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Hufbeinsenkung trotz huforthopädischer Bearbeitung

Verfasst: 02.08.2023, 15:23
von Jutta
Nachtrag: 4.8.23 Alle Fotos auch Gesamtansicht des Pferdes habe ich gestern beim Wechsel des Polsterverbandes machen können. Leider kann ich anscheinend nur 10 Dateien hochladen. Ich mache einen neuen Post auf um die aktuellen Huf-Fotos hochzuladen. Ich hoffe das ist richtig so?

Liebe Experten,
in meiner Ratlosigkeit wende ich mich zur Beurteilung der Situation an sie als die Experten in Sache Hufrehe und Folgen dieser schlimmen Krankheit.

Ich versuche die Geschichte meiner Stute kurz chronologisch darzustellen:
04/2014 mit 6-jährig eine Fehlgeburt, folgend eine Nachgeburtsrehe

11/2014 ich kaufe Josi, ohne von der Rehe zu wissen. Mein Schmied äußert den Rehe Verdacht der sich bei nachfragen des Züchters bestätigt. Josi wird vorne auf Empfehlung des Schmieds beschlagen. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde mir gesagt die Stute hat "Plattfüsse".

05/2019 erste Rehe Schub bei mir. Da ich ihr nach arbeitsreichen Zeiten (Equitana Auftritte und viele Lehrgänge) eine Pause gönnen wollte habe ich sie über 3 Monate abtrainiert und wollte ihr eine Weidesaison gönnen. Wir dachten der Rehe Schub sei von der Pause und Weide ausgelöst worden. Seit dem bekommt Josi nur noch 1-2 Stunden Weide und ist den Rest des Tages mit Pferde Gesellschaft in einem großen Sand Paddock.

08/2021 2. Rehe Schub, Cushing, Pssm, EMS Test negativ.

10/2021 Ein Versuch dem Pferd mit einem Spezial Beschlag zu helfen (Alu Eisen mit offener Zehe) verschlechtert die Situation drastisch.

10/2021 Umstellung auf Barhuf mit einer Huforthopädin die vom Diho ausgebildet wurde. Unter der Barhuf Bearbeitung erholen sich die Hufe sehr gut. Die weiße Linie ist wieder richtig schmal. Mit einer unabhängigen Futterberaterin wurde das Futter an die Bedürfnisse eines Rehe Pferdes angepasst, das Heu analysiert und eine Portion entsprechend der Analyse berechnet und eingehalten.

10/2022 Oktober ein Unfall auf dem Hänger der eine Entzündung des Sprunggelenks hinten li ausgelöst hat. Josi ging es nach dem Unfall schlecht. Schmerzmittel wurden nur sehr wenig gegeben, da alle Angst vor einer neuen Rehe haben. An Arbeit war nicht zu denken, ich bin mit ihr soweit ihr Zustand es zu gelassen hat, mit Hufschuhen spazieren gegangen. Von Januar bis April stabilisierte sich ihr Zustand und über einen Trainingsplan wurde sie von mir vom Boden langsam wieder muskulär aufgebaut.

05/2023 wie aus dem nichts der nächste Rehe-Schub. Alle sind ratlos. Mit Blutegeln, kürzeren Bearbeitungs Intervallen, Hufschuhen und kühlen überwindet sie schnell die akute Phase. Josi wird nicht bewegt, sie entscheidet wie viel sie sich bewegen möchte.

07/2023 Nächster Rehe-Schub. Wieder volles erste Hilfe Programm. Doch diesmal geht es ihr nach 2 Tagen nicht besser. Easy-Boot mit grünen Einlagen haben Josi auch keine Erleichterung gebracht. Ich ziehe den TA hinzu. Röntgen: Ergebnis Hufbeinabsenkung.

Aktuell: Josi steht seit 5 Tagen mit Polsterverbänden in einer 7x3 m grossen mit Späne und Strohgemisch eingestreuten Box, bekommt täglich 1 Tablette Equioxx und 10.000 Einheiten Heparin von mir gespritzt. Die Polsterverbände tun ihr gut. Sie wirkt wieder recht munter, bewegt sich viel in der Box. Auf hartem Boden (wenn ich sie zum Boxen machen auf die Gasse stelle) geht sich noch vorsichtig.

Die Empfehlung des Tierarztes lautet: Glue-On-Shoes aufzukleben und die Zehe zurück zu raspeln. Alles sträubt sich in mir dagegen, da 2021 ein zurück raspeln der Zehe und Alu Eisen (allerdings genagelt) mit offener Zehe zu einer schlimmen Verschlechterung geführt haben. Während die Barhuf Bearbeitung den Huf entspannt hat. Dennoch ist das Hufbein weiter abgesenkt und wir haben immer noch nicht die Ursache für die Rehe Schübe gefunden. Wir werden noch mal auf EMS und Cushing testen.
Ich würde gerne Ihren Rat zu den Glue-On-Shoes hören und wissen ob wir aus Ihrer Sicht einen möglichen Auslöser für die Rehe übersehen haben.

Ich habe aus 2019,2021 und 2023 die Röntgenbilder hinzugefügt. Außerdem ein Foto mit der aktuellen Hufsituation. Falls sie weiter Fotos zur Beurteilung benötigen nehme ich den Polsterverband gerne ab und fertige die Fotos nach Ihren Angaben.

Mit freundlichen aber recht verzweifelten Grüßen vom linken Niederrhein
Jutta Wagner
23/07 Aktuelle Hufsituation aus
23/07 Aktuelle Hufsituation aus
23/07 Röntgenbild VR
23/07 Röntgenbild VR
23/07 Röntgenbild VL
23/07 Röntgenbild VL
21/10 Vor Umstellung auf Barhuf mit Eisen
21/10 Vor Umstellung auf Barhuf mit Eisen
21/08 Röntgenbild VR
21/08 Röntgenbild VR
21/08 Röntgenbild VL
21/08 Röntgenbild VL
19/05 Röntgenbild VR
19/05 Röntgenbild VR
19/05 Röntgenbild VL
19/05 Röntgenbild VL

Re: Hufbeinsenkung trotz huforthopädischer Bearbeitung

Verfasst: 05.08.2023, 23:54
von Nadja Politz
Hallo Jutta,

vielen Dank für die lobenden und anerkennenden Worte.
Da wir das Forum in unserer Freizeit betreiben, schaffen wir es manchmal nicht so schnell zu antworten, wie wir gerne würden. So auch in Ihrem Fall. Ich bitte hier um Nachsicht.

Nun zu Ihrer Stute:

Wichtiger als irgendeinen Behandlungstrick an den Hufen finden zu wollen, ist es wahrlich den Auslöser für das Rehen herauszufinden und abzustellen. Keine Hufbearbeitung der Welt, kein Beschlag, kein Trick kann den Zustand der Hufe bzw. die Vorgänge in den Hufen (Absenkung, Rotationen) verbessern, wenn die durch den Stoffwechsel des Pferdes gesteuerten Vorgänge IM Huf nicht wieder reguliert werden. Mit gutgemeinten aber dennoch falschen Maßnahmen kann man aber leider durchaus einiges verschlechtern. Hierzu zählt meines Erachtens vor allem das Manipulieren an den erkrankten Hufen. Beispielsweise:
  • Aufkeilen
  • Trachten niederschneiden
  • Zehenwandresektion
  • orthopädische Beschläge
  • Gipscast
  • zu häufige Hufbearbeitungen trotz Schmerzen
  • Zwangsbewegung etc…

Sie fragen nach Meinung zu den Glue on shoes:

Was hat der Tierarzt denn erläutert, was genau der Bekleb helfen soll? Oder das Wegraspeln der Zehenwand? Dann kann ich auf diese Erklärungen genauer eingehen.
Solange Josi nicht aus dem Rehen herauskommt und dies zeigt sie durch noch vorhandene Schmerzen, wird kein Eisen ob genagelt oder geklebt und auch nicht das Entfernen der Zehenwand etwas an der IST-Situation verbessern. Gern erläutere ich dies bei Bedarf nochmal ausführlicher.

Kluge Maßnahmen sind:

  • Aufstallen auf weicher Einstreu
  • einen sicheren, stressfreien Ruheraum schaffen
  • So wenig Medikamente wie möglich, so viel wie nötig
Hierbei ist das Equioxx als selektiver COX 2 Hemmer bereits eine gute Alternative zu den meist gegebenen unselektiven Cox 1 &2 Hemmern (Phenylbutazon, Flunixin, Meloxicam, ASS u.a.), da viel besser verträglich für Magen-Darm und Entgiftungsorgane. Wenn irgend möglich sollte aber auch hier möglichst sparsam vorgegangen werden. Häufig hilft dem Pferd auch die Gabe von natürlichen Schmerzmitteln wie Weidenrinde, Mädesüß, Pappelknospen.
Die Gabe von Heparin sollten Sie überdenken. Es soll die Durchblutung im Huf fördern. Die Theorie, dass Mikrothromben in den Hufen die Schmerzen/Hufrehe auslösen/erhalten ist jedoch seit Jahren widerlegt. Dennoch ist die Heparingabe (unverständlicherweise) nach wie vor state oft the art… belastet die Entgiftungsorgane und damit den eh bereits herausgeforderten Stoffwechsel und leitet im ungünstigsten Falle noch mehr Entzündungsmediatoren und reheerhaltende Botenstoffe in die Hufe, als eh schon unterwegs sind. [/list]
  • Das gezielte und dauerhafte Kühlen der Beine führt dabei genau zum Gegenteil. Einer deutlichen Reduktion der Durchblutung. Dadurch gelangen eben genannte Stoffe in viel geringerer Zahl in die Hufe und in Studien konnten Schäden an den gekühlten Hufen deutlich minimiert oder gar verhindert werden. Dies bezieht sich aber auf mind. 72h Dauerkühlung, also sogenannte Kryotherapie. Diese kann aber nur so erfolgreich sein, wenn zeitgleich die Auslöser für die Rehe gefunden und abgestellt werden. Während der Körper dann ca. 72h braucht, um „zu entgiften“ werden die Hufe in dieser Zeit vor Schäden geschützt. Wenn die Auslöser nicht gefunden sind, kann die Kryotherapie zwar dennoch Linderung verschaffen, aber das Problem an sich nicht lösen.
  • Blutegel sind gute Ersthelfer. Die beim Saugen abgesonderten Egeline wirken entzündungshemmend und schmerzstillend. Letztlich aber auch durchblutungsfördernd. Sie stehen also der Kryotherapie beispielsweise gegenüber. Bei einem fortlaufend rehenden Pferd, das nicht aus dem Schub kommt, können auch Egel eher nur eine kleine kurzfristige Hilfe/Erleichterung sein.
  • Aderlass kann helfen die zirkulierenden Botenstoffe zu vermindern und dem Stoffwechsel aus seiner akuten Bedrängnis zu helfen. Hier ist entsprechend ein kompetenter Tierarzt oder Heilpraktiker hinzuzuziehen.
  • Polsterverbände sollen den Bodengegendruck auf die Hufwände reduzieren und so das Weghebeln der Wände vom Hufbein (Wandrotation) verhindern. Die Last des Pferdes soll vom Tragrand mehr auf Sohle & Strahl verteilt werden. Hierbei ist darauf zu achten, ob das Pferd die angebrachten Verbände als Erleichterung erlebt, ansonsten ist davon abzusehen. Sie schreiben ja, Josi tun die Verbände gut. Mit welchem Polstermaterial bringen Sie diese denn an?

Nun zum eigentlich Wichtigsten: Was hält Josi in der Rehe?


Wenn ich mir die Röntgenbilder von 2019, -21 und -23 anschaue, sehe ich immer eine deutliche Zehenwandrotation, also deutliche Separation der Hornwand vom Hufbein. Sie sagten ab 2021, wurde die Blättchenschicht unter der Hufbearbeitung der DIfHo-Kollegin fast wieder normal. Gibt es Huffotos aus dieser Zeit? Das wäre wirklich interessant zu wissen, ob die Situation sich zwischen den Röntgenbildern wirklich verbesserte oder ob Josi ggf. seit Jahren „vor sich hinreht“. Eine Stoffwechselschieflage muss nämlich nicht immer mit eindeutig sichtbaren Symptomen und schweren Schüben wie den aktuellen einhergehen, sondern kann auch schleichend fortlaufen. Das Pferd schrammt dann immer am Rande der Eskalation vorbei und wenn ein bestimmter Auslöser noch hinzukommt – Verletzung, Zwangspause, Medikamente, Impfung, Wurmkur, Stress… kommt es irgendwann zur Stoffwechselentgleisung und hochsymptomatischen Rehe.

Im Ganzkörperbild scheint mir Josis Mähnenkamm auffällig. Etwas dick? Ist er hart? Oder verhält er sich zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich? Weich, hart, warm… sind ihre Augen unterlaufen oder scheint es nur so?
Sie berichten von einer Futtermittelanalyse in 2021 und Abstimmung des Futters auf ein Rehepferd.
Was genau bedeutet da? Was bekam Josi seit 2021 zu fressen, was genau bekommt sie aktuell. Ist das aktuell gefütterte Heu analysiert? Bekommt sie Mineral oder sonstiges Zufutter? Was und wieviel?
Es hängen Lecksteine in ihrer Box. Was sind das für Steine? Wie nutzt sie diese?
Wie wurde auf EMS/Insulinresistenz geprüft? Gibt es aktuelle oder auch alte Blutbilder? Dann gerne mit einstellen.
In 05/23 kam aus heiterem Himmel der Reheschub. War sie in der Zeit wenn auch nur minutenweise, auf Gras? Gab es eine Impfung, Wurmkur, Futterwechsel, Medikamente irgendeiner Art, irgendeinen Stress?

Alles Gute erstmal und viele Grüße
Nadja Politz


P.S: Röntgenbilder - Verlauf
VL Rö  Verlauf + Linien.jpg
VL Rö Verlauf + Linien.jpg
Alle Bilder zeigen eine deutliche Zehenwandrotation (rote Linie zu grüner Linie) und der Grad der weghebelnden Wand wird über die Jahre auch immer mehr. Die Lage des Hufbeinrückens (grüne Linie) verändert sich dabei nicht (keine Hufbeinrotation). Die rotgestrichelte Linie wäre der wünschenswerte, wieder gesunde Zehenwandverlauf.
Wie hat der Tierarzt die Hufbeinabsenkung diagnostiziert? Dies erfolgt eigentlich anhand von Verlaufsbildern und Röntgenmarkern an Kronsaum und Sohle.

Re: Hufbeinsenkung trotz huforthopädischer Bearbeitung

Verfasst: 06.08.2023, 16:55
von Jutta
Gerade stelle ich fest, dass ich die Anlagen nicht hochladen kann. Ich erstelle einen neuen Post mit den Anlagen. Hoffe das ist richtig so?

Sehr geehrte Frau Politz,

ich danke Ihnen für die ausführliche Antwort und bewundere ihr analytisches Vermögen. Im Folgenden versuche ich alle Fragen zu beantworten so gut wie ich nur kann. Fotos von einem besseren Zustand hatte zum Glück die HO. Ich habe Ihnen die Sohlen Ansicht und eine vergleichende Ansicht als Anhang hinzugefügt. Sollten Sie auch noch eine seitliche Ansicht benötigen, kann ich Ihnen diese auch gerne zusenden.

Meinung des TA zu Glue-on-Shoe:
Der TA möchte die Sohle vom Boden weg haben. Außerdem will er, dass die Trachte bzw. der gesamte hintere Teil des Hufes mehr trägt. Denn er geht davon aus dass sich der Hufbeinträger nie mehr regeneriren wird. Für ihn ist der Hufbeinträger unwiederbringlich zerstört. Er sieht bei Josis Hufform keine Möglichkeit die Mechanik so herzustellen, dass ein schmerzfreies laufen möglich ist. Er behauptet wenn ich jetzt nicht die "notbremse" über einen permanenten Hufschutz und starkem zurückraspeln (Resektion) der Zehe ziehe, kann Josi nicht mehr geholfen werden. Das passt aber nicht in meine Gedankenwelt. Selbst wenn es ihr vielleicht kurz hilft ist damit langfristig weder die Ursache abgestellt, noch glaube ich das Josi so auf Dauer schmerzfrei laufen kann. Ich glaube da sich Horn erneuert wird auch der Hufbeinträger zumindest in Teilen erneuert. Was Josi fehlt ist die Abstellung der Ursache und eine gesunde Hufmechanik. Wir haben am Freitag Blut abgenommen. Die Ergebnisse erwarte ich am Dienstag.

Polsterverbände:
Josi wird mit Verbandsmull und Gewebeband Sohle gepolster und steht auf einem dicken Späne/Stroh Gemisch in ihrer Box.Da hält sie sich gerne auf. Ich habe Easy Boot Cloud und Equine Fuision Hufschuhe für Josi. Meinen Sie diese wären mit der grünen Einlage von Easy Boot besser als Polsterverbände oder gleichwertig? Zur Zeit ist sie sehr fröhlich in ihrer Box und an allem sehr interessiert. Sie versucht auch raus zu kommen. Mein Eindruck ist, dass sie auch auf hartem Boden viel besser geht als vor 2 Wochen. Das fand der TA am Freitag auch. Der TA empfiehlt dennoch noch eine Woche Boxen Ruhe um dem Entzündungs-Geschehen Zeit zum Abklingen zu geben.

Medikamente:
Heparin bekommt sie seit 3 Tagen nicht mehr und wird sie auch nciht mehr bekommen. Equioxx 1 Tabl. täglich.

Futter:
Josi bekam bis zur Rehe 8 kg bedampftes Heu (Analyse liegt bei). Auf anraten des TA wasche ich das Heu seit 2 Wochen und sie bekommt ca 7 Kg.
Wir verfüttern 1/3 2. Schnitt und 2/3 1. Der 1. Schnitt wurde 22 genau wie 21, von der gleichen Weide ohne Düngung, spät geschnitten hergestellt. Aus diesem Grund haben wir aus 22 (wird immer noch gefüttert) keine Analyse fertigen lassen. Der 2. Schnitt wird zugekauft und kommt von verschiedenen Weiden aus diesem Grund wurde in 22 beprobt. Den Futterplan habe ich beigefügt. Gefüttert wurde bis zur Rehe nach diesem Plan.
Da wir ja trotzdem in eine Rehe gelaufe sind (oder vielleicht nie draussen waren) habe ich das Tierheilkundezenrum Nehls kontaktiert und Josi wurde auf naturheilkundliche Ernährung nach Bioresonanz Haaranalyse futtermäßig umgestellt. Das Futter und die Kräuter mag sie sehr gerne.
Auch diesen Plan sende ich als Anhang.
Josi hat in der Box einen Himalaya-Salz Leckstein und einen Bronchial Leckstein ohne Zucker. Den Bronchial Leckstein erst seit gut 8 Tagen, ich dachte gegen die Langeweile in der Box. Den mag sie aber gar nicht und geht nur an den Himalaya Leckstein.

Impfen:
24.4. und 24.5 wurde Josi geimpft. Tetanus und Grippe als Kombi. Die 2. Impfung hat sie sehr schlecht vertragen. 2 Tage später 4 dicke Beine, das linke Auge geschwollen, klaren Nasenausfluss aus dem linken Nasenloch. Diese Symptome hielten über 8 Tage an. Josi war Kaum in der Lage zu laufen. Der TA hat sich über die Reaktion gewundert und Schmerzmittel, Metacam verordent. Das habe ich aber nur 2 Tage gegeben. Aber mit der Impfung ist der gesamt Zustand immer schlechter geworden und endete dann in der Rehe. Ich bin bestürzt welche Auswirkungen die Impfung am Ende hat und zeigt mir wie krank Josi ist.

Mähnenkamm:
Der Mähnenkamm ist sehr unterschiedlich. Wenn sie im Trainign ist und regelmäßig gearbeitet werden kann, ist der Mähnenkamm weich und nachgiebig. Zur Zeit ist er nicht ganz so weich, er war aber vor 4-5 Wochen richtig hart und gespannt. Gestern wurde Blut abgenommen um erneut einen EMS und Cushing Test zu machen. Der EMS Test vor 2 Jahren wurde über das Blut gemacht, das Pferd war nicht nüchtern. Auch diesmal war Josi nicht "nüchtern".

Augen:
Ich fügen mal ein Foto von heute vom Kopf bei. Ich finde ihre Augen normal.

Mein Fazit:
Ich glaube wirklich das Josi vom Stoffwechsel so wackelig ist, das ein zusätzlicher Faktor eine Rehe auslöst. Das macht mir Angst.

Zum Schluss möchte ich Ihnen persönlich danken. Danken für Ihre Zeit die sie einsetzen um mit Ihrem großen Erfahrungschatz und Fachwissen, Pferden zu helfen.

Liebe Grüße vom linken Niederrhein
Jutta

Re: Hufbeinsenkung trotz huforthopädischer Bearbeitung

Verfasst: 07.08.2023, 15:03
von Nadja Politz
Hallo Jutta,

machen Sie es mit den Anlagen so, wie es funktioniert. Eigentlich sollte man sie direkt mit hochladen können, aber Technik hat ja oft einen eigenen Willen.

Tatsächlich sehen die Blättchenschichten der Hufe (die Sohlenansicht ist genau die richtige) auf den Fotos der Kollegin deutlich besser aus, sprich zu der Zeit war Josis Stoffwechsel besser drauf. Das lässt hoffen, diesen Zustand in der baldigen Zukunft wieder zu erreichen.

Und da kann ich mit der Meinung des Tierarztes auch nicht mitgehen. Der gesamte Huf und auch der Hufbeinträger wird Tag für Tag beständig neu hergestellt, das ist ja eben DIE Chance der Pferde auch nach schweren Huferkrankungen irgendwann wieder auf einwandfreien Hufen unterwegs sein zu können. Josi zeigt auf allen Röntgenbildern eine Brechung im Hufgelenk, eine sogenannte Hyperextension. Das heißt ihr Hufbein steht etwas flacher als Kron- und Fesselbein.
Hyperextension Josi.jpg
Hyperextension Josi.jpg
Zum Vergleich eine ungebrochene Knochenachse:
ungebrochene Knochenachse.jpg
ungebrochene Knochenachse.jpg
Daher hat sie eine eher flache, schräge/lange Zehenwand und kaum Sohlenwölbung. Diese Hufform gehört aber zu ihr. So ist sie gebaut, das kann keiner ändern. Und sie konnte mit diesen Hufen vor der Rehe problemlos laufen und wird es auch zukünftig wieder können. Bei einer Hufrehe ist es logischerweise ungünstiger solch eine Zehenwand zu besitzen, die stärkeren Hebelkräften ausgesetzt ist, als eine kurze, steile. Dennoch erfüllt diese Wand auch jetzt Zwecke und eine Resektion bringt nur Nachteile. In ihren Vorträgen erklärt Frau Dr. Rasch, warum wir Maßnahmen wie Beschlag und Zehenwandresektionen als ungünstig, vornehmlich schädlich beurteilen und erläutert die Maßnahmen und Gründe unseres huforthopädischen Vorgehens: https://www.dhgev.de/hufthemen/hufrehe/ ... eden#c2927.

Ja, in einer schweren/langanhaltenden Hufrehe kann es auch zu unwiderruflichen Veränderungen der inneren Strukturen (vornehmlich Knochen und Lederhäute) kommen. Andererseits erleben wir immer wieder, wie stark deformierte Hufe herauswachsen und durch eine einwandfreie neue Hornkapsel ersetzt werden, wenn die Auslöser der Rehe abgestellt sind und den Hufen die Zeit und passende Bearbeitung gegeben wird ungestört gesund nachzuwachsen. Es ist eben nicht der Clou die Hufe auf bestimmte Weise zu manipulieren, um das Pferd im gesamten – und damit auch die Hufe - gesunden zu lassen.
Dass diese Denkweise erfolgreich aufgeht, haben wir in diversen Fallverläufen dokumentiert, einige davon können Sie in den Falldokumentationen auf unserer Homepage anschauen: https://www.dhgev.de/huftagebuecher.

Ich denke hufbearbeiterisch sind sie bei der Kollegin in guten Händen.

Wenn Josi die Polster als angenehm empfindet, dann bauen Sie ihr diese weiterhin. Wichtig ist, dass es dem Pferd angenehm ist. Dies entscheidet über Schuh oder Polster oder nur weiche Einstreu. Die Easy Boot/Easy Care Einlagen drücken sich leider sehr schnell irreversibel platt und polstern dann nicht mehr. Hier könnten Sie es mit Komprex Schaumgummi Platten versuchen (einfach zuschneiden). Diese kommen aus dem Humanbereich und bieten eine durchgehend reversible Polsterung. Sind leider recht teuer aber machen einen guten Job. Auch für Polsterverbände einsetzbar. Für Pferd braucht es 2-3 Lagen bei 0,5cm Materialdicke.
Ab einem gewissen Zeitpunkt wird Josi die Polsterverbände in der Box nicht mehr brauchen. Für Spaziergänge etc. reicht dann wahrscheinlich auch ein bequemer Schuh, ggf. mit Polstereinlagen. Vielen Pferden gefällt in diesem Stadium dann die myfreedm Therapiesohle als Puffer.

Den Auslöser für den aktuellen Supergau haben wir ja dann mit der Impfung auch gefunden. Es gibt durchaus die Beobachtungen, dass einzelne Pferde mit Hufrehe auf die Influenza-Impfung reagieren.

Ich bin mir allerdings auch recht sicher, dass die Masse an Zusatzfutter, die Josi bekommt, ihren Stoffwechsel bereits über längere Zeit in Bedrängnis gebracht hat und somit diese heftige Reaktion befördert hat. Bekommt sie das alles seit der Futterberatung 2021 oder seit wie lange? Beigetragen hat wahrscheinlich auch die Rekonvaleszenz nach dem Anhängerunfall. Ohne das gewohnte körperliche Training konnte all der Futter-Input nicht mehr abgearbeitet werden.
Ich weiß, dass die Theorien umgehen, Pferde bräuchten gerade im Rehegeschehen viele und differenzierte Aminosäuremuster/Proteine. In der Realität erleben wir immer wieder Pferde deren Stoffwechsel mit dem viel zu reichhaltigen Angebot völlig überfüllt wird. Die Pferde kommen trotz von Spezialisten berechneten Futterrationen nicht aus den Schüben heraus, bis man die Rationen deutlich reduziert. Eine Hufrehe ist immer ein Problem von ZUVIEL. Nie von zu wenig. Daher lässt sie sich auch nicht wegfüttern.

Bereits in dem gemischten Heu bekommt Josi genug Proteine. Dann bekommt sie aber noch mehrere Zufutter die Proteine enthalten. Das ist alles in allem viel zu viel. Auch zu viel Eiweiß löst Rehe aus!
Dann noch diverse Kräuter, Elixiere und eine ganze Salve an Homöopathika. Gerade diese sind meines Erachtens auch viel zu viel. 7 Komplexmittel, sprich auch diese sind ja schon gemischt. Klassische Homöopathie arbeitet ja immer nur mit einem oder zwei Mitteln parallel. Alles gibt Informationen mit denen der Körper sich auseinandersetzen soll. Nicht zuletzt sind das dann auch noch täglich 7x25 Zuckerkügelchen die für den Insulinhaushalt des Pferdes auch wieder einen Peak bedeuten.
Ich möchte dazu raten, alle Zusatzmittel zunächst für mindestens 4 Wochen abzusetzen. Wahrscheinlich sind Josis Speicher alle völlig überfüllt, der Körper kommt nicht mehr hinterher und ist ständig nur mit Abtransport nicht benötigter Stoffe beschäftigt. Pferde sind Experten der Mangelverwaltung. Sie sind als Steppenbewohner evolutionär dafür geschaffen aus sehr wenig alles überlebenswichtige zu ziehen. Dies gilt letztlich auch noch für unsere „Zuchtprodukte“.

Die individuellen Kräuter mit Mädesüß, Weidenrinde etc. können weiter gegeben werden, der Salzleckstein kann natürlich auch bleiben. Aber alles andere sollte pausieren. Ich bin mir recht sicher, dass diese Pause den Stoffwechsel entlasten und zu Josis Erholung beitragen wird.

Die Werte des Heus 1. Schnitt 2021 zeigen mit den Werten für Gesamtzucker, Rohfaser und Proteinen ein gut geeignetes Heu für Rehepferde. Davon auszugehen, dass für den 1. Schnitt 2022 von der gleichen Koppel ähnliche Werte vorliegen, kann insofern „nach hinten“ losgehen, als dass Wetterverhältnisse und Schnittzeitpunkt einen so bedeutenden Einfluss auf die Inhaltsstoffe der Gräser haben, dass von ein und der selben Koppel völlig unterschiedliches Heu geerntet werden kann.
Daher würde ich die Testung des Heus 1. Schnitt 2022 anraten. Wenn es ähnlich gute Werte hat, dann füttern Sie doch zunächst erstmal einfach nur noch dieses Heu, bis es Josi wieder besser geht.
Das Heu 2. Schnitt hat für ein stoffwechselempfindliches Pferd zu hohe Zucker und auch Proteinwerte. Sie schreiben ja, dass sie es nur zu 1/3 hinzumischen und aktuelle auch waschen (mindestens drei Stunden baden?). Wenn Sie genug von dem passenderen Heu haben, könnten Sie sich das Waschen aber sparen (da dieses Heu dann erstmal nicht gefüttert wird), Josi kann davon gefahrlos mind. 1,5kg pro 100 kg/LG bekommen.

Auch das psychische Wohlbefinden ist für die Gesundung wichtig. Vielleicht können Sie ihren Geist auch in der Box beschäftigen (oder tun dies schon). Körperübungen/Kunststückchen üben ohne viel Bewegung, ihr mit Massagen u.ä etwas Gutes tun. Kann sie Freunde empfangen? Also Besuch der Mal vorbeischaut, zusammen etwas Heu fressen…? Und sobald es für sie gut machbar ist ein paar Schritte zu gehen, sich in ihrer Umgebung umzuschauen, raus an die Luft, dann dies gern tun. NIE zwingen! Aber wenn sie von sich aus ein paar Meter auf der Stallgasse läuft, dann gern. Und dies im Rahmen ihrer Möglichkeiten ausweiten. Natürlich gern mit Hufschutz (Polster/Schuh). Sobald sie sich wieder mehr bewegen kann, können dadurch auch all die Stresshormone die u.a. durch die Schmerzen zirkulieren besser abgebaut werden. Das ganze Pferd kommt wieder in Entspannung, was der Genesung zu Gute kommt.

Berichten Sie gern von der ausstehenden Blutanalyse.

Viele Grüße
Nadja Politz

Re: Hufbeinsenkung trotz huforthopädischer Bearbeitung

Verfasst: 08.08.2023, 10:00
von Jutta
Liebe Frau Politz,

die Ergebnisse der Blutanalyse sind leider nicht eindeutig. Cushing kann laut TA nicht ausgeschlossen werden, da der Wert in einer Grauzone liegt die einen Hinweis auf Cushing gibt aber noch nicht patologisch ist. Die Triglyceride und Insulinwerte waren erhöht. Das spricht aus meiner Sicht für Ihre Vermutung der "überfütterung". Gut gemeint ist leider nicht gut gemacht. Dem wirken wir ja aktiv entgegen. Seit gestern bekommt Josi nur noch den 1. Schnitt und das niedergykämische Futter aus dem Häksel und die Kräuter. Nach 6 Wochen werden wir ein neues Blutbild machen um zu schauen wie sich die Werte entwickeln. Mir ist klarer denn je, dass Josi sehr "sparsam" gefüttert werden muss und ich ein Leben lang darauf aufpassen muss Josi nicht zu überfüttern, um ihren Stoffwechsel zu entlasten.
Die Fütterung mit den Aminosäuren, Zink usw. wurde 2021 begonnen. Nach der 2. Rehe.

In der Tat "üben" Josi und ich in der Box Kunststücke. Das gefällt ihr, sie interagiert gerne mit Menschen und ich gerne mit ihr. Gestern habe ich sie auf der Gasse laufen lassen wie sie möchte, natürlich war der 1. Gang zur Futterkammer (strammen Schrittes) und probieren eine Futtertonne zu öffnen. Das zeigt mir sie ist wirklich auf einem guten Weg. Sie ist aufgeweckt und interessiert. Wendeschmerz war nur noch gering gradig nach links zu beobachten.

Jetzt zu dem Streit-Thema zwischen dem TA und mir. Ich achte und respektiere unseren TA er ist seit 25 Jahren an meiner Seite und wir haben viele unserer Pferde gemeinsam bis zum Ende (alle sind älter als 27 Jahre geworden und die älteste Stute wurde 42) begleitet. Er ist immer am Pferdewohl interessiert, nimmt sich für die Beobachtung der Pferde Zeit und ist mit Leib und Seele dabei. Nur diesmal kommen wir nicht überein. Er bleibt dabei nur ein Glue Shoe kann Josi helfen. Alle Pferde die er begleitet hat, bei denen Versucht wurde mit Hufschuhen zu arbeiten mussten eingeschläfert werden. Das ist seine subjektive Wahrnehmung. Ich habe kaum bis keine Erfahrung mit Rehe Pferden. Und muss mich entscheiden. Heute ist das Telefonat mit dem TA leider im Streit darüber geendet. Auch wenn es mir schwer gefallen ist, dem TA zu wiedersprechen und ich damit laut dem TA das Risiko eingehe Josi irreversibel zu schaden (in den Tod zu schicken), möchte ich den Barhuf Weg gehen. Ich respektiere sein Engagemen und das zeigt ja nur das ihm Josi nicht egal ist. Der Barhuf Weg erscheint mir für das Pferd dennoch sinnvoller. Wir besorgen die empfohlenen Einlagen und ich hoffe Josi findet diese angenehm. Sie zeigt sehr deutlich ihr Unwohlsein bzw. auch ihr Wohbefinden. Insofern bekommen wir da schnell eine Antwort. Wenn ich das richtig verstanden habe lasse ich die Hufschuhe mit den Einlagen erstmal 24 Stunden an und beobachte wie es ihr damit geht? Wahrscheinlich kann dann nach 1-2 Monaten der Hufschuh erst nachts und dann stundenweise auch über Tag weg gelassen werden und dann nur noch wenn sie auf hartem Boden läuft, ist diese Einschätzung von mir richtig?

Ich hoffe richtig in Josis Sinne entschieden zu haben, das werde ich wahrscheinlich in 1-2 Jahren wissen.

Ich habe noch Fragen die mich sehr beschäftigen:
a) Wann darf Josi wieder in den Sandpaddock mit Hufschuhen? Die Empfehlung des TA war ja 3 Wochen Boxe und erst mit Glue Shoes wieder in den Paddock.
b) Wann ist der richtige Zeitpunkt mit den Schmerzmedikamenten aufzuhören? Sollen diese ausgeschlichen werden?
c) Was mache ich wenn Josi ohne Schmerzmittel wieder Schmerzen zeigt? Wieder Schmerzmittel geben? Wie lange darf sie Schmerzen zeigen ohne das ich mir Sorgen machen muss?
d) Wann ist der richtige Zeitpunkt mit ihr spazieren zu gehen (um den Stoffwechsel anzuregen) wenn sie 1-2 Wochen ohne Schmerzmittel, keine Schmerzen hatte? Oder soll ich vor dem Spazieren gehen längere Zeit warten und beobachten?

Mein Plan wäre wenn Sie sagen das ist sinnvoll wie folgt vor zu gehen. Bis dahin ändere ich nichts.:
1. Schmerzmittel nur noch alle 2 Tage und beobachten wie es ihr geht. Weiter Polsterverbände und Box.
2. Geht das 4 Tage gut. Hufschuhe und weiter alle 2 Tage Schmerzmittel und Box.
3. Geht auch das 4 Tage gut. Hufschuhe und weiter alle 2 Tage Schmerzmittel und Paddock.
4. Geht auch das 4 Tage gut. Kein Schmerzmittel mehr und Sand Paddock.
5. Zeigt Josi nach 2 Wochen Sandpaddock mit Hufschuhen ohne Schmerzmittel keine Schmerzen würde ich damit beginnen sie 15 Minuten auf der Weide zu führen und alle 3 Tage um 5 Minuten steigern bis wir bei 60 Minuten sind.

Ich empfinde es fast als unverschämt, aber darf ich mich bei Ihnen melden, falls es zu Problemen kommt? Den TA habe ich ja nicht auf meiner Seite und aufgrund meiner mangelnden Erfahrung wäre es eine große Hilfe und Erleichterung für mich wenn ich wüsste meine Beobachtungen werden von kompetenter Seite beurteilt, um zu verhindern dass ich erneut einen Fehler mache.

Re: Hufbeinsenkung trotz huforthopädischer Bearbeitung

Verfasst: 10.08.2023, 10:05
von Nadja Politz
Hallo Jutta,

Blutbild

Cushing wird ja bislang ausschließlich aufgrund des ACTH Wertes im Blut diagnostiziert und dann meist gleich mit Prascend behandelt. Ein echtes Pferde-Cushing (mittlerweile PPID – Pituitary pars intermedia dysfunction) basiert auf dem Vorhandensein eines Hypophysen-Adenoms, also einem gutartigen Tumor an der Hirnanhangsdrüse. Solch ein Tumor führt u.a. zu einem dauerhaft erhöhten ACTH Wert. Aber ein erhöhter ACTH Wert ist keinesfalls ein sicheres Diagnosekriterium für PPID. Es ist davon auszugehen, dass aufgrund der ehrlicherweise ungenügenden Diagnosekriterien sehr sehr viel häufiger die Diagnose PPID gestellt und medikamentös behandelt wird, als es tatsächlich vorliegt.
Der ACTH-Wert ist tages- und jahreszeitlichen Schwankungen ebenso unterworfen, wie auch bei Stress, Schmerz etc. erhöht. Daher ist eine Diagnostik über den ACTH-Wert alleinig im Schmerz-/Stressgeschehen nicht sinnvoll. Manche Pferde haben auch schon nur durch das Blutabnehmen Stress, sodass die Werte allein dadurch schon erhöht sind. Auch gibt es rassespezifische und individuelle Unterschiede, die bislang in der Praxis aber keine Beachtung finden. Bei konkretem PPID Verdacht sollte mehrfach, am besten 1x in allen Jahreszeiten beprobt werden und die Diagnostik sich auch auf deutliche klinische Symptome beziehen.

Je jünger das Pferd und so lange die Werte im Graubereich liegen, ist PPID sehr unwahrscheinlich. Die Gabe von Prascend (Wirkstoff Pergolid, Wirkung von Mutterkornalkaloiden abgeleitet. Mutterkorn =stark giftiger Getreidepilz) geht mit diversen, teils schwerwiegenden, individuell unterschiedlichen und zunächst oft nicht immer gleich wahrnehmbaren Nebenwirkungen einher. Daher sollte eine Gabe sehr gut abgewägt und wirklich als das kleinere Übel identifiziert werden. Heißt, die Symptomatik an sich müsste schon gravierend und eindeutigst sein.

Allerdings wurde auch beobachtet, dass Pferde mit Cushing Symptomen, die gleichzeitig auf Insulinsensitivitätsstörung behandelt wurden (Diät, Bewegung) wieder „gesundeten“. Was bei einem echten PPID, also dem Vorhandensein eines Tumors, nicht möglich wäre.
Es macht also viel mehr Sinn auch Josi eher als eines von den vielen Pferden mit einer Insulinsensitivitätsproblematik zu betrachten (darauf deuten fester, dicker, warmer Mähnenkamm, unterlaufene Augen, Fettdepots an den typischen Stellen hin), welche immer häufiger DER Grund für Hufrehe ist.

Die Behandlung besteht darin Zucker- und damit Insulinpeaks und allgemein eine „Überfüllung“ auch mit Vitaminen, Mineralstoffen etc. zu vermeiden. Viel Bewegung, vor allem Ausdauertraining senkt den Insulinspiegel.
Wie lagen denn die Werte bei Insulin und Glucose?

Tierarzt
Das ist schön zu hören, wie engagiert Ihr Tierarzt ist! Wie es kommt, dass er nur mit Glue Shoes Erfolg bei Rehepferden hatte, kann ich auch nicht erklären. Wir behandeln ja immer barhuf oder temporär mit Verbänden/Schuhen/Polstern und haben nur dann „keinen Erfolg“, wenn die Auslöser nicht abgestellt werden.
Die Reparatur der Hufe beginnt quasi schon in dem Moment, wo die Schäden entstehen. Schon dann bildet der Hufbeinträger sozusagen „Nothorn“ um die Lücken in der innigen Verbindung zwischen Hufwand und Hufbein schnellstmöglich wieder zu schließen. Heißt, sobald die Rehe abklingt (merkt man dadurch, dass die Schmerzen abklingen), hat der Huf die wichtigsten Reparaturleistungen bereits geleistet. Dazu braucht es kein Eisen und keine sonstigen Maßnahmen. Es gibt aber immer wieder Fachleute, die auf „die eine“ Maßnahme schwören. Bei den einen ist es das Aufkeilen, bei den anderen das Trachtenkürzen, bei den nächsten ein therapeutischer Beschlag irgendeiner phantasievollen Art.
Wie gesagt, unsere immer wieder gemachte Erfahrung ist eine andere. Wichtig ist dabei vor allem auch, dass das Pferd barhuf (und ohne Schmerzmittel o.ä.) ausschließlich „die Wahrheit“ zeigen kann. Ein Eisen verändert und verringert die Hufbiomechanik. Das wirkt häufig wie ein Gipsbein/eine Krücke und lässt Pferde mit kranken Hufen laufen, die noch nicht wieder laufen sollten. Läuft das Pferd aber barhuf (gut oder schlecht, noch vorsichtig oder wieder flott), dann sehen wir die reine Wahrheit dessen, was für das Pferde im Moment wirklich geht.

Hufschuhe/Schutz/Polster
Sehr gut ist, dass Josi Wohlbefinden/Unwohlsein deutlich kommuniziert. Dann vertrauen Sie da ganz auf das, was Josi zeigt! Ich habe viele Hufrehepferde komplett ohne Hufschutz in die Heilung begleitet. Auch das geht und häufig sogar recht schnell. Die Pferde sollten aber nicht mutwillig oder aus falschem Ehrgeiz mehr Schmerzen als nötig haben müssen. Daher ist hier zu schauen, was braucht sie noch und wo geht es schon ohne. In der weichen Box zum Beispiel wird sie vielleicht auch jetzt schon keine Polster/Schuhe mehr benötigen. Probieren Sie es aus und „fragen“ Sie sie.
Die Schuhe und Polster sind eher die Idee für draußen. Wo harter Untergrund und Steinchen die noch empfindlichen Hufe stärker stören als normal.

Dazu passen Ihre Frage:
a) Wann darf Josi wieder in den Sandpaddock mit Hufschuhen? Die Empfehlung des TA war ja 3 Wochen Boxe und erst mit Glue Shoes wieder in den Paddock.
Sobald und für so viel Minuten/Stunden, wie Sie das Gefühl haben, dass es ihr gut tut/nicht zu viel ist.
Das kann morgen schon für 15min ok sein oder ggf. erst nächste Woche. Wie gesagt, aktuell macht man in den Hufen nichts mehr kaputt, wenn sie von sich aus losstiefelt.
Ggf. mag sie auch auf dem Sandpaddock ohne Schuhe sein. Das muss Josi „sagen“.
d) Wann ist der richtige Zeitpunkt mit ihr spazieren zu gehen (um den Stoffwechsel anzuregen) wenn sie 1-2 Wochen ohne Schmerzmittel, keine Schmerzen hatte? Oder soll ich vor dem Spazieren gehen längere Zeit warten und beobachten?
s.o. – nicht dogmatisch sein. Nach Bauchgefühl entscheiden. Ganz langsam anfangen. Erstmal auf dem Hof spazieren. Verlängern, wie es sich gut anfühlt. An einem Tag können 15 Minuten Schrittgehen gut möglich sein und am nächsten möchte sie nach 5 Minuten nicht mehr. Eine unterschiedliche Tagesform ist völlig okay. Nur wenn es plötzlich wieder Tag für Tag schlechter wird muss man hinterfragen, woran es liegt.

Schmerzmittel
b) Wann ist der richtige Zeitpunkt mit den Schmerzmedikamenten aufzuhören? Sollen diese ausgeschlichen werden?

Es klingt mir jetzt bereits danach. Equioxx wirkt bei Hufrehe deutlich schwächer als andere Mittel. Und wenn sie mit Equioxx schon wieder guter Laune ist, dann kann es auch abgesetzt werden. Hier macht es eher Sinn die Tablette zu hälfteln als alle 2 Tage eine zu geben.
Wenn Sie das jetzt aber so gemacht haben (alle 2 Tage) und es damit gut war, lassen Sie die Tablette weg.

c) Was mache ich wenn Josi ohne Schmerzmittel wieder Schmerzen zeigt? Wieder Schmerzmittel geben? Wie lange darf sie Schmerzen zeigen ohne das ich mir Sorgen machen muss?
Wenn die Schmerzen wieder anfangen – sofort hinterfragen woran es liegen könnte und wenn es 1-2 Tage anhält ggf. 1-2 Tage wieder eine Tablette geben. Wenn es dann weiter schlecht bleibt, ist was Neues im Argen – neuer Schub. Das sollte nach der Futterumstellung jetzt eigentlich nicht passieren.

Weiteres Vorgehen
Mein Plan wäre wenn Sie sagen das ist sinnvoll wie folgt vor zu gehen. Bis dahin ändere ich nichts.:
1. Schmerzmittel nur noch alle 2 Tage und beobachten wie es ihr geht. Weiter Polsterverbände und Box. Polstern & Schmerzmittel s.o.
2. Geht das 4 Tage gut. Hufschuhe und weiter alle 2 Tage Schmerzmittel und Box.
Wenn es ihr gefällt, würde ich sie alsbald ohne Polster/Schuhe in der Box lassen. Wenn es ihr nicht zusagt, herausfinden, was ihr am meisten zusagt.
3. Geht auch das 4 Tage gut. Hufschuhe und weiter alle 2 Tage Schmerzmittel und Paddock.
4. Geht auch das 4 Tage gut. Kein Schmerzmittel mehr und Sand Paddock.
5. Zeigt Josi nach 2 Wochen Sandpaddock mit Hufschuhen ohne Schmerzmittel keine Schmerzen würde ich damit beginnen sie 15 Minuten auf der Weide zu führen und alle 3 Tage um 5 Minuten steigern bis wir bei 60 Minuten sind.


Wie gesagt, das alles muss nicht an eine bestimmte Wartezeit gebunden sein. Sobald sie problemlos zum Paddock gehen kann, kann sie auch auf den Paddock. Schön wäre, wenn sie dort nicht direkt tobt. Aber auch das würden die Hufe wahrscheinlich problemlos mitmachen, wenn sie ohne Schmerzmittel etc. dazu in der Lage ist. Dies sollte sie aber noch nicht gleich zu ausgiebig tun!
Alles was sie, wenn sie 24h ohne Schmerzmittel ist, freiwillig tut (außer Trab, Galopp, da noch etwas warten) darf sie tun. Wenn sie heute 1-2 Minuten gehen mag, darf sie das. Dann können es morgen auch schon 5 sein. Gut beobachten was gut/genug/zu viel ist. Je schneller sie aber wieder in Bewegung kommt, desto besser.

Buchempfehlung
Ich möchte Ihnen die Lektüre des Buches „Diagnose Hufrehe“ von Dr. Konstanze Rasch ans Herz legen. Dort werden (fast) alle Fragen rund um das Thema Hufrehe- Entstehung, Verhütung, Behandlung, Irrtümer ausgiebig erklärt und erläutert.

Melden im Notfall

Natürlich dürfen Sie sich jederzeit an uns wenden! Immer hier im Forum, die Beantwortung von Fragen kann dann nur nicht immer umgehend erfolgen. Im Notfall, wenn sehr dringend eine Rücksprache nötig ist unter der Info-Telefon-Nummer: 034364 – 88745 oder Sie finden meine Telefonnummer auch bei der Liste aller Huforthopäden.

Viele Grüße und lassen Sie auf jeden Fall hören, wie es weitergeht!
Nadja Politz

Re: Hufbeinsenkung trotz huforthopädischer Bearbeitung

Verfasst: 11.09.2023, 09:07
von Jutta
Liebe Frau Polzin,

ich möchte mich bei Ihnen für die tatkräftige und mentale Unterstützung bedanken. Ich glaube ohne ihre Ratschläge hätte ich diesen Weg nicht gehen können. Aber nun erstmal die sehr sehr gute Nachricht:

Josi läuft seit gut 3 Wochen hervorragend. Kein Wendeschmerz mit und ohne Hufschuhe. Sie sucht selbstständig die Bewegung und stampft sogar auf hartem Boden auf wenn Sie Fliegen stören. Ich kann es mit Fug und Recht sagen, Josi ist über den Berg. Kein Schmerzgesicht, ich sehe endlich wieder ein zufriedenes und selbstbewusstes Pferd. Josi läuft viel im Sandpaddock und "spielt" mit den anderen Pferden, macht Fellpflege, begrüßt mich wieder am Zaun und verhält sich insgesamt völlig normal.

Ich bin trotz Streit mit dem TA dem Weg der Barhuf Bearbeitung treu geblieben. Die Huforthopädin ist sehr zufrieden.

Mein Plan:
Ich gebe ihr noch 4 Wochen in denen Sie bestimmt wieviel sie läuft und starte dann mit 2x täglich 10 Minuten führen auf weichem Boden. Danach 1 Woche 30 Minuten führen. Danach eine Woche 45 Minuten führen. Dann schauen ob sie traben mag wenn ja 2x 3 Minuten Trab auf jeder Hand auf dem Reitplatz ganze Bahn. Wenn traben nicht geht bleiben wir beim Schritt. Insgesamt würde ich das "antrainieren" nach ihrem Befinden ausrichten. Merke ich, dass sie zögerlich oder verhalten geht stelle ich das Führen für diesen Tag ein und schaue wie es am nächsten Tag aussieht. Wäre das der richtige Weg um ihr wieder Kondition und Kraft zu geben?


Sie können sich nicht vorstellen wie groß meine Freude und Dankbarkeit ist. Wenn es dem Forum und allen Mitlesern hilft kann ich gerne noch mal Fotos vom aktuellen Stand der Hufe machen und auch eine Verlaufs-Dokumentation vielleicht 1/4 jährlich. Ich würde so gerne mich für die Unterstützung erkenntlich zeigen und Ihnen etwas "zurück" geben.

Re: Hufbeinsenkung trotz huforthopädischer Bearbeitung

Verfasst: 13.09.2023, 21:30
von Nadja Politz
Hallo Jutta,

ach ist das schön diese Worte zu lesen! Darüber freue ich mich wirklich sehr!

Ja aktuelle Fotos von dem wieder glücklichen Pferd und den Hufen wären schön und über den vorgeschlagenen Verlauf würde ich mich sehr freuen! Genau das ist nämlich auch für Mitleser und andere Hilfesuchende sehr interessant und vielleicht lehrreich.

Wenn Josi jetzt schon seit 3 Wochen so gut davor ist und im Sandpaddock läuft und spielt, spricht nichts dagegen, auch jetzt schon mit der gezielten Bewegung zu beginnen. Sie haben ja ein gutes Gefühl für Ihr Pferd. Und danach richten Sie das Training. Für Pferde wie Josi ist es wichtig wieder in Bewegung zu kommen. Ausdauer, Kraft und Kondition sind ein guter Schutz vor metabolischen Problemen. Wie gesagt, sind die nötigen Reparaturleistungen in den Hufen jetzt schon längst getätigt.

Ich drücke sehr die Daumen, dass es weiter so steil bergauf geht für Josi! Vielleicht ist sie ja dann für Ihren Tierarzt der erste Fall von Hufrehe, der auch ohne Glue Shoes wieder ziemlich schnell fit geworden ist ;-).

Ich freue mich darauf (hoffentlich nur Gutes) von Josi zu hören!

Viele liebe Grüße
Nadja Politz