Dünne Sohle, fühlig, trotz barhuf seit Juli 2013

Öffentliches Forum für Fragen rund um die Gesundheit der Hufe Ihrer Pferde
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Sigi
Beiträge: 3
Registriert: 09.12.2015, 14:54

Beitrag von Sigi »

Hallo,
Ich bin momentan etwas verzweifelt.
Mein Pferd ist seit 10.07.2013 barhuf und er geht jetzt wieder fühlig. Zwischenzeitlich war es mal besser bei ihm, aber mittlerweile kann ich gar nichts mehr machen ohne alle 4 Hufschuhe anzuziehen.
Zu Beginn der Umstellung habe ich mich mit seinen empfindlichen Hufen noch zufrieden gegeben, weil ich mir sagen hab lassen, dass eine Barhufumstellung bis zu 1 Jahr dauern kann.
Dann lief es auch teilweise echt gut und ich konnte ihn hinten sogar barhuf in jedem Gelände und auf dem Platz reiten.
Momentan ist es so, dass er wieder total empfindlich ist. Ich habe seine Sohle von einer Pflegerin vom DHGEV (sie steht bei mir im Stall) mit der Zange abdrücken lassen und dabei ist raus gekommen, dass diese sehr dünn ist. Mein Huforthopäde sagt auch, dass mein Pferd auf der Sohle geht. Momentan ist es aber so, dass ich mir Sorgen um mein Pferd mache, weil er ohne Schuhe nicht mal mehr 15 Meter gehen kann ohne zu pausieren oder zu stolpern. Sobald er einen Schutz, also die Schuhe an hat läuft er einwandfrei. Wegen Hufrehe etc. hatte ich schon zweimal den Tierarzt da. Das ist momentan nicht vorhanden.
Jetzt wollte ich fragen, ob ich in diesem Fall lieber wieder Eisen drauf machen soll? Kann ich etwas füttern, damit die Sohle besser wird? Gibt es noch andere Möglichkeiten? Ich sehe mich momentan nur immer wieder in einem Teufelskreis, weil die Sohle sich nicht mal richtig erholen kann, denn diese trägt andauernd die Last vom Pferd mit sich und dicker wird sie auch ned wirklich.

Vielen Dank für eure Infos, viele Grüße.
Angelika Linhard
Beiträge: 53
Registriert: 10.02.2014, 15:54

Beitrag von Angelika Linhard »

Hallo Sigi,
ich habe in meinem Kundenkreis ebenfalls ein Pferd mit derselben Problematik und dort stehen ebenfalls Überlegungen für Beschlag an. In der Regel betrifft die Empfindlichkeit ja "nur" die Vorderhufe, tragen diese ja mehr Last.
Außerdem besagt eine Studie des australischen Wissenschaftlers Brian Hampson, dass Hufsohlen bei Pferden nicht zum Tragen taugen. Wildpferde z.B., die auf harten Untergründen leben, laufen meist mit dicken Sohlen gut, haben aber dafür andere Probleme (Hufknorpelverknöcherung/Belastungsrehe).
Ich denke, es gibt immer mal solche Ausnahmen, wo die Empfindlichkeit so hoch ist, dass man diesen Pferden auch keinen Gefallen tut, wenn man das Barhuflaufen unbedingt durchsetzen will. Man riskiert womöglich eine Belastungsrehe (Sohlenlederhautentzündung).
Ich würde so extrem empfindlichen Sohlen auf die Genetik zurückführen. Das heißt, durch Zufüttern würde man m.E. nach nichts bewirken.
Entscheidend für so empfindliche Barhufer sind natürlich auch die Haltungsbedingungen; Untergründe mit viel Schotter am Stall oder im Gelände sind sicher kontraproduktiv. Davon mal abgesehen kann aber auch der beste Sanduntergrund im Winter bei Frost für so ein Pferd zur Qual werden. Und Hufschuhe sind ja nicht für den 24h -Einsatz geeignet; selbst 12h sind sicher zu lange.
Wenn die Hufe grundsätzlich i.O. sind, spricht ja nichts dagegen, einen Beschlag drauf zu machen; auch um das Pferd mal aus dieser "geht-eiegntlich-gar-nicht"-Situation rauszuholen.
Ein reiner (!) Kunststoffbeschlag wäre am besten, weil dieser außer den Nägeln im Huf nicht die vielen Nachteile der gängigen Beschläge mit sich bringt. Leider gibt es nur Wenige, die das machen, wie z.B. Kollegen in Sachsen, Thüringen und Bayern, falls das infrage kommt. Generell sind kurze Beschlagsintervalle wichtig (4-5Wo) um Stellungsveränderungen durchs Geradeschneiden zu vermeiden.
Ich wünsche Ihrem Pferd alles Gute!
Mit besten Grüßen, Angelika Linhard
Sigi
Beiträge: 3
Registriert: 09.12.2015, 14:54

Beitrag von Sigi »

Hallo Angelika,
vielen Dank für deine Antwort. Mein Pferd steht in der Nacht in einer Box mit Sägespäne/Stroh und einem Paddock. Tagsüber ist er in einer Herde auf der Wiese, die ist weich und ich habe schon gesehen, dass er den Wiesenboden problemlos mit macht. Wenn wir weiterhin so mildes Wetter haben, dann würde ich gerne den Beschlag so lange wie möglich raus ziehen, da er dann nur den steinigeren Weg von der Koppel (ca. 30 Meter) und von der Box zum Putzplatz (ca. 10 Meter) barhuf gehen müsste.
Momentan habe ich einen Rhythmus von 6-7 Wochen in der Barhufbearbeitung. Sollte ich jedoch umstellen, wäre ich mit einem kürzeren Intervall auch zufrieden.
Ich komme aus Oberbayern, Landkreis Traunstein.
Gegen Plastikeisen hätte ich auf gar keinen Fall etwas einzuwenden. Leider kenne ich nur den Hr. Orthuber Hans aus unserer Region, der solche Plastikbeschläge macht und ich glaube er ist relativ voll und nimmt keine Neukunden mehr.
Gibt es noch weitere Kollegen, die so einen Beschlag anbieten?
Viele Grüße und Dank für die Antwort,
Sigi
Angelika Linhard
Beiträge: 53
Registriert: 10.02.2014, 15:54

Beitrag von Angelika Linhard »

Hallo Sigi,
das klingt von der Haltung her doch ganz gut ;) - obwohl die kurzen steinigen Wege sicher auch schon reichen, um sehr unangenehm zu sein.
Ich würde z.B. auch schauen (wird ja evtl auch sowieso schon so gemacht), dass bei der Bearbeitung auf gar keinen Fall sohlenseitig im Hufbeinbereich etwas weggenommen wird. Außerdem (falls nicht schon geschehen) wären evtl Röntgenbilder hilfreich; zum einen um zu sehen, wie sieht es überhaupt mit der Sohlendicke aus.... drückt evtl die Hufbeinspitze auf die Sohle.... und zum anderen, um evtl andere Gründe für das Fühliglaufen auszuschließen bzw aufzuspüren.
Ich hoffe, dass dir Astrid Arnold evtl weiterhelfen kann. Ich meine, sie macht auch Kunststoffbeschläge - oder aber sie weiß noch jemanden oder hat eine andere gute Idee.
Viel Glück und Erfolg! Viele Grüße, Angelika Linhard
Sigi
Beiträge: 3
Registriert: 09.12.2015, 14:54

Beitrag von Sigi »

Hallo Angelika,
ich wollte ein kurzes aktuelles Update abgeben.
Seit ca. 6 Wochen mache ich mit meinem Pferd jegliche Übung/Trainingseinheit konsequent mit allen 4 Hufschuhen. Egal was, selbst wenn es nur ca. 10 Minuten auf dem Platz oder ein kleiner Spaziergang ist. Im Schnee konnte er barhuf gehen, da war mir die Rutschgefahr mit den Schuhen auch etwas zu groß.
Zwischenzeitlich habe ich ihm auch Keralit auf die Sohle und auf die Hufwand gepinselt. Ich habe das Gefühl, dass es ihm etwas leichter fällt und ich glaube mit der Taktik komme ich auch über den Winter/Frühling.
Wie es dann weiter geht, wenn das Wetter wieder trockener ist und der Abrieb wieder zu nimmt, werde ich dann entscheiden müssen.
Viele Grüße,
Sigi
Angelika Linhard
Beiträge: 53
Registriert: 10.02.2014, 15:54

Beitrag von Angelika Linhard »

Hallo Sigi,
vielen Dank für die Infos!
Für Pferde mit extrem empfindlichen Sohlen sind alle harten Böden sehr unangenehm und sie versuchen - wenn sie die Wahl haben - diese zu meiden. Das kann man z.B. auch beobachten, wenn zur Auswahl eine ganz glatte Asphaltstraße und daneben ein (weicher)Grünstreifen stehen. Von daher sind deine Bedenken für extreme Trockenphasen (auch Wiesen werden dann hart)berechtigt.Vielleicht kann dein Pferd sonst auch mit Gesellschaft für die Zeit auf einem Sandpaddock bleiben, die sind bei Trockenheit ja superweich (nicht Naturboden sondern Sand/Kies).
Wenn der Keralit Huffestiger erstmal gute Dienste leistet... wunderbar! Sollten tatsächlich die Ausläufe oder Weiden im Frühjahr/Sommer zu hart werden, gibt es sonst evtl.noch die Möglichkeit Krankenschuhe zu benutzen (Fa. Engel oder Easy Boot - bitte erkundige dich da direkt) - die können so viel ich weiß deutlich (!) länger als normale Hufschuhe drauf bleiben.
Ich wünsche euch viel Glück!
Herzliche Grüße, Angelika Linhard
Katja Doering
Beiträge: 17
Registriert: 18.01.2013, 14:47

Beitrag von Katja Doering »

Hallo Siggi,

eventuell könnte man über die Fütterung eine verbesserte Hornqualität erzeugen.

Ich habe beispielsweise vom aktivierten Zeolit (Kieselsäure) bei Kundenpferden erkannt, dass die Sohlendicke zunahm. Wenn die Sohlendicke dann aber zu stark wird, kann es von innen heraus zu einer Weghebelung der äußeren Hornwand geben. Dann kann mann mit der Zugabe runtergehen.

Ein Versuch ist es wert. Außerdem bindet Zeolit viele Giftstoffe, 10 mal besser als Heilerde. Eine Kur sollte man über 4 Wochen mit ca 30 g (600 kg Pferd) pro Tag in angefeuchteter Form verabreichen.

Alles Gute.

Katja
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