einfache Aufgabe. Um so schöner ist es, wenn sich Besserungen einstellen und man herausgefunden hat, wie die vorliegende Symptomatik zu managen ist.
Auch unsere 14. Huftagung behandelt diesen Themenkreis der hormonell bedingten Hufrehe.
https://www.dhgev.de/huftagungen/14-huftagung-der-dhg
Referenten aus Forschung und Praxis werden aktuelle Erkenntnisse vorstellen. Im Sinne der Pferde hoffe ich sehr, dass es in den nächsten Jahren gelingt, immer mehr gesichertes Wissen zu erlangen, um auch in komplexen Fällen schnell und zielsicher helfen zu können.
Alles Gute für Sie und Gulla. Berichten Sie gern mal wieder!
Viele Grüße
Nadja Politz
vielen Dank, dass Sie sich nocheinmal melden, denn es ist schön zu lesen, dass es Gulla besser geht!
Im Gebiet der Stoffwechselerkrankungen, wie beispielsweise der durch Insulindysregulation am Laufen gehaltenen Hufrehe, ist noch vieles unbekannt und unerforscht. Was bei dem einen Pferd gut anschlägt, zeigt bei einem anderen trotz ganz ähnlicher Symptomatik keine Wirkung.
Daher ist bei jedem neuen Fall "Detektivarbeit" zu leisten. Möglichst viele Indizien müssen zusammengetragen werden, um den spezifischen Zusammenhängen auf die Spur zu kommen. Passende Lösungswege müssen dann auch oft sehr individuell gefunden werden. Das ist beileibe nicht immer eine einfache Aufgabe. Um so schöner ist es, wenn sich Besserungen einstellen und man herausgefunden hat, wie die vorliegende Symptomatik zu managen ist.
Auch unsere 14. Huftagung behandelt diesen Themenkreis der hormonell bedingten Hufrehe.
https://www.dhgev.de/huftagungen/14-huftagung-der-dhg
Referenten aus Forschung und Praxis werden aktuelle Erkenntnisse vorstellen. Im Sinne der Pferde hoffe ich sehr, dass es in den nächsten Jahren gelingt, immer mehr gesichertes Wissen zu erlangen, um auch in komplexen Fällen schnell und zielsicher helfen zu können.
Alles Gute für Sie und Gulla. Berichten Sie gern mal wieder!
Viele Grüße
Nadja Politz