Hufwandverbiegung, lahm seit letzter Korrektur

Öffentliches Forum für Fragen rund um die Gesundheit der Hufe Ihrer Pferde
Petra 3
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Registriert: 01.11.2017, 18:48

Beitrag von Petra 3 »

Guten Tag!

Mein Pony lahmt nun schon seit fast 3 Wochen. Es begann 4 Tage nach der Hufkorrektur durch meinen Hufschmied. Ich ging anfangs davon aus, dass zu viel Tragrand entfernt wurde. Vor der Bearbeitung hatten die Hufe eine starke Sohlenwölbung, tiefe seitliche Strahlfurchen und freistehende Tragwände. Nach der Bearbeitung waren die Wände bis auf Sohlenhöhe gekürzt. Daher nahm ich an, dass dies der Grund für das schlechte Laufbild sei. Um eine Huflederhautentzündung oder gar eine Belastungsrehe zu vermeiden, legte ich Sohlenstrahlpolster an, welche allerdings keinerlei Erleichterung brachten. Seit über einer Woche läuft er nun ohne Polster, weil mir diese bei dem ewigen Regen die Hufe zu sehr aufweichten.

Ende Juni hatte der Wallach nach einer Korrektur ähnlich reagiert, auch erst einige Tage später, allerdings lief er nur ein oder zwei Tage recht doll lahm, dann nach etwa einer Woche wieder normal, wirkte allerdings träger als sonst und hatte keine Freude mehr am wilden Toben. Ich vermutete Rückenschmerzen, weil er sich beim Putzen immer wegbog bzw. mit Muskelzucken reagierte und mit einem Kindergewicht auf den Rücken sich sichtbar unwohler fühlte. Er wurde geschont, nur noch ab und zu vom Boden aus gearbeitet, bekam Massagen und Homöopathie. Ab Ende August ging es ihm dann wieder richtig gut. Allerdings wollte er beim Longieren nicht links herum laufen.

Die Hufe werden alle 3 Monate huforthopädisch kontrolliert und bearbeitet, zwischendurch von einem Hufschmied geschnitten, da es hier in Mecklenburg Vorpommern schwer ist einen Huforthopäden für kurze Bearbeitungsintervalle zu finden.

Die Art, wie der Wallach lahmt, finde ich recht ungewöhnlich:
Ich denke, der Problemhuf ist der linke Vorderhuf. Er steht vorne sehr breitbeinig und setzt beim Laufen dass linke Bein nach außen. Ich habe das Gefühl, dass er schwankend vorne (beidseitig) auf den gesamten Huf „plumpst“. Ich empfinde sein Gangbild als leicht schwankend oder wippend seit er bei mir lebt. Ebenso knackt er im Vorderfußwurzelgelenk bei Bewegung solange ich ihn kenne. Er hatte bisher aber nie irgendwelche Schwierigkeiten beim Laufen, ist im normalen Zustand ein sehr tobefreudiges Pony. Auf dem harten Paddock-Boden läuft er derzeit etwas schlechter als auf der regenweichen Wiese. Er hat deutlich Anlaufschwierigkeiten, läuft sich dann aber schnell ein, setzt das linke Bein aber durchweg nach außen und hat sichtbar Schmerzen. Ich beobachte einen deutlichen Wendeschmerz und leichte Pulsation (teilweise auf beiden Vorderhufen, ich kontrolliere mehrmals täglich). Die Hufe sind nicht sonderlich warm. Er bewegt sich weniger und deutlich langsamer als sonst, läuft aber freiwillig hin und her.
Ich werde einige Bilder anhängen, um die Situation zu verdeutlichen.

Die momentane Hufsituation vom linken Vorderhuf gefällt mir nicht:

- Der linke Vorderhuf hat eine deutliche Wandverbiegung, im oberen Bereich wächst die Wand sehr steil nach unten. Ich habe leider nicht beobachtet, seit wann der Huf so extrem aussieht. Anfang September sah er auf jeden Fall noch gut aus, laut Hufschmied hatte er im Oktober auch noch 4 gesunde Hufe.
- Von unten betrachtet:
Die Blättchenschicht scheint nicht zerrissen zu sein. Oder?
Die Wand vorne ist ausschleichend etwas dünner geraspelt.
Die kleine Aushöhlung mittig entstand, um ein Hufgeschwür auszuschließen.
- Die Eckstrebe auf Hufbild 1 (Red vlu 1.jpg) habe ich vor einigen Tagen noch ein wenig auf Sohlenhöhe gebracht (Red vlu 2.jpg), weil ich vermutete, dass diese vielleicht Druck ausüben könnte.
- Tragrand: Will die äußere Seitenwand im hinteren Bereich wegschnabeln?
- Sohle: Was haben die schwarzen Linien in der Sohle (um den Strahl herum) zu bedeuten?

Nun meine Frage: Kann mir jemand helfen? Wer hat schon einen ähnlichen Fall erlebt oder kann mir die Ursache für die Lahmheit erklären? Was kann ich tun, um meinen Pony zu helfen?

Ich bin sehr dankbar für jede Antwort und helfende Ratschläge.

Beste Grüße
Petra
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Angelika Linhard
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Beitrag von Angelika Linhard »

Hallo Petra,
was bedeuten denn die Korrekturen, die vorgenommen wurden? Was wurde da korrigiert?
Auf dem ersten Foto (besser wäre eins direkt seitlich aufgenommen, nicht so sehr von vorne) sieht es so aus, als ob die Fessel steiler steht als der Huf. Außerdem sieht man da deutlich Einblutungen auf der Zehe, die auch in der Blättchenschicht der Zehe zu sehen sind.
Die Blättchenschicht ist (nicht so eindeutig) wohl minimal verbreitert.
Die Wand im Trachten-Seitenwandbereich steht schräger nach außen, weil das die weniger belastete Seite ist.
Die schwarzen Linien entstehen wahrscheinlich durch zu viel Feuchtigkeit; das Sohlenhorn ist dann weicher und Unebenheiten im Boden drücken dann leicht in die Sohle. Ich würde in die Ränder, in die seitlichen Strahlfurchen (tief) und dünn auf die Sohle täglich Keralit Undercover schmieren (sauberer Huf).
Evtl. ist es hilfreich, mal Röntgenbilder machen zu lassen. Von vorne und seitlich 90°.
Viele Grüße,
Angelika Linhard
Petra 3
Beiträge: 7
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Beitrag von Petra 3 »

Hallo Angelika!

Vielen Dank für die schnelle Antwort.

Die Hufkorrektur vom Hufschmied war wie üblich: Der überstehende Tragrand (siehe Foto) wurde ringsherum mit der Zange weggeschnitten, beim Strahl alles lose Horn mit dem Hufmesser entfernt, ebenso loses Sohlenhorn, die Eckstreben bearbeitet, letztendlich noch Feinarbeiten von unten und auf dem Hufbock von außen.

Diese Einblutungen in die äußere Hufwand hat das Pony immer wieder mal, solange ich es kenne, ebenso Futterrillen - auch zu Zeiten, wenn die Hufe gesund aussehen und keinerlei Anzeichen von Lahmheit zu erkennen ist. Einblutungen in die Blättchenschicht der Zehe sehe ich nicht.

Durch die Aussage, dass der schräger stehende Trachten-Seitenwandbereich der ist, welcher weniger belastet wird, frage ich mich nun, wie lange mein Pony schon diesen Bereich schont. Bei der Art wie der Wallach jetzt seit drei Wochen lahmt und auch sein Bein im Stand schont, habe ich das Gefühl, dass der Schmerz (wenn er im Huf sitzt) genau in diesem Bereich liegt. Deshalb hatte ich die Ecktrebe (Red vlu 1.jpg) auf der Seite auch noch einmal zurückgeschnitten und unter dem losen Sohlenhorn nach Anzeichen für ein Hufgeschwür gesucht.

Zu Mittwoch habe ich nun einen Termin mit dem Tierarzt. Ich hoffe auf Röntgenbilder und mehr als die Wendeschmerz+Pulsation=Hufrehe-Diagnose.


Ich bin weiterhin sehr dankbar für jede Hilfe.

Liebe Grüße
Petra
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Tragrand.jpg
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Angelika Linhard
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Beitrag von Angelika Linhard »

Hallo Petra,
evtl wurde auch zu viel gekürzt... das bearbeitete Sohlenfoto zeigt kaum Sohlenfreiheit und zu den Einblutungen in der Zehe: Da ist die Blättchenschicht eindeutig rötlich im Gegensatz zu dem weißen Sohlenhorn.
Dass er sich so hinstellt - also die weniger belastete Seite schont, spricht schon dafür, dass er auf der Seite ein Problem hat.
Warten wir die Röntgenbilder ab. Mich würde sehr interessieren was dann der Tierarzt dazu sagt. Sollten die Bilder unauffällig sein, müßte man ggf weiter suchen, evtl noch Aufnahmen Röhrbein, Karpalgelenk etc.
Viele Grüße,
Angelika Linhard
Petra 3
Beiträge: 7
Registriert: 01.11.2017, 18:48

Beitrag von Petra 3 »

Gestern war der Tierarzt da. Er hat die Sohle mit der Hufzange abgetastet und nichts gefunden. Sein Verdacht und seine Diagnose: Hufrehe.
Auf den Röntgenbildern ist auf beiden Vorderhufen eine deutliche Schere zu sehen. Auch an den Hufrillen im oberen Bereich kann ich schon erkennen, dass sie nach hinten hin breiter werden. Dass das Pony so sehr fühlig auf der Sohle läuft, liegt laut Tierarzt am Hufbein. Der Wallach hat eine Injektion bekommen und ich soll 5 Tage lang Metacam geben. Zusätzlich habe ich noch eine Flasche Butefree Dolor 7 bekommen. Die Trachten wurden mit Keilen hochgestellt, um die Beugesehne zu entlasten. Ich weiß aus dem Buch von Frau Rasch, dass das fragwürdig ist. Der Tierarzt besteht darauf, weil sonst das Hufbein noch weiter rotiert.
Das Pony lief unmittelbar nach der Behandlung viel besser, war kaum noch zu halten, weil es toben wollte. Meine Angst, dass er heute wegen Überlastung stocklahm läuft, hat sich nicht bestätigt. Er läuft weiterhin gut, ohne großartig herum zu toben. Hufverbände halten bei ihm allerdings nicht lange. Er hat die Eigenschaft,mit allem zu spielen und beißt und scharrt sich die Verbände immer wieder schnell ab. Heute lief er auch ohne „Trachtenkeile“ gut. Der Tierarzt meint aber, es sei wichtig, dass sie wieder unter die Hufe kommen.
Angelika Linhard
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Beitrag von Angelika Linhard »

Hallo Petra,
Die Schere auf den Bildern bedeutet nicht zwangsläufig, daß eine Hufbeinrotation stattgefunden hat. Will man diese beweisen, müßte man Vorher-Nachher-Bilder haben. Es gibt schließlich viele (Ponys aber auch Pferde), die eine Flexion im Hufgelenk haben, und schon immer damit leben. Eine Hufbeinrotation passiert auch nicht mal so eben. Das müßte m.E. mit dramatischer Schädigung des Hufbeinträgers einhergehen. Sie können gerne die Bilder hier noch einstellen. Die Schere wird vermutlich eine Wandrotation darstellen. Wie ich schon sagte, die Fessel steht steil und die Hufstellung ist nicht passend dazu. Das kriegt man ja wieder hin.
Die Einblutungen werden genau hier ihre Ursache haben.
Das "gute Laufen" ist sicherlich den Medikamenten zuzuschreiben. Daß wir HO nichts vom Aufkeilen halten, wissen Sie ja bereits ;-)
Alles Gute und viele Grüße,
Angelika Linhard
Petra 3
Beiträge: 7
Registriert: 01.11.2017, 18:48

Beitrag von Petra 3 »

Hallo Angelika!
Ich gehe auch nicht davon aus, dass mein Pony eine Rotation hat. Der Tierarzt unterscheidet hier nicht. Vom Aufkeilen halte ich auch nichts. Der Gute hat sich wieder beide Verbände abgetreten, läuft aber weiterhin gut, auf härteren Boden stellt er das linke Bein noch leicht nach außen. Aber es ist besser geworden. Ich werde ihm heute Sohlenstrahlpolster mit Verbänden über die Fessel hinweg anlegen, obwohl ich das auch nicht für unbedingt notwendig halte, weil er sich ja nicht in einem akuten Reheschub befindet, damit auch nicht viel besser laufen wird und eh die Möglichkeit hat, auf weichem Untergrund zu laufen und zu stehen.
Mich wundert es sehr, dass bei der Wandverbiegung von unten noch nichts zu sehen ist. Da hätte sich die WL doch schon vor Monaten verbreitert zeigen müssen, oder? Der Schaden müsste nach meinem Verständnis eigentlich jetzt schon zu sehen sein, zu mindestens in der Blättchenschicht …Außerdem lahmt er sichtbar nur links, hat aber laut Röntgenbildern auf beiden Hufen eine Schere.
Auf die Röntgenaufnahmen muss ich noch warten, die werden mir per Email zugeschickt.
Dann setzte ich sie gerne ins Forum und bin gespannt auf Ihre Meinung.

Dankend viele Grüße
Petra
Petra 3
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Beitrag von Petra 3 »

Hier die Röntgenaufnahmen von den Vorderhufen.
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Red-VL-08-11-17.jpg
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Petra 3
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Beitrag von Petra 3 »

Nun kann ich an beiden Vorderhufen doch Narbenhorn erkennen. Auch die leichte Einblutung mittig im Zehenbereich am linken Vorderhuf ist nun deutlicher zu sehen. Er läuft von Tag zu Tag besser, auch ohne Hufverbände, die bei dem nassen Wetter einfach nicht halten wollen.
Angelika Linhard
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Beitrag von Angelika Linhard »

Hallo Petra,
die Aufnahmen zeigen eindeutig eine supergerade Zehenknochenachse, "nur" die Wand ist rotiert, welches man leicht wieder in einen physiologischen Zustand bringen kann.
Die Zehe ist zwar zu weit weg vom Hufbein, aber sie ist nicht verbogen. Wenn die Entfernung schleichend passiert, zeigt sich eine Verbreiterung der Blättchenschicht sicher nicht sofort. Anders als bei einer akuten Hufrehe!
Das bearbeitete Sohlenfoto zeigt eine leicht verbreiterte Blättchenschicht. Die Einblutungen resultieren hier durch den zu flachen Winkel der Zehe, das zerrt an der Wandlederhaut.
Bei den meisten Pferden ist der linke Vorderhuf der flachere. Das könnte eine Rolle spielen, daß er dadurch auf dem Huf empfindlicher reagiert. Ich nehme an, daß sein besseres Laufen durch die Medikamente kommt. Bleibt abzuwarten, wie er läuft, wenn die ganz aus dem Blutkreislauf raus sind.
Vorrangig gilt auf alle Fälle die Zehen wieder in eine gesunde Form zu bringen.
Viel Erfolg und die besten Wünsche,
Angelika Linhard
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