Stute lahmt, Diagnose ist zweideutig.

Öffentliches Forum für Fragen rund um die Gesundheit der Hufe Ihrer Pferde
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Sandra
Beiträge: 2
Registriert: 27.09.2015, 07:35

Beitrag von Sandra »

Hallo, vor 4 Wochen bin ich mit meiner Stute (schweres Warmblut, 7J.) in einen neuen Stall umgezogen. Dort steht sie über Nacht in einer Spänebox mit kleinem Paddock mit Beton-Rasengitter-Boden. Vorher stand sie 24h auf der Wiese mit freiem Zugang zu einem Sandplatz, auf dem sich der Unterstand befand. Im Sand waren auch einige Steine, die ihr keine Probleme bereiteten. Sie läuft seit 4 Monaten (so lange habe ich sie) barhuf. Die Hufe erscheinen mir etwas kurz, waren vom Vorbesitzer bearbeitet worden. Bei mir ist sie in Betreuung bei einem Huforthopäden, der ein Intervall von 6 Wochen festgelegt hat. Nun zum eigentlichen Problem: Prompt nach der ersten Nacht im neuen Stall ging sie deutlich klamm, selbst im Schritt. Auf der Wiese nicht, aber auf hartem und unebenem Boden. Ich entdeckte, dass die mittlere Strahlfurche sehr tief und schwarz-schmierig war. Das war vorher nicht so stark, ich kontrolliere die Hufe ja täglich. Habe desinfiziert, auf Anraten des HO einen Sauerkrautverband gemacht und nach 2-3 Tagen war eine signifikante Besserung zu bemerken. Lediglich im Trab auf Sand tickte sie minimal, was aber auch besser wurde...bis es stagnierte und letzte Woche eher wieder schlimmer wurde. Darum habe ich den Tierarzt gerufen. Er meinte, der Huf sei sehr warm. Vortraben, Beugeprobe: deutlicher Wendeschmerz, auf der Geraden unsauberer Takt. Leitungsanästhesie zeigte etwas Besserung, allerdings noch immer Wendeschmerz und auf Sand ticken, außerdem Umkehrlahmheit. Der TA sagte, es könnte Hufrolle sein oder an der dünnen Sohle liegen (Zangenprobe beidseits deutlich positiv). Die Röntgenaufnahmen bestätigten die sehr dünne Sohle, Hufrolle war beidseits ohne Befund. An der Sohle könnte es durchaus liegen, sie geht auf Steinwegen sehr fühlig, darum vermeide ich das auch weitestgehend. Mich wundert im Nachhinein, dass der TA nichts von Huflederhautentzündung gesagt hat. Könnte es auch daran liegen? Sein Rat: Eisen drauf, abwarten, ob sie damit besse läuft. Mir schweben allerdings Schuhe vor...mit HO-Betreuung und passenden Hufschuhen lässt sich das Problem der dünnen Sohle doch auch angehen, oder? Wenn es gar nicht anders geht, soll sie Eisen haben, meine Anni soll ja schmerzfrei gehen können. Hat jemand ähnliches erlebt oder noch eine Idee, was zu tun ist? MFG Sandra
Konstanze Rasch
Beiträge: 83
Registriert: 28.01.2014, 15:04

Beitrag von Konstanze Rasch »

Hallo Sandra,
auf Basis Ihrer Schilderung erscheinen zwei Dinge zunächst einmal als Erklärung für die aktuellen Probleme Ihrer Stute am wahrscheinlichsten. 1. die zu dünne Sohle. Möglicherweise hat sie sich in ihrer ersten Nacht im neuen Stall zuviel auf dem Beton-Rasengitter bewegt. Wenn dieses nicht aufgefüllt und mit einer wirklich guten Schicht Sand etc. bedeckt ist, dann hat das ihre Hufe evtl. zu stark strapaziert. (Fremde Pferde links und rechts neben sich?) Das plötzliche Klammgehen am nächsten Tag und die Zangenprobe des Tierarztes sprechen dafür. Da der TA nicht von einer Lederhautentzündung gesprochen hat, scheint diese noch nicht eingetreten zu sein, sondern es handelt sich "nur" um eine besonders starke Fülligkeit. Damit keine Entzündung der Sohlenlederhaut daraus folgt, sollte sich Ihre Stute bis zur vollständigen Besserung der Symptome nur im weichen Boden aufhalten und sie sollte sich nur freiwillig bewegen müssen. Wenn sie in dieser Paddockbox verbleibt, dann würde ich den Beton-Paddock vorerst sperren. Gut (= ausreichend hoch) mit Sand oder Holzschnitzeln auffüllen, wäre eine Alternative, damit sie nicht eingesperrt sein muss.

Möglichkeit Nummer 2 ist ein Hufgeschwür - Ihr Hufbearbeiter scheint ja in diese Richtung gedacht zu haben. (oder sollte der Sauerkrautverband wegen der Strahlfäulnis angelegt werden?) Gibt es denn Anzeichen am Huf, die für ein Hufgeschwür sprechen? Hat der TA oder der Hufbearbeiter den Huf diesbezgl. untersucht?
Für diese Möglichkeit Hufgeschwür sprechen, dass a) einer der Huf augenscheinlich auffällig(er) war, b) die zwischenzeitliche Besserung nach Sauerkraut und c) die wieder eintretende plötzliche Verschlechterung. So ein Verlauf klingt nach Hufgeschwür. Dagegen spricht wiederum die Umkehrlahmheit. Evtl. haben Sie aber auch alle beiden Probleme - also eine erhöhte Fülligkeit auf beiden Beinen plus ein Hufgeschwürproblem auf dem schmerzhafteren der beiden Hufe.

Bitte sprechen Sie mit Ihrem Hufbearbeiter und TA und lassen Sie die Möglichkeit Hufgeschwür ausschließen oder bestätigen und behandeln. Es erscheint mir darüber hinaus aber in jedem Fall sinnvoll, den Hufen Ruhe und Erholung im ausschließlich weichen Boden zu gönnen, damit sich das Ganze nicht zu einer Sohlenlederhautentzündung entwickelt.
Mit freundlichen Grüßen
Konstanze Rasch
Sandra
Beiträge: 2
Registriert: 27.09.2015, 07:35

Beitrag von Sandra »

Hallo Frau Rasch, vielen Dank für die Antwort. Es ist jetzt etwas Zeit vergangen. Meine Stute stand die ganze Zeit tagsüber auf der Wiese. Dort bewegte sie sich von sich aus gern, auch im Trab und Galopp. Der Huforthopäde hat nochmals die Zangenprobe durchgeführt (5 Tage nach dem TA), sie reagierte weniger stark. Ein Hufgeschwür schloss er aus. Mittlerweile läuft sie lahmfrei. Im Gelände trägt sie Hufschuhe, damit geht sie fleißig auf jedem Weg. Nur Hin und wieder entlastet sie nach dem Auskratzen des einen Voderhufes nach dem Abstellen den anderen...das werde ich weiter beobachten. Woran könnte das liegen? MFG Sandra
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