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Verfasst: 19.07.2020, 21:47
von Kerstin
Sehr geehrte Frau Dr. Rasch und Team,
ich habe vor 4 Wochen eine Stute gekauft, die vor 3 Wochen eine Hufrehe hatte. Die akute Phase ist vorbei (kein Pulsieren, keine Lahmheit). Seit zwei Wochen wurde sie beschlagen, laut Schmied nicht aufgrund der Rehe, sondern aufgrund einer gering ausgebildeten Sohle zur Vermeidung von weiterer Entzündung. Auf den Röntgenbildern war die Sohle von der Tierärztin als dünn beurteilt worden, der Schmied meinte, man kann sie mit der Zange eindrücken. Ich lese gerade Ihr Buch und bin verängstigt mit dem Beschlag etwas völlig Falsches getan zu haben. Meine Stute steht im Burgenland, in Österreich und ich kenne keinen Barhufbearbeiter.
Könnten Sie mir einen empfehlen? Soll der Beschlag sofort abgenommen werden?
Seit sie beschlagen wurde, geht sie, als hätte sie vorn Gewichte und schleift die Hufe so ein bisschen über den Boden nach vorn beim Absetzen. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ansonsten hatten wir eine tolle Tierärztin für den Stoffwechsel da. Sie hat uns dbzgl weitergeholfen. Die Hufe waren bei Kauf in einem miserablen Zustand (kaum Sohle, lange Zehe, schräge Wand des einen Vorderhufes). Sie sehen jetzt zwar besser aus, aber ich fühle mich dennoch verloren und weiß nicht, wen ich zu Rate ziehen kann.
Beste Grüße, Kerstin K.
Verfasst: 22.07.2020, 09:40
von Konstanze Rasch
Hallo Kerstin,
prinzipiell ist ein Beschlag nichts völlig falsches, wenn es darum geht, die Hufe zu schützen.
So wie sich die Situation liest, ist die von Ihnen geschilderte schlechte Hufsituation ja wahrscheinlich zumindest ein Mitauslöser, wenn nicht gar die Ursache der Hufrehe. Zur Einschätzung müsste ich die genauen Gegebenheiten kennen und Bilder der Hufe sowie die Röntgenbilder anschauen. Auch die verfügbaren Informationen zur Stoffwechselsituation wären hierfür interessant.
Ich halte dennoch, trotz der möglichen Verursachung der Hufrehe durch eine ungünstige und schützenswerte Hufsituation, den Beschlag nicht für die allerbeste Lösung. Denn er erschwert aus meiner Sicht die Sanierung der Hufe.
Allerdings ist es natürlich auch die Frage, ob die Haltungsbedingungen für Ihr Pferd so sind bzw. so gestaltet werden können, dass sich die Hufe trotz ihres momentanen schutzwürdigen Zustandes erholen können. Es sind ausschließlich weiche, nachgiebige Böden (Sand, Späne, … ) und eine Herdenzusammensetzung, die keine Zwangsbewegung verursacht, geboten. Harte und unebene Böden müssen momentan einfach gänzlich vermieden werden. Wenn das gegeben ist, kann ihr Pferd barhuf ohne Probleme zurecht kommen und die Hufe können auf unkomplizierte Weise saniert werden.
Wenn Sie mir noch weitere Informationen zukommen lassen möchten (s.o.), schaue ich mir diese gern an und versuche Ihnen weiter zu helfen.
Mit freundlichen Grüßen
Konstanze Rasch
Verfasst: 26.07.2020, 11:48
von Kerstin
Hallo Frau Dr. Rasch,
vielen Dank für Ihre Antwort!
Unsere Stallsituation sieht so aus, dass sie in einer kleinen Gruppe steht, in der es keinen Streit oder Zwangsbewegung gibt. Der Boden auf der Koppel ist ein Erdboden, der kaum Steine hat, aber im Sommer sehr hart sein kann. Eine Änderung dbzgl. ist leider nicht möglich. Der Weg von der Koppel in die Box hat leider einige spitzere Kiesel dabei. Ist es dennoch möglich sie Barhuf zu stellen oder soll ich einige Monate noch abwarten?
Falls Barhuf nicht möglich sein sollte, welchen Beschlag soll ich wählen? Eisen, Duplo oder Klebebeschlag?
Kennen Sie Herrn Johann Wawra von der hufschule. at?
Was meinen Sie zu der aktuellen Hufsituation meiner Stute?
Vielen Dank und liebe Grüße
Verfasst: 26.07.2020, 12:01
von Kerstin
Ergänzend noch die anderen Bilder
Verfasst: 30.07.2020, 10:13
von Konstanze Rasch
Hallo Kerstin,
zur Frage, ob Ihre Stute mit dem harten Koppelboden und dem Weg zurecht kommt, kann ich natürlich aus der Ferne keine Aussage treffen. Das Problem, das ich sehe, ist viel eher, dass sie nach ein paar Monaten mit Beschlag, für die Bodenverhältnisse dann wahrscheinlich auch nicht besser gerüstet ist.
Eine explizit dünne Sohle zeigen die Röntgenbilder nicht.
Sie schrieben ja, dass die Hufe beim Kauf in einem sehr schlechten Zustand waren. Man kann vermuten, dass die Probleme, mit diesem unguten Zustand zusammenhingen. Evtl. auch die Rehe selbst. Wie wurde diese denn diagnostiziert? Und gab es aus Ihrer Sicht oder aus Sicht der Tierärztin einen expliziten Anlass für die Hufrehe?
Da die Hufe jetzt in einen gepflegteren Zustand gebracht worden sind, kann es durchaus sein, dass Ihre Stute die Böden jetzt auch problemlos verträgt. Das käme auf den Versuch an. Möglicherweise ist dafür aber aktuell der Tragrand noch zu kurz, da sie ja beschlagen wurde. Wann kamen die Beschläge denn drauf und wie lange sollen sie an den Hufen bleiben, also wann ist der nächste Huftermin geplant?
Viele Grüße
Konstanze Rasch
Verfasst: 13.08.2020, 08:52
von Kerstin
Hallo Frau Dr. Rasch,
ich fühle mich so allein auf weiter Flur. Es ist für mich ein schwieriges Thema, denn mit dem Huf habe ich mich explizit noch nie auseinandersetzt. Traurig, aber wahr.
Der Beschlag ist aktuell seit 6 Wochen auf dem Huf. Damit bin ich recht unglücklich, denn der Schmied möchte sie nach Begutachtung erst nach 8 Wochen wieder frisch beschlagen. Dazu sollen dann die erhöhten Trachten gekürzt werden. Das macht mir noch mehr Bauchweh, nachdem ich bei Ihnen gelesen habe, dass die Trachten kaum gekürzt werden sollten. Ich weiß einfach nicht, wie ich weiter vorgehen soll.
Als Ursache für die Rehe wurde von der Tierärztin die schlechte Hufsituation vermutet. Die Zehe war bei Kauf überlang, der Huf einige Monate durch Raspeln selbst bearbeitet und ich denke die Sohle wurde so weggeraspelt. Sie war allerdings auch einige Monate vor Kauf, wie ich auf den Fotos sehen konnte, stark übergewichtig. Bei Kauf noch zu dick und dann durch Stress durch Umzug hat sie abgenommen und ist aktuell, so finde ich, nicht zu dick. Sie hatte auch Leberprobleme, laut Tierärztin ersichtlich an den gelben Skleren. Aktuell wird der Stoffwechsel saniert. Nur für die Hufe finde ich keine Lösung.
Können Sie mir jemanden für den Osten von Österreich empfehlen? Kennen Sie jemanden?
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Liebe Grüße,
Kerstin
Verfasst: 21.08.2020, 21:22
von Konstanze Rasch
Hallo Kerstin,
ich gebe Ihnen Recht, dass 8 Wochen für eine mögliche Nachrehe-Situation und auch gerade in den Sommermonaten ein gewagtes Unterfangen sind. Wenn jetzt bereits die Rede davon ist, dass man dann nachträglich die zu hoch gewordenen Trachten kürzen will/muss, dann ist das definitiv der falsche Weg.
Bitte kontaktieren Sie doch meine Kollegin Astrid Arnold. Ihre Kontaktdaten finden Sie in unserer Liste. Ich denke und hoffe, Sie kann Ihnen jemanden im Burgenland vermitteln.
Herzliche Grüße
Konstanze Rasch