Hufkrebstherapie

Öffentliches Forum für Fragen rund um die Gesundheit der Hufe Ihrer Pferde
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Martina Rathkamp
Beiträge: 1
Registriert: 24.10.2016, 19:19

Beitrag von Martina Rathkamp »

Guten Tag,
meine Name ist Martina Rathkamp und ich bin echt verzweifelt und weiß mir keinen Rat mehr Ich habe ein Kaltblut das an Hufkrebs erkrankt ist. Behandle ihn schon seit einem Jahr ohne Erfolg Im Moment ist er in der Tierklinik in Lüschen und auch dort bekommen die Ärzte es nicht in den Griff. Eine Orthopädin aus ihrer Gesellschaft schrieb, dass sie spezialisierte Leute für Hufkrebs haben. Vielleicht haben sie ja noch eine Idee oder Erfahrungen.
Vielen Dank
Astrid Arnold
Beiträge: 98
Registriert: 28.01.2014, 15:07

Beitrag von Astrid Arnold »

Sehr geehrte Frau Rathkamp,

es stimmt wir haben einiges an Erfahrung mit der Behandlung von Hufkrebs. Damit dass die traditionelle Behandlung von Hufkrebs häufig nicht greift sind sie nicht allein. Um ihnen aber in ihrem speziellen Fall weiterhelfen zu können benötigt es mehr Information.
Häufig ist die Hufsituation ursächlich dafür, dass der Hufkrebs nicht abheilen kann. Gerade bei Kaltblütern findet man oft sehr schräg nach Außen stehende Trachtenendkannten die dann zu einem Ballenzwanghuf führen. Die dadurch sehr ungünstigen Druck und Zugkräfte die auf den Ballen wirken führen zu einer Quetschung und lassen die Wunde Hufkrebs nicht heilen. Hier wäre also interessant zu wissen wie die Hufsituation ihres Pferdes jetzt aussieht.
Leider werden auch heute noch in der Tiermedizin Medikamente verwendet die nicht einem Modernen Wundmanagement entsprechen. Diese Medikamente sind häufig mit eine Ursache das ein Hufkrebs nicht verschwindet.
Wir bräuchten also mehr Informationen. Wie sehen die Hufe jetzt aus? (Fotos). Was wurde bisher an Behandlungen gemacht? Welche Medikamente wurden verwendet? Was bekommt ihr Pferd zu Fressen?

Lieben Gruß Astrid Arnold
Astrid Arnold
Beiträge: 98
Registriert: 28.01.2014, 15:07

Beitrag von Astrid Arnold »

Hallo Frau Rahtkamp,

Sie haben mir ja bereits per Mail geschrieben was an den Hufen ihres Pferdes bereits gemacht wurde.
Da ist ja nun alles schief gelaufen was nur schief laufen kann. Es wurde nicht ein einziges Mal Medikamente verwendet die geeignet sind eine Wundheilungsstörung wie Hufkrebs zu behandeln. Nun denn es ist so gelaufen das lässt sich nicht mehr ändern. Auf zu neuen Möglichkeiten.

Ich denke sie sollten sich zuallererst einmal über eine Moderne Wundbehandlung informieren. Dazu finden sie im Internett einige gute Texte z.B. bei Wikipedia, aber auch auf anderen Seiten. Einfach einmal Moderne Wundbehandlung in eine Suchmaschine eingeben und lesen. Auf der Basis würde ich dann eine Wundbehandlung durchführen.
Auch sollten sie sich informieren was es mit dem so genannten Debridement auf sich hat. Auch da finden sie im Net einige Beiträge.

Ich würde jetzt wenn sie das Pferd heim holen die Hufkrebswunde zuerst einmal von den in der Klinik verwendeten Medikamenten befreien. Dazu würde ich Polyhexanid (Prontosan, Prontovet...) verwenden. Bitte unbedingt die Packungsbeilage über die Anwendung und Einwirkzeit beachten. Ich würde dies sicher über 2 bis 3 Tage durchführen und sogar das Mittel über einen Anguss Hufverband einwirken lassen. Das hat zusätzlich den Vorteil das das ausgetrocknete und harte Hufhorn weich wird und eine ordentliche Hufbearbeitung erfolgen kann. Diese sollte dann auch erfolgen. Dazu wäre es hilfreich wenn schon keine Beschläge mehr am Huf wären, vielleicht können sie ihr Pferd ja auch ohne Beschlag aus der Klinik holen.
Ist die Wunde mit Hilfe von Protosan gereinigt kann man mit Octenisept weiter machen. Allerdings muss man bevor man Octenisept verwendet erst genauer über die Situation Bescheid wissen, da dieses Mittel nicht auf Knorpelgewebe kommen darf. Da es am Huf ja den Hufknorpel gibt muss sichergestellt sein dass dieser nicht betroffen ist. Ob dann noch mit Hufverbänden gearbeitet werden muss entscheidet die Hufsituation. Sollte Octenisept nicht möglich sein macht man mit Prontosan weiter. Je nach Wundoptik nach dieser Behandlung kann man entscheiden ob evtl. noch eine enzymatische Reinigung notwendig wird.

Bitte bedenken Sie dass die Keime im Hufkrebs für andere Pferde durchaus auch ansteckend sein können. Ich würde daher ohne einem Hufverband oder geschlossenem Hufschuh das Pferd nicht zusammen mit anderen in die Halle lassen. Man könnte den Hallenboden kontaminieren. Sonst müsste ihr Pferd erst einmal in der Boxe bleiben bis sichergestellt ist das keine Wundflüssigkeit mehr aus dem Hufkrebs austritt.

Ich gehe nach ihrer Beschreibung davon aus dass ihr Pferd sicherlich jetzt Zwanghufe hat, entweder vorher schon hatte was den Ausbruch des Hufkrebses befördert hat, oder aber zumindest jetzt erworben hat durch die bisherige Behandlung. Der Hufbearbeiter oder Bearbeiterin muss jetzt diese Hufsituation verbessern können. Da es sich um Probleme im Trachtenbereich handelt muss eine Hufbearbeitung zumindest am Anfang in kurzen Abständen erfolgen. Bitte nicht längere Abstände als 14 Tage bis 3 Wochen am Anfang.

Jedes Pferd das auf Diät ist und oder eine Erkrankung hat wie ihres sollte mit einem guten Mineralfutter zusätzlich versorgt werden. Dieses Mineralfutter sollte ein breites Spektrum aufweisen. Zu vermeiden sind bei Hufkrebs Futtermittel mit einem hohen Histamin Gehalt, also Soja, Hefen und Silage bzw. Heulage.

Lieben Gruß Astrid Arnold
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