Hallo,
Ich habe eine 19jährige Isy/Shettystute, die mit Rehe kämpft. Sie ist durch Großwerden der Tochter kaum noch genutzt, nie satt und zu fett. Auf die Weide geht sie kaum noch.
Ende Februar, als es noch einmal sehr kalte Frostnächte gab, ging sie lahm. Fühlig, aber keine Sägebockstellung. Sie leidet auch immer sehr unter dem Fellwechsel.
Wir haben erst mal Weiderinde und Mädesüß gefüttert. Es wurde besser. Dann aber wieder schlimmer. Hufschmied war da, hat geschnitten. Dann TA. Sie bekommt Schmerz- und Entzündungsmittel, wir kühlen. Es bessert sich nichts. Jetzt hat sie Keile drunter. Ich bin mir nicht sicher, wie sie das findet. Röntgenbilder sind schrecklich, hänge ich an. TA sagt, Hufschmied muss ran. Schmied sagt, Keile erst mal lassen. Wenn sie nicht lahmfrei wird, erlösen. Sieht jemand noch Hoffnung?
Traurige Grüße....Babette
Hufbeinrotation.... aussichtslos?
Hufbeinrotation.... aussichtslos?
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Re: Hufbeinrotation.... aussichtslos?
Guten Abend liebe Babette,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Um Ihre wichtigste Frage vorab zu beantworten: Anhand der von ihnen aktuell geschilderten Lage und den beigefügten Röntgenbildern gibt es aus unserer Sicht durchaus noch Verbesserungspotenzial bei der Ernährung und auch am Huf und damit auch Hoffnung.
Bitte sagen Sie mir vorab einmal, wo ihr Pferd steht (Adresse) , damit wir schauen können, ob eine/einer unserer Kollegen in ihrer Nähe ist.
Anhand der Röntgenbilder sehe ich eine Wandrotation und keine (oder nur eine sehr geringe) Hufbeinrotation. Die Wandrotation passiert, weil durch die Hufrehe die Wandlederhaut entzündet ist und der so genannte Hufbeinträger "die Wand loslässt". Die Ursachen dafür müssen dringend abgestellt werden, deshalb möchte ich folgendes empfehlen:
1. hr Pferd sollte dringend auf Diät gesetzt werden, dh. überhaupt keinen Weidegang mehr und auch nicht hier und da grasen lassen. Es ist wirklich nötig an dieser Stelle sehr diszipliniert zu sein.
2. Heu sollte rationiert gefüttert werden und am besten wäre es, wenn sie Heu beschaffen könnten, dass auf den Gesamtzuckergehalt getestet ist und da recht niedrig liegt
3. Gegen die Schmerzen Kräuter zu geben ist eine gute Sache, aber achten Sie dringend darauf, dass alle anderen Zusatzfutter mit Zucker, Getreide etc. gestrichen werden. Auch Obst, Leckerli aller Art.
Hierbei geht es nur teilweise darum, dass das Pferd zu dick ist. Wahrscheinlich ist aber auch der Zuckerstoffwechsel gestört, was auch schlanken Pferden passieren kann. Sie beschreiben die Schwierigkeiten beim Fellwechsel. Das ist zusammen mit dem Alter ihres Pferdes ein Indiz für PPID (wird auch Cushing genannt).
4. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass einige Schmerzmittel und Entzündungshemmer die Reheproblematik befördern, bzw. erhalten. Es wäre gut, wenn diese Mittel alsbald reduziert bzw. ausgeschlichen werden könnten. Eine strikte Diät kann dabei helfen, dass die Schmerzen weniger werden.
5. Kühlen bei Schmerzen und Entzündung ist eine sehr gute Sache. Bitte achten Sie darauf, dass sie auch richtig kalt arbeiten, dh mit Eiswasser oder crushed Eis, und keinesfalls unter 45 min. kühlen. Kurzes Kühlen macht einen Kneipp-Effekt und bewirkt das Gegenteil dessen was wir wollen. Je länger Sie kühlen desto besser, auch mehrere Tage am Stück oder 8 h tagsüber, wie es schaffbar ist.
5. Wir empfehlen die Veränderungen an den Hufen (Wandrotation) barhuf zu behandeln.
Gerne melden Sie sich doch zu den Punkten zurück
Herzliche Grüße
Verena Deserno
vielen Dank für Ihre Anfrage. Um Ihre wichtigste Frage vorab zu beantworten: Anhand der von ihnen aktuell geschilderten Lage und den beigefügten Röntgenbildern gibt es aus unserer Sicht durchaus noch Verbesserungspotenzial bei der Ernährung und auch am Huf und damit auch Hoffnung.
Bitte sagen Sie mir vorab einmal, wo ihr Pferd steht (Adresse) , damit wir schauen können, ob eine/einer unserer Kollegen in ihrer Nähe ist.
Anhand der Röntgenbilder sehe ich eine Wandrotation und keine (oder nur eine sehr geringe) Hufbeinrotation. Die Wandrotation passiert, weil durch die Hufrehe die Wandlederhaut entzündet ist und der so genannte Hufbeinträger "die Wand loslässt". Die Ursachen dafür müssen dringend abgestellt werden, deshalb möchte ich folgendes empfehlen:
1. hr Pferd sollte dringend auf Diät gesetzt werden, dh. überhaupt keinen Weidegang mehr und auch nicht hier und da grasen lassen. Es ist wirklich nötig an dieser Stelle sehr diszipliniert zu sein.
2. Heu sollte rationiert gefüttert werden und am besten wäre es, wenn sie Heu beschaffen könnten, dass auf den Gesamtzuckergehalt getestet ist und da recht niedrig liegt
3. Gegen die Schmerzen Kräuter zu geben ist eine gute Sache, aber achten Sie dringend darauf, dass alle anderen Zusatzfutter mit Zucker, Getreide etc. gestrichen werden. Auch Obst, Leckerli aller Art.
Hierbei geht es nur teilweise darum, dass das Pferd zu dick ist. Wahrscheinlich ist aber auch der Zuckerstoffwechsel gestört, was auch schlanken Pferden passieren kann. Sie beschreiben die Schwierigkeiten beim Fellwechsel. Das ist zusammen mit dem Alter ihres Pferdes ein Indiz für PPID (wird auch Cushing genannt).
4. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass einige Schmerzmittel und Entzündungshemmer die Reheproblematik befördern, bzw. erhalten. Es wäre gut, wenn diese Mittel alsbald reduziert bzw. ausgeschlichen werden könnten. Eine strikte Diät kann dabei helfen, dass die Schmerzen weniger werden.
5. Kühlen bei Schmerzen und Entzündung ist eine sehr gute Sache. Bitte achten Sie darauf, dass sie auch richtig kalt arbeiten, dh mit Eiswasser oder crushed Eis, und keinesfalls unter 45 min. kühlen. Kurzes Kühlen macht einen Kneipp-Effekt und bewirkt das Gegenteil dessen was wir wollen. Je länger Sie kühlen desto besser, auch mehrere Tage am Stück oder 8 h tagsüber, wie es schaffbar ist.
5. Wir empfehlen die Veränderungen an den Hufen (Wandrotation) barhuf zu behandeln.
Gerne melden Sie sich doch zu den Punkten zurück
Herzliche Grüße
Verena Deserno
Re: Hufbeinrotation.... aussichtslos?
Guten Morgen , Frau Deserno,
Lieben Dank für die nette Antwort.
Also, das Pony kommt nicht auf die Weide. Sie war sonst in der Saison abends für etwa 30 Minuten mit draußen, im Winter gar nicht.
Wir wohnen in 15324, da wird wohl niemand von Ihnen unterwegs sein.
Gefüttert wird nur Heu und das abgewogen.
Das Medikament, dass sie erhält, heißt Flunidol....
Ich kühle nun weiter und werde sehen, was der Schmied nachher sagt.
Viele Grüße
Babette
Lieben Dank für die nette Antwort.
Also, das Pony kommt nicht auf die Weide. Sie war sonst in der Saison abends für etwa 30 Minuten mit draußen, im Winter gar nicht.
Wir wohnen in 15324, da wird wohl niemand von Ihnen unterwegs sein.
Gefüttert wird nur Heu und das abgewogen.
Das Medikament, dass sie erhält, heißt Flunidol....
Ich kühle nun weiter und werde sehen, was der Schmied nachher sagt.
Viele Grüße
Babette
Re: Hufbeinrotation.... aussichtslos?
Aktuelles Update.... Schmied war gestern da. Sie steht jetzt hinten tiefer, Zehen sind gekürzt, barhuf. Es scheint ihr angenehm zu sein. Sie läuft auf weichem Boden besser, sonst sehr staksig.
Cushingtest war vor 3 Jahren negativ, testen wir neu. Aber jetzt ist lt. TA die falsche Jahreszeit....
Hoffnungsvolle Grüße
Babette
Cushingtest war vor 3 Jahren negativ, testen wir neu. Aber jetzt ist lt. TA die falsche Jahreszeit....
Hoffnungsvolle Grüße
Babette
- Nadja Politz
- Beiträge: 158
- Registriert: 26.02.2016, 11:35
- Wohnort: Großweitzschen, Sachsen
Re: Hufbeinrotation.... aussichtslos?
Hallo Frau Abromeit,
wenn Sie Ihrem Pony langfristig helfen wollen, führt kein Weg daran vorbei, dass Sie sich etwas in die Materie einarbeiten, damit Sie unabhängig von den gut gemeinten Ratschlägen von Fachleuten, Foren, Pferdefreunden usw. verstehen lernen, welche Maßnahmen an Huf und Pony sinnvoll und hilfreich sind und welche nicht.
Warum das Herunterschneiden der Trachten und ein (zu) starkes Zurücknehmen der Zehe keine sinnvollen Maßnahmen sind und "irgendein Trick" in der Hufbearbeitung nicht zum gewünschten Ziel führen wird, erläutert Dr. Konstanze Rasch unter anderem in diesen Videos:
"Das Potential des Barhufes bei der Sanierung von Hufreheschäden Teil 1-4".
Hier gelangen Sie zu Teil 1:
https://www.dhgev.de/hufthemen/hufrehe/ ... eden#c2927
Ihre Beschreibungen klingen nach einer anhaltenden Reaktion auf ein "Zuviel" IM Futter, nicht unbedingt AN Futter, da Sie das ja schon abwiegen. Wahrscheinlich liegt eine Insulindysregulation vor. Da reicht das Abwiegen des Heus meist leider nicht mehr aus, da die Gesamtzuckerwerte in Heu seit Jahren ansteigen. Es macht daher Sinn, durch eine Heuanalyse zu ermitteln, wie hoch die Gesamtzuckerwerte im Heu sind. Ich empfehle hierfür die Lufa:
https://www.lufa-nord-west.de/index.cfm ... /2006.html
Dann kann man entsprechend reagieren und die Ernährung anpassen. z.B. durch Wechsel zu einem geeigneten Heu oder Baden des vorhandenen Heus, um Zucker zu reduzieren.
Zu zuckerhaltige Nahrung - und ja da reicht mittlerweile oft reine Heufütterung - führt zu überhöhten Insulinreaktionen und diese führen dann zu der anhaltenden Hufrehe.
Sobald das Pony schmerzfrei ist, hilft neben gezielter Gewichtsreduktion durch passendes Futter auch möglichst viel Bewegung den Stoffwechsel langfristig wieder auf Vordermann zu bringen.
Im Bereich "Hufthemen-Hufrehe" finden Sie weitere Artikel und Vorträge zum Thema Hufrehe und Sanierung von Rehehufen. In Ihrer aktuellen Situation empfehle ich Ihnen passend zu den o.g. Videos folgenden Artikel als erste Lektüre:
"Das Potential des Barhufes bei der Sanierung von Hufreheschäden"
https://www.dhgev.de/hufthemen/hufrehe/ ... heschaeden
Einen Cushingtest halte ich unabhängig von der Jahreszeit nicht für zielführend. Das wird nicht das Problem des Ponys sein. Der gestörte Fellwechsel kann durchaus mit der Fettleibigkeit und dadurch vorhandenen Stoffwechselstörungen zusammenhängen.
Unsere diesjährige Huftagung mit dem Titel: "Die hormonell bedingte Hufrehe und ihre Folgen - Spezialthema: Hufbeindurchbruch" behandelt genau diese Themen.
https://www.dhgev.de/huftagungen/14-huftagung-der-dhg.
Nach der Huftagung am 08.06.2024 wird die Tagungsmappe mit den entsprechenden Fachartikeln in unserem Shop erhältlich sein. In dieser können Sie dann entsprechend aktuelle Informationen zum Thema "Equines Cushing" oder mittlerweile korrekt "PPID" einholen.
Alles Gute
Nadja Politz
wenn Sie Ihrem Pony langfristig helfen wollen, führt kein Weg daran vorbei, dass Sie sich etwas in die Materie einarbeiten, damit Sie unabhängig von den gut gemeinten Ratschlägen von Fachleuten, Foren, Pferdefreunden usw. verstehen lernen, welche Maßnahmen an Huf und Pony sinnvoll und hilfreich sind und welche nicht.
Warum das Herunterschneiden der Trachten und ein (zu) starkes Zurücknehmen der Zehe keine sinnvollen Maßnahmen sind und "irgendein Trick" in der Hufbearbeitung nicht zum gewünschten Ziel führen wird, erläutert Dr. Konstanze Rasch unter anderem in diesen Videos:
"Das Potential des Barhufes bei der Sanierung von Hufreheschäden Teil 1-4".
Hier gelangen Sie zu Teil 1:
https://www.dhgev.de/hufthemen/hufrehe/ ... eden#c2927
Ihre Beschreibungen klingen nach einer anhaltenden Reaktion auf ein "Zuviel" IM Futter, nicht unbedingt AN Futter, da Sie das ja schon abwiegen. Wahrscheinlich liegt eine Insulindysregulation vor. Da reicht das Abwiegen des Heus meist leider nicht mehr aus, da die Gesamtzuckerwerte in Heu seit Jahren ansteigen. Es macht daher Sinn, durch eine Heuanalyse zu ermitteln, wie hoch die Gesamtzuckerwerte im Heu sind. Ich empfehle hierfür die Lufa:
https://www.lufa-nord-west.de/index.cfm ... /2006.html
Dann kann man entsprechend reagieren und die Ernährung anpassen. z.B. durch Wechsel zu einem geeigneten Heu oder Baden des vorhandenen Heus, um Zucker zu reduzieren.
Zu zuckerhaltige Nahrung - und ja da reicht mittlerweile oft reine Heufütterung - führt zu überhöhten Insulinreaktionen und diese führen dann zu der anhaltenden Hufrehe.
Sobald das Pony schmerzfrei ist, hilft neben gezielter Gewichtsreduktion durch passendes Futter auch möglichst viel Bewegung den Stoffwechsel langfristig wieder auf Vordermann zu bringen.
Im Bereich "Hufthemen-Hufrehe" finden Sie weitere Artikel und Vorträge zum Thema Hufrehe und Sanierung von Rehehufen. In Ihrer aktuellen Situation empfehle ich Ihnen passend zu den o.g. Videos folgenden Artikel als erste Lektüre:
"Das Potential des Barhufes bei der Sanierung von Hufreheschäden"
https://www.dhgev.de/hufthemen/hufrehe/ ... heschaeden
Einen Cushingtest halte ich unabhängig von der Jahreszeit nicht für zielführend. Das wird nicht das Problem des Ponys sein. Der gestörte Fellwechsel kann durchaus mit der Fettleibigkeit und dadurch vorhandenen Stoffwechselstörungen zusammenhängen.
Unsere diesjährige Huftagung mit dem Titel: "Die hormonell bedingte Hufrehe und ihre Folgen - Spezialthema: Hufbeindurchbruch" behandelt genau diese Themen.
https://www.dhgev.de/huftagungen/14-huftagung-der-dhg.
Nach der Huftagung am 08.06.2024 wird die Tagungsmappe mit den entsprechenden Fachartikeln in unserem Shop erhältlich sein. In dieser können Sie dann entsprechend aktuelle Informationen zum Thema "Equines Cushing" oder mittlerweile korrekt "PPID" einholen.
Alles Gute
Nadja Politz
Re: Hufbeinrotation.... aussichtslos?
Hallo, Frau Politz,
Vielen lieben Dank!
Ich werde mich da durch arbeiten.....
Viele Grüße
Babette
Vielen lieben Dank!
Ich werde mich da durch arbeiten.....
Viele Grüße
Babette