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Verfasst: 21.10.2021, 18:37
von Michelle
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich bin mir nicht sicher ob Sie mir diese Frage beantworten können. Es handelt sich um mein Pflegepferd welches ich dreimal die Woche betreue. Die vorderen Hufe sind sehr flach und lang, der Strahl verliert an Struktur und auch so wächst der Huf bereits wie eine Exponentielle abschüssig. Unser Hufschmied meinte man könnte da nichts machen. Dieser Hufschmied ist allerdings auch bereits berentet und daher bezweifle ich, dass er auch neuere Anwendungen berücksichtigt. Ist es möglich, dass ich Bilder sende an denen ggfs beurteilt werden kann, ob eine Therapie möglich ist?
Mit freundlichen Grüßen
Michelle

Verfasst: 22.10.2021, 09:12
von Carina Jakob
Hallo Michelle,
bitte machen Sie Huffotos (Anleitung siehe oben im hellblauen Balken) und geben Sie weitere Infos zum Pferd (Alter, Haltung, Nutzung, ggf. Vorerkrankungen). Dann kann man Ihnen detaillierte Ratschläge geben.
Liebe Grüße,
Carina Mäusezahl

Verfasst: 22.10.2021, 19:18
von Michelle
Hallo,

Es geht um eine Holsteiner Stute, 12 Jahre alt, Boxenhaltung mit 4-6h Weidegang, aktuelle Nutzung liegt bei 5 Tage die Woche ca 45-60min gezielte Bewegung an der Longe, Spazierengehen, Bodenarbeit. Sie ist aktuell tragend seit April. Gefüttert wird sie mit Kraftfutter.
Vorerkrankungen sind keine bekannt, außer die Sehnen an den hinteren Beinen. Der Hufschmied kommt am kommenden Montag, allerdings hobelt er vorne immer nur ab, korrigiert aber keine Stellungen.
Ort Großraum Stuttgart (da es nicht mein Pferd ist, kann ich leider nicht näher darauf eingehen)

Bilder im Anhang.
Bild 1: Hufe vorne
Bild 2: Huf links vorne frontal
Bild 3: Huf links vorne seitlich
Bild 4: Huf rechts vorne frontal
Bild 5: Huf rechts vorne seitlich
Bild 6: Huf links vorne
Bild 7: Huf rechts vorne
Bild 8: Huf hinten rechts front
Bild 9: Huf hinten rechts seitlich
Bild 10: Huf hinten links frontal
Bild 11: Huf hinten links seitlich
Bild 12: Huf hinten links unten
Bild 13: Huf hinten rechts unten

Verfasst: 25.10.2021, 19:05
von Carina Jakob
Hallo Michelle,
danke für die Bilder. Hier sieht man dringend zur Bearbeitung fällige Hufe mit diversen Baustellen. Da ich nicht weiß wie lang die letzte Hufbearbeitung her ist kann ich im Moment schwer beurteilen wie die Grundverfassung der Hufe ist.
In welchen Abständen macht denn der Hufschmied die Hufe? Sie schrieben, heute ist Termin - können Sie nochmal Fotos der frisch bearbeiteten Hufe einstellen?
Ein großes Problem sind die massiv zu langen verbogenen Zehen der Vorderhufe, die Sie bereits im Eingangspost beschrieben haben. Stolpert die Stute häufig?
Sie sehen in der Seitenansicht beider Vorderhufe am oberen Drittel der Zehenwand, dass das Hufbein steiler in der Kapsel steht. Darunter verbiegt sich die Zehenwand konkav, d.h. dass der Huf eigentlich auch steiler stehen möchte. Bei einem gesunden Huf sind Hufbeinrücken und Zehenwand weitestgehend parallel. Die Zehenwand ist bei der Schimmelstute vom Hufbein weg gewichen, der Hufbeinträger wird überlastet.
Von frontal sehen Sie mittig einige vertikale Einziehungen (angedeutete Längsrisse) die im Augenblick noch kein richtiger Riss sind aber wenn die Zehenwand weiter so hebelt Sollbruchstellen darstellen, wo es zu einem Hornspalt kommen kann.
Die Wände der Vorderhufe hebeln insgesamt rundherum stark nach außen, weshalb es u.a. zu den Ausbrüchen im Bereich der Seitenwände gekommen ist und sich die Zehenwand unten bereits aufgespalten hat. Dort, aber auch im Strahl und in der Blättchenschicht gibt es viel Fäulnis (in mechanisch strapazierte Wände bzw. dahinter in der Blättchenschicht nistet sich auch gern Fäulnis ein und kann den aufspreißelnden Effekt noch verstärken). Die Fäulnisproblematiken sollten sauber ausgeschnitten und danach ggf. mit milden keimhemmenden Mitteln behandelt werden.
Die Eckstreben sind sehr lang und haben sich bereits auf die Sohle umgelegt, was Dreck und Bakterien einen schönen Unterschlupf bietet. Unter so belassenen Eckstreben können Hufgeschwüre entstehen.
Bei den Hinterhufen fallen die konvex verbogenen Zehenwände ins Auge. Am Hinterhuf, der anatomisch eher oval im Vergleich zum Vorderhuf ist, sollte die Zehenwand der stärkste Teil der Hornwand sein. Dies ist wichtig damit sich das Pferd in der Bewegung kräfteschonend vom Boden abdrücken kann. Konvexe Zehenwände sind meist zu dünn geworden, das kann durch Schlurfen ebenso wie durch zu starkes Beraspeln hervorgerufen werden. Der Effekt in beiden Fällen ist jedoch, dass die Hornkapsel geschwächt wird. Die Zehenwand ist weniger tragfähig und stabil, die Seitenwände müssen dadurch mehr Gewicht tragen und überlasten, d.h. sie verbiegen sich und die Seitenwände flügeln nach außen. Auch bekommen die Huflederhäute und der Hufbeinrand Stress weil die Zehenwand näher zum Knochen kommt.
Liebe Grüße,
Carina

Verfasst: 27.10.2021, 17:51
von Michelle
Hallo Carina,

Der Hufschmied kommt alle 8-10 Wochen, in diesem Fall war die letzte Hufbearbeitung am 20.08.21.
Sie stolpert tatsächlich hin und wieder.

Die Bilder der Hufe nach dem Hufschmied:
Bild 1: vorne rechts frontal
Bild 2: vorne rechts seitlich
Bild 3: vorne rechts unten
Bild 4: vorne rechts hinten
Bild 5: vorne links frontal
Bild 6: vorne links seitlich
Bild 7: vorne links unten
Bild 8: vorne links hinten
Bild 9: hinten rechts frontal
Bild 10: hinten rechts seitlich
Bild 11: hinten rechts unten
Bild 12: hinten rechts hinten
Bild 13: hinten links frontal
Bild 14: hinten links seitlich
Bild 15: hinten links unten
Bild 16: hinten links hinten




Verfasst: 27.10.2021, 20:20
von Carina Jakob
Liebe Michelle,
danke für die neuen Huffotos. Es scheint, der Hufschmied ist mit der Situation überfordert. Leider wurde keines der Hebel-, Eckstreben- und Fäulnisprobleme zielführend angegangen. Wie läuft die Stute nach der Bearbeitung (kann sie überhaupt lahmfrei laufen)?
Das Pferd muss Hufrehe gehabt haben, was wissen Sie oder die Pferdebesitzer zur Vorgeschichte? Vor diesem Hintergrund sind Hufzustand, Weidegang, Kraftfutter und Trächtigkeit eine gefährliche Kombination. Die aktuelle Hufsituation an sich birgt das Risiko eines neuerlichen Reheschubes. Das höhere Gewicht durch die Trächtigkeit erhöht dieses Risiko zusätzlich. Die Hufform und die Hebel können weitreichende Folgen für das Hufbein haben, welche durchaus bleibende Schäden hervorrufen können.
Das Pferd sollte bitte dringend kompetente Hilfe bekommen. Haben Sie bei uns im Register nachgeschaut ob KollegInnen in Ihrer Nähe arbeiten?
Herzliche Grüße,
Carina