Guten Tag!
Kann mir jemand helfen und etwas zu den Röntgenbildern sagen? Liegt hier eine Hufbeinsenkung, eine Rotation oder eine Hyperextension vor?
In den Röntgenbildern habe ich Linien gezogen, weil ich nicht so richtig eine Rotation erkennen konnte. Ich dachte Rotation ist, wenn das Hufbein vom Kronbein nach unten hin weg rotiert? Auf den Bildern sehe ich das gar nicht. Mit den Linien sieht es mehr so aus, als würde es nach vorne wollen, also eher eine leichte Hyperextension (laut Rasch)???
Meine Curlyponystute hatte im September 2015 einen hartnäckigen Hufabszess, der letztendlich im Januar 2016 von einem Tierarzt durch fast komplettes Entfernen der Zehe und der vorderen Hufwand vollständig beseitigt wurde. Sie lief danach sehr lange mit dick gepolsterten Hufverband. Der Huf wuchs sehr schnell und sehr steil nach. Die erste Hufbearbeitung durch einen Hufschmied war Anfang April 2016. Ende April durfte sie laut Hufschmied wieder ohne Verband laufen. Seither lahmte sie immer wieder unterschiedlich stark auf dem rechten Bein und hat nun Rehehufe, ohne aber jemals einen sichtbaren Reheschub gezeigt zu haben.
Durch regelmäßige huforthopädische Behandlung ab August 2016 lief sie ab Oktober ohne Beschwerden. Ende Januar 2017 begann sie von einen Tag auf den anderen wieder zu lahmen. In meiner Unwissenheit hatte ich sie auch auf gefrorenen Boden toben lassen und krankheitsbedingt keine regelmäßige fachmännische Bearbeitung in kurzen Abständen, wie zuvor. Nun hat die Stute wahrscheinlich eine Hufbeinsenkung auf beiden Vorderhufen und läuft fast durchgängig mit Sohlen-Strahl-Polsterhufverbänden. Mich macht es verrückt, dass ich bei meiner Stute nie einen richtigen Reheschub (wie er im Buche steht) erlebt habe. Die Lahmheit kam 2015 von einen Tag auf den anderen. Ein Tag wildes Getobe mit scharfen Wendungen, Bocken und allem Drumunddran, nächster Tag lahm und von da an jeden Tag anders, mal so mal so. Sie lahmt zwar immer wieder mal, aber ist ansonsten sehr gut drauf.
Ich habe verschiedene Tierärzte, Tierheilpraktiker, Huforthopäden und einen Hufschmied hier gehabt.
Beide Tierärzte diagnostizieren Hufrehe und Hufbeinrotation und möchten auf die übliche Weise die Zehe kürzen, Trachten runterschneiden und ein umgekehrtes Hufeisen anbringen. Sie glauben nicht an eine Möglichkeit, die Hufe wieder in Ordnung bringen zu können. Ich sehe das anders und hoffe, dass ich mit der richtigen Hufbearbeitung meiner Stute helfen kann.
Huforthopädisch wurden die Hufe von August bis Dezember 2016 nach der Methode von K. Rasch bearbeitet. Ich habe das Buch gelesen und lasse mich immer wieder davon inspirieren. Derzeit ist es für mich schwierig, in regelmäßigen Abständen einen Huforthopäden zu bekommen, in NWM scheint es nicht viele zu geben. Mein Hufschmied kommt am Montag, um die Hufe nach den aktuellen Röntgenbildern zu bearbeiten. Ich versuche zwischenzeitlich die Hufe nach Rasch und/oder Pete Ramey (und Teilnahme an einem WE-Hufkurs) immer ein wenig zu raspeln.
Nun möchte ich fragen, ob mir bitte jemand bei der Auswertung der Röntgenbilder helfen kann. Die Tierärzte diagnostizieren Hufbeinrotation und meinen dass die Schere nicht rückgängig gemacht werden kann. Ich sehe das anders und hoffe, dass ich mit der richtigen Bearbeitung meiner Stute helfen kann.
Vielen lieben Dank!
Ich hoffe auf eine Antwort.
Liebe Grüße von der Ostsee
Petra
Hufbeinsenkung oder Rotation?
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- Beiträge: 98
- Registriert: 28.01.2014, 15:07
Hallo Petra,
entschuldigen Sie bitte, dass es so lange gedauert hat bis ich eine Antwort gefunden habe, aber Ihr Fall ist, wenn auch sehr typisch doch auch sehr differenziert zu betrachten.
Ich denke den Anfang hat die Geschichte damit genommen dass das Pferd zumindest VR einen steileren Huf hatte als VL. In der klassischen Hufbearbeitung wird in dem Fall fast immer versucht den Huf im Winkel dem flacheren anzupassen. Da jedoch die Sehnen und Haltebänder dieser Stellungskorrektur dagegen halten, kommt es zu einer Mehrbelastung im Zehenbereich und gerade die Huflederhaut an der Zehenspitze bekommt mehr Zug nach vorne. Dabei kommt es zu Veränderungen an der Hufbeinspitze und der Huflederhaut dort. Auch der Hufbeinträger erfährt dadurch eine Mehrbelastung. Häufig entstehen dort dann in der Folge auch Hufgeschwüre an der vielleicht vorher schon vorhandenen Crena.
Eine Entfernung der Zehenwand lässt die Veränderungen an der Huflederhaut dann auch noch weiter fortschreiten. Das Hufbein rotiert damit häufig erst recht, die Seitenwände und damit auch die Lederhäute dort sowie das Hufbein werden überlastet.
Wird der Huf VR aufgrund der Problematiken die durch das flach halten und der Folgen daraus nicht so gut belastet und von dem Pferd eher geschont so kommt es an der gegenüberliegenden Gliedmaße zu Überbelastungen die sich häufig auch in Hufrehe ähnlichen Erscheinungen oder einer tatsächlichen Belastungsrehe zeigen.
Herausmessen von Stellungswinkeln und Hornkapselwinkeln mit genauen Gradzahlen ist auf Röntgenbildern allein sehr Fehler behaftet. Es kommt so sehr darauf an wie das Pferd bei der Aufnahme die Hufe stellt und ob es seine beiden Vorderbeine gleichmäßig belastet. Dazu kommt noch ein gewisser Verzerr Faktor der durch den Aufnahmewinkel entsteht. Was man aber auf den Röntgenbildern gut erkennen kann ist der jetzige Zustand des Hufgelenks in Bezug auf seine jeweiligen physiologischen Belastungen. Im Vergleich des Bereiches zwischen Strahlbein und Hufbein, also dort wo das Untere Strahlbeinband ist finden sich unterschiedlich breite Hufgelenkspalten. Der Spalt VR ist deutlich größer als der Spalt VL. Das hat im Übrigen meine Annahme, dass es sich VR um den flacher gehaltenen Huf handelt bestätigt. Die Tiefe Beugesehne zieht nicht nur das Hufbein gegebenenfalls steil, sie zieht über die Verbindung des Oberen Strahlbeinbandes mit der Beugesehne auch das Strahlbein nach oben. I n diesem Fall hat dadurch das Untere Strahlbeinband nachgegeben.
Durch die erzwungene Stellungsänderung und der damit einhergehenden Überbelastungen hat sich die Hornkapsel in Richtung einer Hufrehe Kapsel verändert ohne dass ein tatsächlicher Reheschub vorangegangen ist.
Um die Hufe in eine wieder Best mögliche Verfassung zu bringen ist es zuerst notwendig mit der ursächlichen Bearbeitung des Trachtenkürzens aufzuhören und damit eine wenn vielleicht auch nur teilweise Rückführung der Hornkapsel in eine physiologische Form zu ermöglichen. Das sich eine absolute Parallelität der Hornwand zum Hufbein wieder einstellt ist dabei nicht sicher. Die Lederhäute sind dort unter Umständen so verändert dass eine komplette Rückbildung nicht mehr möglich ist. Aber auch mit solchen Veränderungen können Pferd gut zurechtkommen wenn man diese in der Hufbetreuung berücksichtig.
Lieben Gruß Astrid Arnold
entschuldigen Sie bitte, dass es so lange gedauert hat bis ich eine Antwort gefunden habe, aber Ihr Fall ist, wenn auch sehr typisch doch auch sehr differenziert zu betrachten.
Ich denke den Anfang hat die Geschichte damit genommen dass das Pferd zumindest VR einen steileren Huf hatte als VL. In der klassischen Hufbearbeitung wird in dem Fall fast immer versucht den Huf im Winkel dem flacheren anzupassen. Da jedoch die Sehnen und Haltebänder dieser Stellungskorrektur dagegen halten, kommt es zu einer Mehrbelastung im Zehenbereich und gerade die Huflederhaut an der Zehenspitze bekommt mehr Zug nach vorne. Dabei kommt es zu Veränderungen an der Hufbeinspitze und der Huflederhaut dort. Auch der Hufbeinträger erfährt dadurch eine Mehrbelastung. Häufig entstehen dort dann in der Folge auch Hufgeschwüre an der vielleicht vorher schon vorhandenen Crena.
Eine Entfernung der Zehenwand lässt die Veränderungen an der Huflederhaut dann auch noch weiter fortschreiten. Das Hufbein rotiert damit häufig erst recht, die Seitenwände und damit auch die Lederhäute dort sowie das Hufbein werden überlastet.
Wird der Huf VR aufgrund der Problematiken die durch das flach halten und der Folgen daraus nicht so gut belastet und von dem Pferd eher geschont so kommt es an der gegenüberliegenden Gliedmaße zu Überbelastungen die sich häufig auch in Hufrehe ähnlichen Erscheinungen oder einer tatsächlichen Belastungsrehe zeigen.
Herausmessen von Stellungswinkeln und Hornkapselwinkeln mit genauen Gradzahlen ist auf Röntgenbildern allein sehr Fehler behaftet. Es kommt so sehr darauf an wie das Pferd bei der Aufnahme die Hufe stellt und ob es seine beiden Vorderbeine gleichmäßig belastet. Dazu kommt noch ein gewisser Verzerr Faktor der durch den Aufnahmewinkel entsteht. Was man aber auf den Röntgenbildern gut erkennen kann ist der jetzige Zustand des Hufgelenks in Bezug auf seine jeweiligen physiologischen Belastungen. Im Vergleich des Bereiches zwischen Strahlbein und Hufbein, also dort wo das Untere Strahlbeinband ist finden sich unterschiedlich breite Hufgelenkspalten. Der Spalt VR ist deutlich größer als der Spalt VL. Das hat im Übrigen meine Annahme, dass es sich VR um den flacher gehaltenen Huf handelt bestätigt. Die Tiefe Beugesehne zieht nicht nur das Hufbein gegebenenfalls steil, sie zieht über die Verbindung des Oberen Strahlbeinbandes mit der Beugesehne auch das Strahlbein nach oben. I n diesem Fall hat dadurch das Untere Strahlbeinband nachgegeben.
Durch die erzwungene Stellungsänderung und der damit einhergehenden Überbelastungen hat sich die Hornkapsel in Richtung einer Hufrehe Kapsel verändert ohne dass ein tatsächlicher Reheschub vorangegangen ist.
Um die Hufe in eine wieder Best mögliche Verfassung zu bringen ist es zuerst notwendig mit der ursächlichen Bearbeitung des Trachtenkürzens aufzuhören und damit eine wenn vielleicht auch nur teilweise Rückführung der Hornkapsel in eine physiologische Form zu ermöglichen. Das sich eine absolute Parallelität der Hornwand zum Hufbein wieder einstellt ist dabei nicht sicher. Die Lederhäute sind dort unter Umständen so verändert dass eine komplette Rückbildung nicht mehr möglich ist. Aber auch mit solchen Veränderungen können Pferd gut zurechtkommen wenn man diese in der Hufbetreuung berücksichtig.
Lieben Gruß Astrid Arnold