Hufbeinrotation und Senkung oder "nur" Wandrotation?

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Theresa
Beiträge: 2
Registriert: 11.09.2014, 11:05

Beitrag von Theresa »

Hallo,

ich habe eine Frage bezüglich der Auswertung von Röntgenbildern...
Ganz kurze Vorgeschichte: Es geht um eine 8-jährige Ponystute, ca. 1,40m Stockmaß, leider übergewichtig, aber jetzt auf strenger Diät (gewaschenes Heu 1kg/100kg/Tag, etwas Stroh, unmelassierte Rübenschnitzel, sonst nix). Sie lief zunächst barhuf, war aber auf hartem Boden immer fühlig und als sich das verschlimmerte, sogar für Paddock und Koppel hat sie inzwischen vier Eisen bekommen, damit lief sie relativ gut, ging aber nur mit kurzen Beschlagsperioden, weil die Zehen sonst viel zu lang wurden. Sie ist weich und flach gefesselt und die Hufe sind ebenfalls sehr flach, wenig Sohlengewölbe und Sohlen und Strahl wachsen langsam. Trotz dieser Problematik ist sie sehr bewegungsfreudig und tobt draußen kamikazemäßig auf Koppel und Paddock wenn sie ihre verrückten fünf Minuten hat.
Jetzt war sie letzte Woche hinten rechts leicht lahm und ich dachte sie hat sich vielleicht vertreten. Nichts dick, nichts warm, nichts auffälliges an Bein und Huf zu sehen. Sie hat ein paar Tage Meloxicam bekommen und lief besser. Dann hat sie Sonntag Früh die Vorderbeine entlastet. Die Pferde waren über Nacht draußen und beim Reinholen ist es mir aufgefallen. Am nächsten Tag sollte der Schmied kommen und wir hatten diesmal eine Woche länger, weil beim letzten Mal wieder so wenig nachgewachsen war. Die Zehen waren ziemlich lang, also hab ich die Eisen runtergebaut und die Zehe gekürzt, dann stand sie gleich besser. Hat aber die Hufe unwillig gegeben (währenddessen hinten entlastet?)und war dann natürlich ohne Eisen relativ lahm mit deutlichem Wendeschmerz, Rückwärtsgehen war nur mit großem Überreden möglich. Hab ihr Hufschuhe (Easyboot RX) mit dicker Polsterung angezogen und damit lief sie quasi lahmfrei, nur in der Wendung minimal lahm. Hab vorsichtshalber mit Hufrehebehandlung angefangen (weiter Meloxicam, Heparin, Kühlen, Boxenruhe). Der Schmied hat am nächsten Tag mit der Hufzange abgedrückt und es kam nicht wirklich eine Reaktion, er meinte auch es wären eher untypische Symptome für Hufrehe. Es wurde ein Tierarzt beordert der gleich eine Hufrehe diagnostiziert hat, Röntgenbilder wurden gemacht und eine Hufbeinrotaion und Senkung vorne beidseits festgestellt. Wir behandeln jetzt weiter wie Hufrehe, ich bin aber nicht so ganz überzeugt von Rotation und Senkung, weil die Symptomatik dazu einfach zu wenig ist. Das Pony wird täglich etwas besser, läuft mit Hufschuhen (inzwischen noch mehr gepolstert, so dass hauptsächlich Sohle und Strahl tragen)sehr gut, wendet deutlich besser, gibt die Hufe deutlich besser und kann auch wieder rückwärts gehn. Der Schmied hat jetzt das mit der Wandrotation in Betracht gezogen und das erscheint mir nach der Vorgeschichte und der aktuellen Symptomatik logischer... Nachdem wir jetzt schon so viele Meinungen haben, vielleicht gibts ja noch ein paar mehr ;-)? Vielen Dank schonmal...
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Konstanze Rasch
Beiträge: 83
Registriert: 28.01.2014, 15:04

Beitrag von Konstanze Rasch »

Hallo Theresa,
Ihr Schmied hat ziemlich sicher recht, was die Wandrotation betrifft. Die Knochensäule ist völlig ungebrochen, es ist von daher also ausgeschlossen, dass sich das Hufbein nach hinten bewegt hat sprich rotiert ist.

Dass heißt nicht, das man eine Hufrehe ausschließen kann. Die Frage ist, ob die Wandrotation bereits bestanden hat (daher auch die reheähnlichen Hufschmerzen) oder ob sie im Zuge einer leichten Hufrehe aktuell entstanden ist? So etwas ist nur über Verlaufsröntgenbilder klärbar. Ansonsten kann man lediglich aus dem klinischen Befinden des Pferdes Rehe ein- oder ausschließen. Prinzipiell ist es dabei immer besser, vom Schlimmeren (also von einer Hufrehe) auszugehen.

Was grundsätzlich geleistet werden müsste, ist die Hufsituation jetzt sukzessive so zu verbessern, dass die Hufwand wieder parallel zum Hufbein nachwachsen kann und dort auch bleibt. Dann gewinnt auch die Hufbeinspitze wieder mehr Abstand zum Boden. Aber Achtung, kein Parallel-Raspeln zum Hufbein! Also nicht der Optik des Röntgenbildes genügen, sondern bedenken, dass die Wand, die zunächst nun einmal schräger ist, in ihrer Funktion als Schutz und Tragewand erhalten bleibt. Wird beim Beraspeln die Zehe zu stark gekürzt, quittieren die Pferde dies sehr häufig mit schlechterem Laufen, wird die Blättchenschicht freigelegt provoziert dies zusätzlich Schäden an der empfindlichen Wandlederhaut.
Mit freundlichen Grüßen
Konstanze Rasch
Theresa
Beiträge: 2
Registriert: 11.09.2014, 11:05

Beitrag von Theresa »

Vielen Dank für die schnelle Antwort!
Wir werden nächste Woche nocheinmal röntgen lassen. Im Moment wird die Symptomatik täglich etwas besser (sie ist mit Hufschuhen lahm frei, kein Wendeschmerz, Hufegeben wieder normal und Rückwärtsgehen geht ebenfalls wieder), wir werden die Hufrehe-Behandlung natürlich weiter fortführen und hoffen trotzdem, dass es sich nicht um Hufrehe handelt.
Wir überlegen die Stute weiterhin barhuf zu lassen und lieber mit Hufschuhen zu arbeiten. Wie würde dann die weitere Hufbearbeitung aussehen? Sollte die Zehe etwas schweben? Ich hatte sie so gepolstert, wie sie das in ihrem Buch empfehlen, dass Sohle und Strahl tragen und der Tragrand schwebt, das fand sie nicht so toll. Im Moment hat sie in den Hufschuhen die grünen, weichen Einlagen von Easyboot, wobei ich einen leichten Keil, ca. 1-1,5cm gebastelt hab in dem ich im hinteren Bereich noch zwei Teilstücke angeklebt hab und zuoberst die Filzeinlage von der Sattlerei Engl, weil die Hufe sonst so feucht werden mit dem ganzen Plastikzeug. Das scheint ihr im Moment am besten zu gefallen (bei allem andren hat man deutlicher gesehen, dass sie immer wieder das Gewicht von links nach rechts und umgekehrt verlagert hat.
Vielen herzlichen Dank!
Konstanze Rasch
Beiträge: 83
Registriert: 28.01.2014, 15:04

Beitrag von Konstanze Rasch »

Hallo Theresa,
nein, die Zehe bitte nicht "schwebend" oder ähnliches beraspeln. Das verringert nur die Chance auf beschwerdefreies Laufen und bringt den Huf statisch aus dem Lot. Wenn man mit dem Huf vernünftig umgeht, sollte - vorausgesetzt, dass die Lahmheitsursache beseitigt (die Hufrehe, wenn es denn eine war, abgeklungen) ist - Barhuflaufen auch ohne Hufschuhe bald wieder möglich sein.
Ich würde an Ihrer Stelle auf diesem Barhuf-Lahmfrei-"Test" bestehen, also überprüfen, ob wirklich alles wieder in Ordnung ist, bevor ich das Pferd belaste. Selbstredend sollte das Pferd dabei auch schmerzmittelfrei sein.

Die frühere Empfindlichkeit kann gut mit einer bereits früher nicht parallelen Wand-Hufbein-Situation zusammen hängen. Wenn Sie diese Situation verbessern, kann es also auch gut sein, dass die frühere Fülligkeit verschwindet. Ich würde dies in jedem Fall probieren. Wichtig ist, die Zehe in ihrer Schutz- und Tragefunktion zu erhalten und in ihrem Hebel durch hoch ausschleichendes Beraspeln zu begrenzen. Ebenso wichtig ist es, darauf zu achten, sprich mit der Hufbearbeitung dafür zu sorgen, dass auch in den hinteren Hufbereichen ein ausreichender Abrieb stattfinden kann, damit diese nicht nachträglich und händisch verkürzt werden müssen. Letzteres ist, will man keine neuen Probleme riskieren, unbedingt zu vermeiden.

Gut dass Sie auf die Reaktion Ihres Pferdes gehört haben. Polstern ist nicht in jedem Fall angeraten bzw. ist es eine Frage, des WIE und des verwendeten Materials.

Mit freundlichen Grüßen
Konstanze Rasch
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