Spezialbeschlag, Kunstoffbeschlag oder Barhuf?

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elliewolf333
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Spezialbeschlag, Kunstoffbeschlag oder Barhuf?

Beitrag von elliewolf333 »

Hallöchen!
Meine Stute (15) ist seid 2,5 Jahren in meinem Besitz war davor voll beschlagen und als sie zu mir kam nahm ich alle Eisen runter. Es gab nie Probleme bis sie ca vor 5 Monaten anfing lahm zu gehen. Nun habe ich auf Rat von der Tierärztin (Verdacht auf Verknöcherung im Huf) sie vorne beschlagen lassen mit normalen Eisen. Nun geht sie immernoch nicht gerade und man hat sie weiter untersucht hier kam die Diagnose Entzündung im Fesselträgerschenkel heraus. Daraufhin riet man mir zu einem spezialbeschlag. Nun bin ich aber hin und her gerissen weil ich viel lese, dass Pferde die Barhuf gehen die beste Federung hätten. Was würdet Ihr tun? Barhuf, Kunststoffbeschlag oder doch die Speziellen Eisen?
Weiß leider nicht mehr weiter..
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Nadja Politz
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Re: Spezialbeschlag, Kunstoffbeschlag oder Barhuf?

Beitrag von Nadja Politz »

Hallo.

jede Form von permanentem Hufschutz bringt neben den (oft nur erhofften) "Vorteilen" auch immer eine Reihe Nachteile mit sich. Du findest darüber auf unserer Homepage jede Menge Informationen.

Hier eine Aufzählung genereller Nachteile, die jeder(!) Beschlag mit sich bringt. Auch ein gut gemeinter oder sogenannter orthopädischer Beschlag:

https://www.dhgev.de/hufthemen/barhufum ... enbeschlag

In diesem Bereich findest Du noch mehr Informationen zu Beschlag und Barhuf:

https://www.dhgev.de/hufthemen/barhufumstellung

In unserern Huftagebüchern kannst Du auch mal schauen, da gibt es auch ein Paar Fälle die ein bisschen in Eure Richtug gehen, zum Beispiel:
https://www.dhgev.de/huftagebuecher/fes ... -herr-robi

Ich erlebe es in der Praxis so oft, dass Beschläge als Allheilmittel verordnet werden. Die Tierärzte zählen dann eine Reihe (angeblicher) Vorteile auf, die - näher betrachtet - gar nicht immer unbedingt aufgehen oder zu der eigenen Situation passen. Wenn man sie nach Nachteilen eines Beschlages fragt, dann fällt ihnen dazu kaum was ein. Sie haben diese Punkte einfach nicht im Kopf. Das ist halt auch nicht Lehrinhalt an den Unis.

Von daher wirst Du Dich selbst informieren müssen und herausfinden müssen, was für Dein Pferd die beste Lösung ist. Die Tierärzte haben meist ihre Standard-Lösungen im Kopf - Fesselträgerproblem? = Fesselträgereisen. Dass das überhaupt keinen Sinn machen muss, wenn man sich das mal genauer durchdenkt, spielt keine Rolle.

Verknöcherungen im Huf müssen per se überhaupt kein Problem machen. Vor allem sobald die Verknöcherung abgeschlossen ist, dann solltet nichts mehr weh tun. So lange es wehtut ist es hingegen fraglich, ob man diesen Schmerz mit einem Eisen unterdrücken sollte. Schließlich sagt er dem Pferd, das gerade etwas nicht in Ordnung ist und es seinen Huf vorsichtig benutzen sollte. und der Reiter zeigt es, dass sein Pferd gerade nicht als Reitpferd nutzbar ist.

Wenn es nun eine neue Diagnose gibt - Entzündung im Fesselträgerschenkel, dann sollte diese mit Ruhe ausgeheilt werden. Und auch hier erschließt sich mir der Mehrwert des Eisens nicht. Das Pferd bekommt ein zusätzliches Gewicht an die verletzte Gliedmaße, sein Tastsinn wird durch das Eisen eingeschränkt, es geht also eher noch unvorsichtiger mit dem "kaputten" Bein um, das regelmäßige Umbeschlagen bringt einiges an Unruhe in alle Strukturen u.v.m. Ob das durch die angeblichen Vorteile dann alles gerechtfertigt ist... ich zweifle das an.

Mit seinem Barhuf hat das Pferd immer auch die Chance sich seinen "Schuh" selber ein bisschen so hinzulaufen, wie es gerade bequem ist. Wenn es eine Struktur mehr schont, weil sie gerade wehtut, dann verändert sich vorübergehend ggf. auch der Huf, so dass er genau zu der Situation gerade passt und möglichst bequem benutzt werden kann. Das sollte ein kluger Hufbearbeiter dann durchaus bemerken aber im Wissen um die aktuellen Probleme auch zulassen. Und den Huf nicht in seine alte Form zwingen. Wenn das Problem auskuriert ist und das Pferd seine Beine wieder wie gewohnt benutzt, findet der Huf dann auch in seine alte Form zurück.

Lies Dich am besten mal durch unsere Homepage und versuche nach und nach der eigene Experte für die Situation Deines Pferdes zu werden. Fragen beantworten wir natürlich weiterhin gerne.

Viele Grüße
Nadja Politz
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