Hallo,
seit einem Stallwechsel vor im Februar 2021 (generell weichere Böden zudem kein Sandplatz sondern Swingground) beobachte ich Veränderungen an den Hufen meines Pferdes:
- tendenziell viel Tragrandüberstand (keine Abnutzung, dennoch oder gerade deshalb fühlig)
- Rückkehr von mittigen Hornspalten an den Vorderhufen (durch hebelnde Kräfte)
- "glockenartiges auffächern" ab etwa halber Hufhöhe der Wände
-> Versuch diesen Entwicklungen Einhalt zu gebieten, durch schmälern der Wände. Bei Rückwirkender Analyse an Bildern festgestellt, dass das äußere, schwarze Hufhorn derzeit keinen Bodenkontakt mehr hat.
-> bei Ausschneiden am 07.08.22 keine Verfärbungen der weißen Linie am rechten Vorderhuf. Linker Vorderhuf im äußeren Zehenbereich auf etwa 2 cm länge minimal rötlich.
-> bei Ausschneiden am 28.09 rechter Vorderhuf weiße Linie rötlich verfärbt im Bereich der roten Linie. Ballentritt rechter Ballen des rechten Vorderhufes. Linker Vorderhuf ok.
Allgemeinzustand: gut, fröhlich, aber fühlig auf steinigem Untergrund, keine Taktunreinheiten beim engen Wenden, im Trab zeitweise Stützbeinlahm. Hufe nicht auffällig kalt oder warm, keine Pulsation. Nicht dick, keine Anzeichen von Stoffwechselerkrankungen oder Verdauungsbeschwerden. Hatte allerdings bis zur Feststellung halbtägig Zugang zu abgefressener Wiese.
Meine Fragen sind:
- habe ich etwas übersehen?
- wird ein kürzen des Tragrandüberstandes die Problematik eindämmen?
- Wahrscheinlichkeit einer Rehe, unter den gegebenen Umständen?
- Sicherheitshalber derzeit keine Weide. Ratsam?
- weiterführende Analyse - Röntgen, Blutuntersuchung angezeigt? Tierarztbesuch ist für Do vorgesehen.
- es sieht aus, als habe sich zum Teil die Farbe des Wandhorns direkt vom Kronrand kommend aufgehellt. Ist das plausibel, oder täuscht es?
Auf den Bildern sieht man die Situation 2018 - Haltung mit viel Abrieb, August 2022 und Oktober 2022.
Hebelnder Tragrand - rötliche weiße Linie
Hebelnder Tragrand - rötliche weiße Linie
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Re: Hebelnder Tragrand - rötliche weiße Linie
03.10.2022
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Re: Hebelnder Tragrand - rötliche weiße Linie
Hallo San,
die Hufe haben sich sehr wahrscheinlich durch den Minderabrieb so verändert. Der höher und längere Wandüberstand haben dazu geführt, dass sich die Wände verbiegen. Diese Verbiegungen dann hauptsächlich über das Beraspeln der Seitenwände korrigieren zu wollen kann nur gelingen wenn auch für genügend Abrieb gesorgt wird. Bleibt der Abrieb aus, muss der Huf insgesamt in der Höhe gekürzt werden.
Jetzt befinden Sie sich aber in einem Teufelskreis. Die verbogenen Wände haben die Blättchenschicht gezerrt, dort setzt sich wohl auch immer Fäulnis fest und Sie versuchen das durch sauber Schneiden der Blättchenschicht zu lösen. Es entsteht eine Rinne und ein schräger Anteil an der Hufwand Innenseite. Nun kann gerade der weiche Boden an dieser Schräge angreifen und die Wände nach außen hebeln. Werden nun auch die Wände von außen dünn geraspelt, kann dieser Hebel noch leichter die dann ja auch weniger stabile Wand verformen. Insbesondere wenn die Wand zu dünn gearbeitet wird. Das es zu dünn wurde sieht man auch an den vielen kleinsten Rissen am Tragrand der Wand.
Auch wenn der Abrieb gering ist, so ist doch einer vorhanden. Mit den dünnen Wänden an den Seiten und an der Zehe kann der Abrieb an den Trachten nicht mitkommen, die Trachten rollen immer mehr ein und oder schieben unter. Das drückt und zerrt ebenfalls dort an der Blättchenschicht und es setzt sich Fäulnis fest. So hat es jetzt auch Fäulniskanäle (Hufgeschwür) im Trachtenwinkel.
Überhaupt ist die Fäulnis (die vielen schwarzen Verfärbungen auch in den Strahlfurchen) ein Problem. Ich denke die Einblutung im Ballen hat ihre Ursache hier. Da hat die Fäulnis der seitlichen Strahlfurche die Lederhaut geärgert und diese hat mit Einblutung reagiert. Möglicherweise ist die Fäulnis an den verschiedenen Stellen auch die Ursache für eine zeitweilige Stützbeinlahmheit.
Neben den schon beschriebenen Problemen, die ja bereits zu einem fühligem Laufen führen, ist bei der letzten Bearbeitung (?) eine Rinne im Sohlenhorn um die Strahlspitze entstanden. Gut möglich, dass dort nun die Sohle zu dünn ist, ein häufiger Grund für fühliges Laufen.
Ob nun die Einblutungen in der Blättchenschicht auch auf ein Stoffwechsel bedingtes Geschehen zurückzuführen sind, kann ich mit nur der Hufbilder nicht beantworten. Ist Ihr Pferd denn vielleicht auch noch zu dick? Sicher ist aber, dass allein der Hebel und damit zerren an der Blättchenschicht schon zu solchen Einblutungen führen kann. Auch Fäulnis in den vielen kleinen Rissen kann dazu führen. Solche Hufe sind nun aber auch bei einem etwaigen negativen Stoffwechselgeschehen für eine Hufrehe besonders gefährdet und ich würde vorsichtshalber die Haltungsbedingungen darauf ausrichten.
Was aber nun tun?
Zunächst als Erstes die Fäulnis bekämpfen. Die Hufe gut reinigen und mit z.B. Kealit Undercover versorgen. Entsteht nicht mehr so viel Fäulnis, muss auch die Blättchenschicht nicht mit dieser ungünstigen Rinne freigeschnitten werden und der ungünstige schräge Innentragrand ist damit Geschichte.
Für Abrieb sorgen, entweder durch Bewegung auf auch hartem Boden oder den Huf insgesamt in der Höhe kürzer halten.
Die Wände nur so dünn beraspeln, dass auch der Abrieb an den Trachten mitkommen kann und genügend Wanddicke verbleibt damit die Wände stabil bleiben.
Lieben Gruß Astrid Arnold
die Hufe haben sich sehr wahrscheinlich durch den Minderabrieb so verändert. Der höher und längere Wandüberstand haben dazu geführt, dass sich die Wände verbiegen. Diese Verbiegungen dann hauptsächlich über das Beraspeln der Seitenwände korrigieren zu wollen kann nur gelingen wenn auch für genügend Abrieb gesorgt wird. Bleibt der Abrieb aus, muss der Huf insgesamt in der Höhe gekürzt werden.
Jetzt befinden Sie sich aber in einem Teufelskreis. Die verbogenen Wände haben die Blättchenschicht gezerrt, dort setzt sich wohl auch immer Fäulnis fest und Sie versuchen das durch sauber Schneiden der Blättchenschicht zu lösen. Es entsteht eine Rinne und ein schräger Anteil an der Hufwand Innenseite. Nun kann gerade der weiche Boden an dieser Schräge angreifen und die Wände nach außen hebeln. Werden nun auch die Wände von außen dünn geraspelt, kann dieser Hebel noch leichter die dann ja auch weniger stabile Wand verformen. Insbesondere wenn die Wand zu dünn gearbeitet wird. Das es zu dünn wurde sieht man auch an den vielen kleinsten Rissen am Tragrand der Wand.
Auch wenn der Abrieb gering ist, so ist doch einer vorhanden. Mit den dünnen Wänden an den Seiten und an der Zehe kann der Abrieb an den Trachten nicht mitkommen, die Trachten rollen immer mehr ein und oder schieben unter. Das drückt und zerrt ebenfalls dort an der Blättchenschicht und es setzt sich Fäulnis fest. So hat es jetzt auch Fäulniskanäle (Hufgeschwür) im Trachtenwinkel.
Überhaupt ist die Fäulnis (die vielen schwarzen Verfärbungen auch in den Strahlfurchen) ein Problem. Ich denke die Einblutung im Ballen hat ihre Ursache hier. Da hat die Fäulnis der seitlichen Strahlfurche die Lederhaut geärgert und diese hat mit Einblutung reagiert. Möglicherweise ist die Fäulnis an den verschiedenen Stellen auch die Ursache für eine zeitweilige Stützbeinlahmheit.
Neben den schon beschriebenen Problemen, die ja bereits zu einem fühligem Laufen führen, ist bei der letzten Bearbeitung (?) eine Rinne im Sohlenhorn um die Strahlspitze entstanden. Gut möglich, dass dort nun die Sohle zu dünn ist, ein häufiger Grund für fühliges Laufen.
Ob nun die Einblutungen in der Blättchenschicht auch auf ein Stoffwechsel bedingtes Geschehen zurückzuführen sind, kann ich mit nur der Hufbilder nicht beantworten. Ist Ihr Pferd denn vielleicht auch noch zu dick? Sicher ist aber, dass allein der Hebel und damit zerren an der Blättchenschicht schon zu solchen Einblutungen führen kann. Auch Fäulnis in den vielen kleinen Rissen kann dazu führen. Solche Hufe sind nun aber auch bei einem etwaigen negativen Stoffwechselgeschehen für eine Hufrehe besonders gefährdet und ich würde vorsichtshalber die Haltungsbedingungen darauf ausrichten.
Was aber nun tun?
Zunächst als Erstes die Fäulnis bekämpfen. Die Hufe gut reinigen und mit z.B. Kealit Undercover versorgen. Entsteht nicht mehr so viel Fäulnis, muss auch die Blättchenschicht nicht mit dieser ungünstigen Rinne freigeschnitten werden und der ungünstige schräge Innentragrand ist damit Geschichte.
Für Abrieb sorgen, entweder durch Bewegung auf auch hartem Boden oder den Huf insgesamt in der Höhe kürzer halten.
Die Wände nur so dünn beraspeln, dass auch der Abrieb an den Trachten mitkommen kann und genügend Wanddicke verbleibt damit die Wände stabil bleiben.
Lieben Gruß Astrid Arnold