Re: Fritz - die unendliche Geschichte
Verfasst: 03.04.2022, 02:46
Liebe Frau Meier,
vielen Dank für Ihre lieben Worte, sie freuen mich sehr 😊.
Das Anzeichnen eines Striches mit einem Filzstift ist schonmal besser als gar nichts, um eine optische Hilfe beim Kürzen zu haben. Es birgt jedoch vor allem die Gefahr in den Trachten zu viel Höhe zu nehmen, da der Strich durch die Dicke der Mine in seinem Verlauf zwangsläufig, aber für unser Auge quasi unsichtbar „verkippt“ wird. Ich hänge 2 Bilder an, um den Effekt zu verdeutlichen. Diese Verkippung findet auch in schrägen Wänden statt. Hier mit dem gegenteiligen Effekt – man zeichnet zu niedrig an und würde in diesem Bereich folglich zu wenig kürzen. Mit einem „angerissenen“ Strich, der nicht verkippt, kann dies nicht mehr passieren.
Zu den „schiefer gewordenen“ oder optisch „verdrehten“ Hufen, wie z.B. vorne rechts: Kürzen Sie zunächst einmal gleichmäßig. Wenn die Hufe insgesamt deutlich kürzer werden, und Fritz wieder mehr laufen mag, dann läuft er sich eine vom Hufpfleger versehentlich hingearbeitete und für ihn untaugliche Verkippung höchstwahrscheinlich von selbst recht gut wieder weg. Da ich keine „vorher“-Fotos habe, mag ich mich hier, vor allem auch wegen der erst einmal viel dringlicheren Behebung der Überhöhe, nicht auf eine Korrekturmaßnahme festlegen.
Auch die Hinterhufe sollten zunächst gleichmäßig gekürzt werden. Über weitere Details können wir dann nachdenken, wenn diese erste wichtige Maßnahme erfolgt ist. Auch denke ich, dass Sie mit Hilfe der Hufmaus dann regelmäßig selber nachkürzen können, damit Fritz‘ Hufe im Laufe des 6-Wochen Intervalls nicht wieder zu schnell zu hoch werden.
Die Röntgenbilder aus 2019 zeigen arg von der Rehe und wahrscheinlich auch von der erfolgten Hufbearbeitung gezeichnete Hufe. Es lag zu jenem Zeitpunkt eine sehr deutliche „Schere“ zwischen Hufbeinknochen und Hornwand vor. Das Hufbein steht viel steiler (grüne durchgehende Linie), als die Hornwand. Sprich die Wand hatte sich sehr weit vom Hufbein entfernt. Dies geschieht zum Einen wenn die normalerweise innigen Verbindungen des Hufbeinträgers durch eine Hufrehe gelöst werden, aber auch durch stetes Trachtenkürzen kann dieser Effekt erreicht und/oder befördert werden. Der Körper hat das Wegweichen der Hornwand mit einer überschießenden Produktion von „Nothorn“, dem sogenannten Narbenhornkeil notdürftig repariert. Sohlenwärts erkennen wir diesen an einer weit aufgerissenen Blättchenschicht. Ziel ist es bei einer solchen Situation, dass die Hornwand zukünftig wieder entlang des Hufbeinrückens herabwächst (grün gestrichelte Linie). Der Hufbeinträger also wieder eine innige Verbindung darstellt zwischen Hufbeinwand und Innenseite der Hornkapsel.
Außerdem ist an beiden Hufbeinen eine sogenannte Hutkrempe an der Hufbeinspitze (grüner Kreis) zu sehen. Der Knochen ist in diesem Bereich verändert und hat einen Schwung. Diese irreversible Veränderung führt dazu, dass auch das Wandhorn in diesem Bereich entlang des Knochens in einem leichten Schwung verlaufen muss. Das wird sich auch nicht mehr ändern, es stört Fritz nicht, und muss einfach als gegeben hingenommen werden. Gegen diesen leichten Schwung in seiner Zehenwand muss also nicht angearbeitet werden.
Desweiteren ist erwähnenswert, dass seine Hufgelenke beide nach vorne gebrochen sind. Ich hänge die oben bereits geschickten Röntgenbilder mit eingezeichnetem Zehenachsenverlauf nocheinmal an – beide Hufe, der eine steiler, der andere flacher gewinkelt, haben eine ungebrochene Zehenachse. Fritz' Zehenachse ist nach vorn gebrochen. Sein Hufbein steht also viel steiler, als seine Fessel. Und so muss dies demnach auch sein Huf tun. Solch eine Zehenachsensituation wird auch als Bockhuf bezeichnet. Wieder ein Phänomen, dass allgemein durch das Kürzen der Trachten behoben werden soll und sich durch genau dieses Tun allermeist noch verstärkt und daher beim erwachsenen Tier einfach als individuelle Gegebenheit akzeptiert werden sollte.
Ob die Hufbeine aktuell immer noch genuso so steil gewinkelt sind wie damals, in der hochschmerzhaften Zeit, in der die völlig verkrampfte Beugemuskulatur diese möglicherweise noch steiler gezogen hat, werden die aktuellen Röntgenbilder zeigen. OPTIMAL wäre es, wenn Sie oder der Tierarzt entlang des Kronsaums eine röntgendichte Markierung anbringen könnten. Es gibt Stifte die eine röntgendichte Schicht auftragen können oder man befestigt einen dünnen Draht mit Klebestreifen. Dann kann man noch besser beurteilen, wie tief das Hufbein in der Hornkapsel steckt und ob Fritz durch eine – möglicherweise in der Vergangenheit erlittene Hufbeinabsenkung – eine nunmehr etwas höhere Hornkapsel erworben hat. Dies ist eine wichtige Information, um die Hufe nicht zu kurz zu schneiden. Es schaut mir auf den Röntgenbildern danach aus, aber es bleibt eine Vermutung, da 2019 ja keine Markierung angebracht wurde.
Außen an der Hornkapsel verläuft bei beiden Hufen eine auftragende, unruhige Schicht (grüne Punkte). Ist das ggf. Dreck oder hatte er einen Gips, Cast o.ä. umbekommen?
Viele Grüße
Nadja Politz
vielen Dank für Ihre lieben Worte, sie freuen mich sehr 😊.
Das Anzeichnen eines Striches mit einem Filzstift ist schonmal besser als gar nichts, um eine optische Hilfe beim Kürzen zu haben. Es birgt jedoch vor allem die Gefahr in den Trachten zu viel Höhe zu nehmen, da der Strich durch die Dicke der Mine in seinem Verlauf zwangsläufig, aber für unser Auge quasi unsichtbar „verkippt“ wird. Ich hänge 2 Bilder an, um den Effekt zu verdeutlichen. Diese Verkippung findet auch in schrägen Wänden statt. Hier mit dem gegenteiligen Effekt – man zeichnet zu niedrig an und würde in diesem Bereich folglich zu wenig kürzen. Mit einem „angerissenen“ Strich, der nicht verkippt, kann dies nicht mehr passieren.
Zu den „schiefer gewordenen“ oder optisch „verdrehten“ Hufen, wie z.B. vorne rechts: Kürzen Sie zunächst einmal gleichmäßig. Wenn die Hufe insgesamt deutlich kürzer werden, und Fritz wieder mehr laufen mag, dann läuft er sich eine vom Hufpfleger versehentlich hingearbeitete und für ihn untaugliche Verkippung höchstwahrscheinlich von selbst recht gut wieder weg. Da ich keine „vorher“-Fotos habe, mag ich mich hier, vor allem auch wegen der erst einmal viel dringlicheren Behebung der Überhöhe, nicht auf eine Korrekturmaßnahme festlegen.
Auch die Hinterhufe sollten zunächst gleichmäßig gekürzt werden. Über weitere Details können wir dann nachdenken, wenn diese erste wichtige Maßnahme erfolgt ist. Auch denke ich, dass Sie mit Hilfe der Hufmaus dann regelmäßig selber nachkürzen können, damit Fritz‘ Hufe im Laufe des 6-Wochen Intervalls nicht wieder zu schnell zu hoch werden.
Die Röntgenbilder aus 2019 zeigen arg von der Rehe und wahrscheinlich auch von der erfolgten Hufbearbeitung gezeichnete Hufe. Es lag zu jenem Zeitpunkt eine sehr deutliche „Schere“ zwischen Hufbeinknochen und Hornwand vor. Das Hufbein steht viel steiler (grüne durchgehende Linie), als die Hornwand. Sprich die Wand hatte sich sehr weit vom Hufbein entfernt. Dies geschieht zum Einen wenn die normalerweise innigen Verbindungen des Hufbeinträgers durch eine Hufrehe gelöst werden, aber auch durch stetes Trachtenkürzen kann dieser Effekt erreicht und/oder befördert werden. Der Körper hat das Wegweichen der Hornwand mit einer überschießenden Produktion von „Nothorn“, dem sogenannten Narbenhornkeil notdürftig repariert. Sohlenwärts erkennen wir diesen an einer weit aufgerissenen Blättchenschicht. Ziel ist es bei einer solchen Situation, dass die Hornwand zukünftig wieder entlang des Hufbeinrückens herabwächst (grün gestrichelte Linie). Der Hufbeinträger also wieder eine innige Verbindung darstellt zwischen Hufbeinwand und Innenseite der Hornkapsel.
Außerdem ist an beiden Hufbeinen eine sogenannte Hutkrempe an der Hufbeinspitze (grüner Kreis) zu sehen. Der Knochen ist in diesem Bereich verändert und hat einen Schwung. Diese irreversible Veränderung führt dazu, dass auch das Wandhorn in diesem Bereich entlang des Knochens in einem leichten Schwung verlaufen muss. Das wird sich auch nicht mehr ändern, es stört Fritz nicht, und muss einfach als gegeben hingenommen werden. Gegen diesen leichten Schwung in seiner Zehenwand muss also nicht angearbeitet werden.
Desweiteren ist erwähnenswert, dass seine Hufgelenke beide nach vorne gebrochen sind. Ich hänge die oben bereits geschickten Röntgenbilder mit eingezeichnetem Zehenachsenverlauf nocheinmal an – beide Hufe, der eine steiler, der andere flacher gewinkelt, haben eine ungebrochene Zehenachse. Fritz' Zehenachse ist nach vorn gebrochen. Sein Hufbein steht also viel steiler, als seine Fessel. Und so muss dies demnach auch sein Huf tun. Solch eine Zehenachsensituation wird auch als Bockhuf bezeichnet. Wieder ein Phänomen, dass allgemein durch das Kürzen der Trachten behoben werden soll und sich durch genau dieses Tun allermeist noch verstärkt und daher beim erwachsenen Tier einfach als individuelle Gegebenheit akzeptiert werden sollte.
Ob die Hufbeine aktuell immer noch genuso so steil gewinkelt sind wie damals, in der hochschmerzhaften Zeit, in der die völlig verkrampfte Beugemuskulatur diese möglicherweise noch steiler gezogen hat, werden die aktuellen Röntgenbilder zeigen. OPTIMAL wäre es, wenn Sie oder der Tierarzt entlang des Kronsaums eine röntgendichte Markierung anbringen könnten. Es gibt Stifte die eine röntgendichte Schicht auftragen können oder man befestigt einen dünnen Draht mit Klebestreifen. Dann kann man noch besser beurteilen, wie tief das Hufbein in der Hornkapsel steckt und ob Fritz durch eine – möglicherweise in der Vergangenheit erlittene Hufbeinabsenkung – eine nunmehr etwas höhere Hornkapsel erworben hat. Dies ist eine wichtige Information, um die Hufe nicht zu kurz zu schneiden. Es schaut mir auf den Röntgenbildern danach aus, aber es bleibt eine Vermutung, da 2019 ja keine Markierung angebracht wurde.
Außen an der Hornkapsel verläuft bei beiden Hufen eine auftragende, unruhige Schicht (grüne Punkte). Ist das ggf. Dreck oder hatte er einen Gips, Cast o.ä. umbekommen?
Viele Grüße
Nadja Politz