Freibergerstute mit Strahlfäule. Beschlagen oder nicht ?

Öffentliches Forum für Fragen rund um die Gesundheit der Hufe Ihrer Pferde
Antworten
carbine
Beiträge: 8
Registriert: 01.05.2014, 17:30

Beitrag von carbine »

Unsere 9jährige Stute , die seit 3 Jahren erfolgreich Barhuf läuft, hat seit ca.4 Wochen Strahlfäule. Da unsere Hufpflegerin nicht mehr arbeitet (nach Geburt eines Kindes)macht der Schmied die Hufe. Mir war nur ein nicht mehr so schöner Strahl und "komisch" weiche Ballen aufgefallen, der Schmied meinte , 1 Woche Hufteer drauf und nur mit Schuhen raus.

So gemacht, gestern Hufe gewaschen und entdeckt, dass zwischen den Ballen ein Spalt ist, vorsichtig mit dem Kratzer hinein, ein ziemlich Gestank und eine weiche Masse am Hufkratzer, heute Tierarzt gerufen.
Der ausgeputzt bis ins Lebendige, Salbe mit Formalin drauf und eingepackt.

Er meint, ums Beschlagen werden wir nicht herumkommen.
Wahrscheinlich gehört zu diesem Ereignis noch ein kurzer " biographischer Abriss" . Vor 5 Jahren ein (vermeintlich?) kerngesundes 4-jähriges Pferd gekauft, das vor dem Metzger gerettet wurde als Fohlen.Juni 09
Wie jedes Jahr im Sommer ( Juli ) drei Wochen später mit ihrem Kollegen auf eine Juraweide in die Ferien gegeben ( normalerweise für 8 Wochen) , nach einer Woche Anruf Weidebetreiberin: bitte kommen, Pferd scheint krank.
Tierarzt gerufen, der sagt, Entwarnung, „nur“ Hufabszess hi.li., behandelt, keine Sorge.
Tage später steht das Pferd nur noch auf drei Beinen, hinten rechts dick, ebenfalls Hufabszess.

Fragen über Fragen, Pferd war noch nie beschlagen, sollte auch den Juramergel vertragen, der auf den Weiden vorkommt.
Pferd liegend angetroffen, direkt zum Tierarzt in eine Gastboxe gefahren.
Wir hatten eine Woche Urlaub gebucht, Tierarzt sagte, geht ihr nur, hier ist sie gut aufgehoben.
Nach ein paar Tagen Telefon vom Tierarzt, er sei mit seinem Latein am Ende, Pferd über 40 Grad Fieber, Hufe eitern, starke Schmerzen, Antbiose, könne nicht mehr Schmerzmittel geben , das sei ausgeschöpft , man könne kaum die Hufe anheben. Ob er sie ins Tierspital fahren könne?

Tierspital ruft an, Entzündung im rechten Knie, ob sie eine Arthroskopie machen dürften, Infektion vorgefunden, Spülung gemacht, Antibiotika.
Bei der Gelegenheit trockene Zecke auf dem Bauch gefunden, Borreliosetest negativ.

Wir nach Rückkehr sofort dorthin, ein armes abgemagertes Tier, mit Braunüle im Hals.
Nach drei Wochen nach Hause, strenges Rekonvaleszenzregime eingehalten.
Diagnose gab es keine.
Oktober langsam wieder mit Aufbau begonnen, 1 Jahr gut, dann lahm hinten rechts, Untersuchung, Lahmheit vom rechten Knie ausgehend , Meniskus gespalten, Operation, lange Rekonvaleszenz , wieder gut. Immer mit Vorsicht geritten, unbeschlagene Hufe mit Swiss Horse Boots geschützt, oft auch ohne ausgeritten, bis vor ca. 4 Monaten, Lahmheit hinten rechts, Vet. meint, Arthrose auf Grund von Op , UCII füttern, nur Weidegang.
Und jetzt diese Strahlfäule.

Beschlagen ( wenn besser ) wie der Tierarzt vorschlägt, möchte ich nur im Notfall, denn es ging sehr gut ohne Eisen. Er aber sagt, mit Beschlag würde das Pferd besser abrollen und die Gelenke seien so auch entlastet.

Angelika Linhard
Beiträge: 53
Registriert: 10.02.2014, 15:54

Beitrag von Angelika Linhard »

Hallo Carbine,
bitte lassen Sie ihr Pferd nicht wegen Strahlfäule beschlagen. Auf einen kranken Huf (evtl.Ausnahme: Bruch) gehört überhaupt kein Eisen, weil das Eisen die Ursache nicht behebt. Wenn überhaupt gehört ein Beschlag in Ausnahmefällen nur auf Hufe, die völlig in Ordnung und gesund sind.
Die Argumente des Tierarztes für den Beschlag treffen nicht zu. Gut abrollen oder abfußen wird das Pferd auch mit gut bearbeiteten Hufen können und für die Gelenke sind Beschläge zumindest langfristig kontraproduktiv. Mit Beschlag fehlt dem Pferd der Tastsinn, d.h., auf unebenem Boden ist die Gefahr des Verkippens der Gelenke groß. Außerdem werden Hufe beim Umbeschlagen oft gerade geschnitten, wenn zB Seitenwände in der Beschlagszeit unterschiedlich lang werden (= schiefe Hufe, eine Seite mehr belastet als die andere). Auch das schadet den Gelenken, wenn eine Seite jedesmal mehrere Millimeter mehr gekürzt wird als die gegenüber liegende.
Die Frage ist, wodurch die Fäule entstanden ist. Zum einen kann es an zu wenig Hygiene/Pflege liegen, aber auch die Hufsituation kann Strahlfäule begünstigen. Bspw. steile enge Hufe, die schmale eingeengte Strahle haben, sind eher anfällig und brauchen mehr Aufmerksamkeit.
Bitte schauen Sie doch mal unter "Huforthopäden", ob jemand in Ihrer Nähe ist
- sei es für eine Beratung oder Bearbeitung.
Alles Gute und schöne Grüße, Angelika Prange

carbine
Beiträge: 8
Registriert: 01.05.2014, 17:30

Beitrag von carbine »

Hallo Angelika

vielen Dank für Ihre Antwort.

Dann täuscht mich mein Gefühl nicht. Ich habe hier schon einmal angefragt, wg. meines Andalusiers, der eine Sehnenscheidenentzündung hatte, die mittlerweile endlich ausgeheilt ist.
Auch damals sagte zwei Veterinäre, mein privater und die Ärztin im Tierspital, durch verdickte Ruten könne man die Sehnen entlasten. Ich dachte, jetzt ist der so lange ohne Eisen und soll an einem verletzten Bein neu Eisen bekommen.

Und doch bin ich immer verunsichert und habe Angst, etwas falsch zu machen oder zu versäumen.

Den Rat mit dem Hoforthopäden werde ich beherzigen.

Schönes Wochenende

und liebe Grüsse

carbine
Angelika Linhard
Beiträge: 53
Registriert: 10.02.2014, 15:54

Beitrag von Angelika Linhard »

:o) irgendwie kam mir Ihr Name auch bekannt vor.
Ja, bei Sehnenproblemen werden auch gern Eisen empfohlen. Leider sollen nach althergebrachter Lehrmeinung Eisen so oft alles richten, aber sie tun es in der Regel nicht. Allein die Vorstellung bei einem Sehnenschaden hängt nun auch noch ein Gewicht am Bein, das permanent mitgeschleppt werden muß.
Damit Sie sich nicht mehr unsicher fühlen, was nun richtig ist, hilft Ihnen bestimmt auch das neue Buch "PROBELMlos EISENlos".
Viele gute Wünsche, Angelika Prange
Antworten