Chronisches Hufrehe Pony

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Gervanta
Beiträge: 2
Registriert: 06.06.2023, 10:58

Chronisches Hufrehe Pony

Beitrag von Gervanta »

Guten Tag Frau Rasch und Arnold

Ich habe die Ausbildung zur Huforthopädin in der Schweiz gemacht und habe nun ein Pony angenommen welches seit Jahren unter chronischer Hufrehe leidet. Habe die Besitzerin so gut es geht versucht Aufzuklären und der Ursache nachzugehen, Besitzerin meint Hormon-bedingte Hufrehe.

Die Bilder sind von der letzten Bearbeitung, war erst 2 Mal dort und habe mit der Besitzerin abgemacht dass ich alle 1-2 Wochen vorbei komme. Bei der letzten Bearbeitung hat das Pony die Vorderhufe immer wieder abwechselnd entlastet und hatte darauf hin an den Vorderhufen einen Rehehufverband angelegt da ich zu dem Zeitpunkt nicht sicher war ob es die Unangenehme Hufsituation der Auslöser ist oder sie erneut einen Schub macht. Sie stand dazu auch in letzter Zeit 2 Stunden am Tag auf der Weide, die nun gestrichen wurde.

Der Zug an den Hufen ist doch sehr gross, wie würdet ihr bei solchen Hufen Vorgehen? Mit Polster, um den Zug der Lederhäute zu reduzieren oder trotz allem an der Zehe das Rieddach mehr beraspeln? Oder beides?

Besitzerin meinte in der Vergangenheit waren Zehe sehr stark gekürzt worden und ging dem Pony danach nicht viel besser.

Wäre unendlich Dankbar wenn ich als Neuling von ihren Erfahrungswerten lernen darf.

Vielen Dank und Liebe Grüsse
Janine

PS. Anhang Fotos der Hinterhufe und Vorderhufe folgen
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Gervanta
Beiträge: 2
Registriert: 06.06.2023, 10:58

Re: Chronisches Hufrehe Pony

Beitrag von Gervanta »

Hier sind noch die Bilder zu den Vorderhufen
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Astrid Arnold
Beiträge: 98
Registriert: 28.01.2014, 16:07

Re: Chronisches Hufrehe Pony

Beitrag von Astrid Arnold »

Liebe Janine,

es wird nicht so einfach Ihnen explizit zu Raten für diese Hufe. Ich weis ja nicht, was sie in der Ausbildung gelernt haben und in wie weit das zu meinen Ansichten passt. Daher schildere ich Ihnen hier jetzt erst einmal Grundlagen.

Ein Rehe Polster Verband macht nur im akuten Schub Sinn. Sobald der Schub vorbei ist und der Narbenhornkeil wieder eine Verbindung zur Wandlederhaut hergestellt hat sollte man diese Verbindung auch wieder nutzen für die Hufbeinaufhängung. Ein Polsterverband würde das ja eher verhindern und lässt dann das Hufbein eher weniger stabil werden, da diese ja auch die Zugkräfte über den Hufbeinträger für seine Knochenstruktur benötigt.

Natürlich müssen so gut wie möglich sämtliche Hebel am Huf minimiert werden. Das gelingt am zuverlässigsten über niedrige Hufe. Daher müssen die Hufe immer so weit wie möglich in der Höhe gekürzt werden. Dabei unbedingt beachten, die Hufe nicht einseitig (auch nicht an der Zehe und an den Trachten) zu kürzen. Jedes vermehrte Kürzen an den Trachten kann einen erneuten Reheschub auslösen. Ohne Hilfsmittel ist das kaum möglich. Daher muss vor jedem Kürzen ein Strich am Huf gezogen werden damit ein gleichmäßiges Kürzen in der Höhe sichergestellt wird.
An den Hinterhufen kann häufig relativ viel in der Höhe gekürzt werden. Die Pferde gehen ja mit den Hinterhufen nicht so schnell fühlig wie an den Vorderhufen. Hier denke ich könnten Sie noch einiges an Höhe nehmen.

Bei chronischen Rehehufen legt sich häufig die Sohlenlederhaut um die Hufbeinspitze und schiebt dann Sohlenhorn nach vorne über die Blättchenschicht. Sie können das auf unserer Homepage unter „aus unserer Präparierwerkstatt“ unter Rehehufe an den Präparat Scheiben sehen. Auch bei diesen Hufen ist das so. Dann muss die Sohle dort zurückgesetzt werden. Man kann sich da weitestgehende an der mit Fäulnis besetzte Trennungslinie zwischen Blättchenschicht und Sohlenhorn orientieren.
Die verbreiterte Blättchenschicht muss sauber geschnitten werden und sollte am Ende der Bearbeitung keine schräge Fläche mehr Richtung Hufwand aufweisen. Das ist zum einen notwendig um den Hebel von innen gegen die Hufwand zu minimieren, zum anderen kann man nur so auch die tatsächliche Hufwanddicke wirklich erkennen um die dann so dünn wie möglich zu gestalten.

Ein Rieddach (den Begriff verwenden wir schon lange nicht mehr) lege ich nicht an. Auch gestalte ich die Wände nicht mehr so rund (bullnasig) da mir die Nachteile einer solchen Hufbearbeitung bewusst geworden sind. Ich bearbeite die Wände von außen in einem gestreckten Verlauf.
Daher zusammenfassend zu Ihrer Frage: Ich würde bei diesen Hufen kein Polster anlegen, es sei den es wäre ein akuter erneuter Schub. Ich würde an der Zehe und in den seitlichen Zehen Bereichen einen gestreckten Wandverlauf raspeln.

Bei allem Augenmerk auf die Rehe Situation nicht vergessen, dass es ja auch „nur“ normale schiefe Hufe sind und nicht auch noch zusätzlich ein Problem zur Rehe mit den schiefen Hufen haben sollten.

Ich hoffe ich konnte Ihnen etwas helfen.
Lieben Gruß Astrid Arnold
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