Bitte Hufe beurteilen-Aufpolstern?

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Gulla
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Bitte Hufe beurteilen-Aufpolstern?

Beitrag von Gulla »

Hallo,
ich benötige einmal euren Rat zum weiteren Vorgehen bei der Rehebehandlung von Gulla.
Gulla ist eine 15Jährige Isländerstute mit Hufrehe seit 30 Oktober mehrere Schübe (erster kurz, jetzt aber länger anhaltend). Die zweite Isländerstute (18 J und Übergewicht) hat zur selben Zeit Rehe entwickelt, beide hatten nur stundenweise Koppelgang und Heu, etwas Hestamix Müsli. Gulla hatte aber kaum Übergewicht und wurde drei mal die Woche regelmäßig geritten.
Sie stehen in einem Offenstall mit Kälbermatten und Späneeinstreu und Sandauslauf.

Beide Stuten wurden am 21. November positiv auf Cushing getestet, Insulinresistenz aber negativ. Bei beiden kann der Test aber durch Schmerzen verfälscht worden sein.

Als Futter erhält Gulla seit Ende Oktober 6kg Heu im Heunetz abgewogen und statt Hestamix etwas Equigardmüsli, um das Medikament unterzumischen. Zusätzlich erhielt sie Masterhorse laminal. Als Schmerzmittel erhält sie Phenylbutazon (Equipalazone 1000mg) in der Dosierung ein bis max. zwei Beutel je nach Schmerzzustand. Im Auslauf liegen Weidenzweige zum Knabbern. Kein Weidegang.
Homöopathisch bekommt sie zum Entzündungshemmen
Belladonna D6 (anfangs auch Aconitum D6),
für die Durchblutung
Arnica D6
Calcium fluoratum D3
für das Hornwachstum
Silicea D12
Bei beiden fing die Rehe im Dezember an abzuklingen. Gulla hat aber nur geringfügig abgenommen.
Bei einem Stockmaß von 1,40 hatte sie am
13.12. einen Brustumfang von 1,73cm am
05.01. einen von 1,70cm

Phenylbutazon und Ergänzungsfutter wurden langsam abgesetzt. Während bei der zweiten Stute keine Verschlechterung eintrat, entwickelte Gulla einen erneuten Schub. Da sie auch gekräuseltes Fell hat und die Rosse ausgeblieben ist bekommt sie nun versuchsweise Prascend.
Seit letzter Woche bekommt sie Prascend, Dosierung zur Zeit 1/2 Tablette, wird auf eine Tablette (1 mg) gesteigert (der Spiegel baut sich erst auf). Nach 6-8 Wochen wird dann ein erneuter Bluttest gemacht. Um durch den in Masterhose laminal enthaltenen Mönchspfeffer keine Verfälschung zu erhalten bekommt sie jetzt Glucoguard.
Dafür erhält sie als Homöopathika
Agnus castus D1= Mönchspfeffer. (Hierin bin ich unsicher, verfälscht dies auch das Blutbild?)

und wegen der Schonhaltung für die Muskulatur
Rhus toxicodendron D4

Der Huf verformt sich und die Tierärztin hat zu einem Rehebeschlag geraten. Ich habe aber Bedenken, dass die Blättchenschicht dadurch noch weiter geschädigt wird, da dann die Belastung auf dem Tragrand liegt. Ich überlege, sie erst einmal aufzustallen und ein Hufpolster anzubringen, um den Tragrand zu entlasten. Ist das sinnvoll?

Liebe Grüße
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Nadja Politz
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Re: Bitte Hufe beurteilen-Aufpolstern?

Beitrag von Nadja Politz »

Hallo,

Ihr Gefühl für die Situation ist meines Erachtens gut und richtig.

Es ist wichtig zu verstehen, dass man eine Hufrehe in den meisten Fällen nicht über die Hufbearbeitung/Maßnahmen an den Hufen zum Stillstand bekommt, sondern über das Abstellen der Auslöser, die den Pferdestoffwechsel in die, bei Gulla schon länger anhaltende Stoffwechselentgleisung schicken, die dann zu einer Hufrehe führt.

Ihr Gedanke mit den Eisen ist daher auch korrekt! – Ein Eisen wird das Pferd nicht aus der Rehe holen oder die zerstörerischen Vorgänge IM Huf aufhalten. Im besten Fall kaschiert man die Symptome, im schlechteren Fall fügt man dem Pferd weitere Schmerzen zu und löst mit Beschlägen anderweitige neue Probleme aus.

Ja, man kann es mit Polstern versuchen. Diese Maßnahme soll den Hufbeinträger entlasten und Schäden an selbigem gering halten. Manchen Pferden ist das Polstern jedoch auch unangenehm. Dann sollte man darauf verzichten und die Pferde so weich und ruhig wie möglich stellen.

Läuft Gulla aktuell barhuf im Paddock der auf den Bildern zu sehen ist? Wie ist sie da unterwegs? Sehr schmerzhaft? Dann wäre weich aufstallen oder Schuhe mit weichen Polstern, zum Beispiel zurechtgeschnitten aus Komprex®, wahrscheinlich eine gute Idee.
Gleichzeitig so wenig Schmerzmittel wie möglich! Zum Einen, damit sie ihre Hufe nicht mehr belastet, als zwingend nötig (liegen und die Hufe schonen ist in der Rehe vorteilhafter als laufen) und zum Anderen, weil chemische Schmerzmittel bei manchen Pferden rehe-erhaltend wirken können. Vielleicht wäre es also eine Maßnahme, sie wirklich mal weich aufzustallen und die Schmerzmittel wegzulassen. Stattdessen könnte man ihr zusätzlich zur Weidenrinde Mädesüß und Pappelknospen anbieten, die ebenfalls entzündungshemmende, schmerzstillende Wirkung entfalten.

Da Gulla schon seit Oktober reht, liegt irgendein Problem vor, welches sie im Rehe-Kreislauf hält. Erfahrungsgemäß hängt dies meist mit dem Futter zusammen. Häufig dann auch mit einer (manchmal nicht gleich offensichtlichen) Insulinproblematik. Daher habe ich folgende Fragen:
  • Gab es zum Zeitpunkt des ersten Reheschubs irgendeinen möglichen Auslöser? Wurmkur, Impfung, Medikamente, Futterumstellung, Stress in der Herde, neues Heu?
  • Ist das Heu auf seinen Gesamtzuckerwert getestet? Viele Pferde rehen aufgrund zu hoher Zuckerwerte im Heu.
  • Wenn der ACTH-Wert für die Cushing-Ermittlung IN der Rehe abgenommen wurde, dann ist der Wert sehr wahrscheinlich falsch zu hoch. ACTH ist ein Stress-Vorläufer-Hormon, dass bei Anstrengung, Angst, Schmerz, Stress vermehrt ausgeschüttet wird. Die „angeblichen“ Cushing Pferde haben sehr häufig wieder normale ACTH-Werte, sobald sie aus der Hufrehe raus sind.
  • Damit ist auch die Gabe des Prascend meines Erachtens sehr kritisch zu betrachten. Aber dazu bei Bedarf gern mehr.
  • Wie waren die Bedingungen der Blutabnahme in Bezug auf die Insulinresistenz (IR). Hatte Gulla davor freien Zugang zu Heu oder sollte sie „nüchtern“ sein? Wurden nur die Basalwerte für Insulin und Glucose ermittelt oder auch die Proxy-Variablen RISQI und MIRG? Wenn man ein EMS-Profil anfordert, werden diese z.B. immer angegeben. Sie stehen dann auf dem Laborergebnis. Die Einzelwerte an sich können unauffällig sein, während die Relation der Werte zueinander (Proxys) die eigentlich wichtigen Aussagen darüber treffen, ob eine beginnende oder auch schon ausgewachsenere Insulinstörung vorliegt.
    Liegen die Ergebnisse noch vor? Dann gern hier einstellen.
  • Sollte Gulla, wenn auch noch keine IR, aber vielleicht doch schon eine Insulinstörung/-dysregulation haben, dann ist nicht die Heumenge das Problem, sondern der Zuckerwert an sich. Vergleichbar wäre dies mit einem Diabetiker: Wenn dieser über den ganzen Tag verteilt ein Stück Torte in kleinen Häppchen isst, dann ist das dennoch nicht praktikabel! Der Zuckerwert und damit die Insulinantwort ist durchgehend zu hoch.
  • Sofortige Abhilfe kann das füttern von Heu (oder wenn nicht greifbar Heucobs) mit einem Gesamtzuckerwert von max. 5 % schaffen. Diese Maßnahme sollte nach ca. einer Woche bereits Erfolg zeigen.
  • Sämtliche Müslis, Mineralfutter, Zufutter würde ich so lange weglassen, bis Gulla nicht mehr reht. Denn Hufrehe ist immer ein Problem von zu viel! Nie von zu wenig.
Auffalllend: diese Bereiche
Auffalllend: diese Bereiche
  • An Gullas Vorderhufen fallen die dunklen Bereiche an den Sohlen auf. Wenn sie dort drücken, ist es ihr sehr unangenehm? Wie fühlt es sich an? Hart oder flexibel?
Viele Grüße
Nadja Politz

P.S.: Agnus castus D1 kann meines Wissens das Blutbild nicht beeinflussen, da Homöopathie nur die Information des Wirkstoffes in den Körper trägt. Keine nachweisbaren Wirkstoffmengen.
Carina Mäusezahl
Beiträge: 155
Registriert: 23.10.2014, 11:38

Re: Bitte Hufe beurteilen-Aufpolstern?

Beitrag von Carina Mäusezahl »

Hallo,
ergänzend zu den Ausführungen meiner Kollegin möchte ich noch fragen, ob die Hufe von Gulla geröntgt wurden. Das wäre wichtig um zu wissen wie es in den Hufen aussieht und was für deren Sanierung zukünftig getan werden kann.
Viele Grüße,
Carina Jakob (bisher Mäusezahl)
Gulla
Beiträge: 7
Registriert: 08.01.2024, 16:13

Re: Bitte Hufe beurteilen-Aufpolstern?

Beitrag von Gulla »

Hallo,
herzlichen Dank für die schnellen und sehr ausführlichen Antworten und Hinweise.

Nein, geröngt wurden die Hufe nicht, die Hufpflegerin hat auch nicht danach gefragt. Wofür genau ist das nötig? Die dunklen Flecken scheinen nicht schmerzempfindlicher zu sein und sind hart, allerdings stand sie mit den Hufen auch im Schnee und hat sie damit gut herunter gekühlt. Es handelt sich dabei um eine Hufbeinabsenkung?

Der erste Auslöser der Rehe ist mit Sicherheit zu viel Futter, der Tierarzt hat auch gesagt, dass beide Pferde zu dick sind. Auffällig ist auch, dass bei beiden die Rehe nach dem Fall der Eicheln eingetreten ist. Diese wurden zwar abgeharkt, können aber nach einem Windstoß schon sofort wieder heruntergefallen sein. Beide Bäume haben dieses Jahr viel getragen und stehen unglücklicherweise jeweils an beiden Zugängen vom Paddock zur Koppel, so dass immer nur eine abgesperrt werden konnte. Ich plane den Paddock umzubauen, auch wenn in den Jahren vorher nichts pasiert ist und der Tierarzt meinte, dass sie dann eher eine Kolik als eine Rehe von den Eicheln bekommen haben müssten.

Gulla ist bisher fast immer nur Barhuf gelaufen, legendlich beim Einreiten als sie in Beritt war hat sie einen Beschlag bekommen. Damals war sie sieben. Ich selbst habe ihr vorletztes Jahr wegen der steinigen Wege und dem abgenutzten Tragrand Hufschuhe besorgt. Das ging auch ganz gut. Dieses Jahr hat sie sie überhaupt nicht gebraucht, da ihre Reitbeteiligung sie überwiegend auf dem Platz geritten hat.

Schmerzmittel versuche ich ihr bereits möglichst wenig zu geben, aber nach dem Absetzen ist sie in einen erneuten Schub gekommen. Ich habe ihr dann erst einige Tage nur eine Tüte verabreicht (vorherige Dosierung war von zwei auf eine gesenkt worden) und ihr dann mir Absprache der Tierärztin wieder zwei gegeben, als sie nicht mehr richtig aufstehen konnte. Sie kam beim ersten Versuch nicht hoch, zitterte und das Weiße in den Augen war zu sehen. Jetzt wo der Schnee liegt und/oder das Prascend greift konnte ich schon wieder auf eine Tüte herunter gehen. Man sieht aber, dass sie vorsichtig läuft und der Wendeschmerz ist klar erkennbar, bei zwei Tüten fing sie mir aber zu munter an im Paddock herum zu hüpfen. Komprex habe ich bestellt, vielleicht hilft ihr ein Hufpolster.
Mädesüß und Pappelknospen sind eine gute Idee. Gulla fing auch einige Tage vor dem ersten Reheschub an das echte Labkraut auf der Koppel zu fressen, dies haben sie sonst stehen gelasssen (die Koppel war noch nicht abgeweidet, sie hätte auf andere Gräser und Kräuter ausweichen können, Lukka hat das getan).

Das Heu kann durchaus zu hohe Zuckerwerte aufweisen, es wurde noch nicht auf Zucker oder Pilze untersucht. Der Bauer, von dem ich es beziehe hat Rinder, also andere Ansprüche an das Heu.

Das Blut für die Cuhsinguntersuchung wurde "nüchtern" um 9Uhr vor dem Füttern (und damit auch vor der Gabe des Schmerzmittels) abgenommen. Ich wollte eigentlich den Test noch einmal wiederholen, wenn sie aus der Rehe heraus sind. Bei Lukka (die dickere) kann der Test falsch positiv sein, denn sie hat jetzt keinen neuen Schub mehr bekommen, sie wird später noch einmal darauf getestet und bekommt jetzt kein Medikament. Bei Gulla (die schlankere) hingegen denke ich aufgrund des Fells, dass Cushing vorliegt und ich bekam sie für einen weiteren Test ja gar nicht aus der Rehe heraus, sie ging die ganze Zeit nie schmerzfrei und mir wurde es mit ihren Hufen zu brisant noch weiter zu warten. Das Fell glättet sich jetzt auch unter der Gabe des Medikamentes. Ich muss beim Tierarzt noch einmal nach den Blutwerten fragen, die Ergebnisse wurden direkt zur Praxis geschickt, aber ich bin mir leider ziemlich sicher, dass es sich um Cushing handelt. Gibt es noch einen anderen Test als ACTH oder Dexamethason?

In dem Glucogard ist Mädesüß enthalten, deklariert sind Honig, Malz-Hefe-Würze, Essig, Salz, Bierhefe, Leinöl, Sonnenblumenöl, Artischocken, Mariendistelsamen, Bockshornklee, Ingwer, Knoblauch, Zimt, Kurkuma, Seealgenkalk, Magnesiumfumarat/-phosphat/-oxid, Heidelbeerblätter,
Geißraute, Mädesüß, Anis und Fenchel. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Honig und Malz-Hefe-Würze wegen dem Zucker bei Rehe ein Problem sind. Warum wird das bei EMS zugesetzt? Ist das Futter nur für Pferde, die wegen der Insulinresistenz abmagern gedacht, damit Zucker in die Zellen kommt? Die meisten Pferde mit EMS sind doch zu dick? Kann das nicht neue Reheschübe auslösen?

Bei Masterhorse laminal hingegen sind Methylsulfonylmethan (MSM), Obstfasern (Apfel/Traube), Leinsaat, Sojaproteinkonzentrat, Weizenkleie, Hefe extrahiert (MOS), Bierhefe, Leinöl, Artischockenkraut, Mariendistelsamen, Zimt, Magnesiumfumarat, Ginkgo, Ginseng, Mönchspfeffer, Löwenzahn, Weißdorn und Süßholz enthalten. Sind diese Inhaltsstoffe problematisch? Leider kann ich es ihr aber zur Zeit wegen dem Mönchspfeffer nicht geben, bis sie mit Prascend eingestellt ist. Dann werde ich abwarten, bis sie aus der Rehe heraus ist und dann das Medikament ggf. herabsetzen. Aber Agnus castus D1= Mönchspfeffer gebe ich ihr weiterhin.

Liebe Grüße und nochmals DANKE
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Nadja Politz
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Re: Bitte Hufe beurteilen-Aufpolstern?

Beitrag von Nadja Politz »

Hallo,

die dunklen Bereiche auf den Sohlen springen halt ins Auge. Der typische Bereich für einen Hufbeindurchbruch oder einen sogenannten Hufbeinabdruck, also Einblutungen, die z.B. durch eine Absenkung oder entzündliche Reaktionen der Sohlenlederhaut entstehen, liegt eigentlich etwas höher gen Strahlspitze. Ich möchte jedoch gern ausschließen, dass dort etwas „los ist“, was unbehandelt unschöne Folgen nach sich ziehen könnte.

Auf diesem Foto sieht es aus, als wäre ein durchgehender Riss in der Sohle?
Riss?
Riss?
Wenn die Stellen aber hart sind und Gulla auf Fingerdruck nicht reagiert ist das erstmal ein sehr gutes Zeichen. Hat sie diese Verfärbungen denn öfter?

Hufbearbeitung
Wie behandelt die Hufpflegerin die Rehehufe denn aktuell? Unternimmt sie besondere Maßnahmen, um die Hufe „in Form“ zu halten? Also kürzt sie z.B. vermehrt die Trachten, die ggf. momentan dazu tendieren höher zu werden, schneidet sie an der Sohle oder ähnliches?
Röntgenbilder helfen dabei zu sehen, in welchem Maße schon Veränderungen in den Hufen stattgefunden haben. Wie weit ist die Zehenwand vom Hufbein weggewichen. Wie groß ist in etwa der Abstand zwischen Hufbeinspitze und Boden. Röntgenbilder sind nicht immer zwingend nötig, aber wenn sie schon vorliegen, dann kann man sie ja gern einbeziehen.

Suche der Auslöser
Da Gulla nach wie vor ein Auf und Ab im Rehegeschehen zeigt, denke ich nicht, dass die Eicheln der (einzige) Auslöser sind. Wenn, dann waren diese nur ein Tropfen in das Fass…
Interessant wäre nach wie vor, ob die Glucose und Insulinwerte in Relation zueinander auf eine Insulinstörung hinweisen! Daher bitte diese beiden Werte beim Tierarzt erfragen! Auch den ACTH-Wert gern erfragen.

Unabhängig von den Auslösern der aktuellen Rehe, schadet es Dauer-Rehepferden mit ihrem entglittenen Stoffwechsel nie, zuckerarm ernährt zu werden. Dies ist nicht gleichzusetzen mit wenig Futter bekommen! Sie soll ausreichend Raufutter fressen können! Aber dabei möglichst wenig Zucker zu sich nehmen! Daher würde ich das Heu auf den Gesamtzuckerwert untersuchen lassen.
Bewährt hat sich hier die LUFA z.B.: https://www.lufa-nord-west.de/index.cfm ... /2006.html. Im Inhaltsstoffpaket für 45€ sind die interessanten Werte Gesamtzucker, Proteine, praecaecal verdauliches Rohprotein u.a. enthalten. Pilze etc machen eher Koliken, Durchfall, Husten etc. bevor es „nur“ zu Hufrehe kommt. Man könnte dies aber natürlich gleich mittesten lassen. Man kann sich vorab auch telefonisch beraten lassen, um das passende Angebot für sich heraus zu filtern.

Das Testen auf Inulindysregulation und auf Cushing sind zwei gänzlich unterschiedliche Dinge!
Das Blut dafür kann natürlich zusammen abgenommen werden (in unterschiedlichen Röhrchen).

Insulindysregulation
Für das Feststellen einer Insulinstörung nahm man lange Zeit die Nüchterninsulinwerte im Blut. Überschritten diese den Grenzwert von 20 μIU/ml nahm man dies als Zeichen für eine mögliche und ab 50 μIU/ml für eine gesicherte Insulindysregulation. Man stellte jedoch fest, dass viele Tiere, die nüchtern „gesunde“ Werte aufwiesen drastisch auf Futtergaben reagierten. Daher wird mittlerweile empfohlen, die Blutprobe „heunüchtern“ zu nehmen. 4h vor der Blutabnahme sollte das Pferd Zugang zu seinem gewohnten Raufutter haben. So misst man, wie das Pferd auf sein Grundfutter reagiert! Kraftfutter sollte keinesfalls vor der Blutabnahme gegeben werden. AUSSER, man möchte die Insulin-Reaktion auf genau dieses Futter testen.

Cushing (bzw. mittlerweile PPID)
Für den ACTH-Test ist es unerheblich ob das Pferd nüchtern war. Im Zweifel macht das „nicht fressen dürfen“ Stress und somit auch wieder einen höheren ACTH-Wert.
Da es sich beim Dexamethason-Toleranz-Test um die Gabe eines Cortsiol-Derivats, also Cortison handelt, ist dieser Test absolut nicht zu empfehlen. Cortison kann bekanntermaßen Hufrehe auslösen und auch die Entstehung oder Verschlimmerung von Insulinstörungen begünstigen.
Es gibt noch den sogenannten TRH-Stimulationstest.
Es wird eine Basalblutprobe genommen, dann das Hormon TRH gespritzt und nach einem kurzen Zeitraum erneut Blut abgenommen. Bei Pferden mit PPID liegt der ACTH-Spiegel nach der TRH Gabe erheblich höher als bei gesunden Pferden.

Letztlich ist es in Bezug auf die Hufrehe aber nicht entscheidend, ob sie wirklich PPID hat!

Nachgewiesenermaßen ist der Unterschied zwischen PPID-Pferden mit Hufrehe und PPID-Pferden ohne Hufrehe immer eine Insulindysregulation der rehenden Pferde!
Die Gabe von Prascend ist daher kein Hufrehemedikament. Es besteht kein bekannter Zusammenhang zwischen dem erhöhten ACTH-Wert und einer Hufrehe.
Viele Pferde, die PPID haben, leiden aber parallel unter einer Insulinstörung. Wahrscheinlich ist, dass Pferde, die schon ihr Leben lang Probleme mit Insulin hatten, vermehrt dazu neigen mit höherem Alter PPID Symptome zu entwickeln. Die Freizügige Vergabe von Prascend ist hierbei jedoch eine unschöne Entwicklung der letzten Jahre, die eher auf die massive Werbung des Herstellers zurückzuführen ist, denn auf hilfreiche Ergebnisse für die erkrankten Pferde.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Hufrehe-Verbesserungen bei PPID Pferde nicht auf das Prascend zurückgeführt werden konnten, sondern auf Begleitmaßnahmen wie Maßnahmen an den Hufen, Ruhe, Schmerzmittel…
Es gibt auch Fälle, in denen unter Prascendgabe erstmals eine Hufrehe auftrat. Häufig verbessert sich die Rehe-Situation unter der Medikation nicht oder es treten trotz Medikation erneute Reheschübe auf.
Daher macht es viel Sinn, sich in Bezug auf die andauernde Rehe auf die Thematik Insulin zu fokussieren.
Ob,warum und wie man die PPID behandeln möchte, steht dann auf einem anderen Blatt.

Zu den Inhaltsstoffen in Futtermitteln.
Auch in „für Rehepferde geeignet“ deklarierten Produkten findet sich meist Zucker in irgendeiner Form (Honig, Malz, Fructose, Melasse, Apfeltrester…) damit die Pferde die Mittel auch gern fressen. Nichts ärgert den Kunden mehr, als ein teures Futter, welches vom Pferd verweigert wird. Da man seine Kunden aber behalten will, wird versucht die Futter irgendwie schmackhaft zu kriegen.
Aktuell würde ich, wie schon beschrieben, erstmal auf Mineralfutter verzichten, bis Gulla sicher aus der Rehe heraus ist. Momentan ist der Stoffwechsel bereits überlastet - Mit was auch immer. Alles, womit er sich momentan nicht auseinandersetzen muss, ist hilfreich. Wenn Pferde einige Wochen ohne Mineralzugabe sind, rutschen sie nicht gleich in eine Mangelsituation. Evolutionär sind sie als Steppentiere perfekt für das Verwalten von Mangelsituationen geschaffen! Viel häufiger ist das exzessive Überangebot von allem, dass wir ihnen heutzutage bieten das Problem.
Mädesüß und Pappelknospen würde ich sowieso definitiv als Einzelkräuter anbieten. Nicht in irgendeiner Pelletform. Um entzündungshemmend, schmerzlindernd zu wirken, ist die Menge im Glucogard ja auch gar nicht ausreichend.

Auch für die zukünftige Mineralisierung und PPID-Therapie kann man, wenn man möchte, auf überwiegend pflanzliche Mittel zurückgreifen. Dadurch kommt man dann auch um die ungewollten Zusätze in den Fertigfuttermitteln herum, ohne auf eine ausreichende und gesunde Mineralisierung zu verzichten.

Zusammengefasst nocheinmal meine Fragen/Ideen:

- Hat sie VL einen Riss in der Sohle?
- Wie erfolgt die Hufbearbeitung
- Gern Hufpolster/gepolsterte Schuhe anbringen
- Blutwerte erfragen
- Heuanalyse
- Zufutter weglassen

Viele Grüße
Nadja Politz
Gulla
Beiträge: 7
Registriert: 08.01.2024, 16:13

Re: Bitte Hufe beurteilen-Aufpolstern?

Beitrag von Gulla »

Hallo Frau Politz,

herzlichen Dank für die vielen Infos und Ihre investierte Zeit, mir und meinen Isis zu helfen.

Ja, das Horn ist dort rissig, der Riss verläuft nicht durchgehend. Diese Art von Verfärbung ist bei ihr nicht typisch. Es ist fest und nicht empfindlich (abklopfen). Es beruhigt mich, dass es sich wohl nicht um eine Absenkung handelt.

Die Hufpflegerin hat -soweit ich es beurteilen kann- nur leicht die Trachten gekürzt, wie sonst beim Ausschneiden auch. Die Sohle wurde nicht bearbeitet. Sie hat an der Zehe die Hufwand etwas geraspelt und den Tragrand gekürzt, um ein weiteres Aufhebeln zu verringern, die Stellung des Hufes aber nicht verändert.

Das Komprex wurde geliefert, ich warte noch auf das VetTape. Hoffentlich hilft es.

Bei beiden Pferden wurde wegen der Rehe ein EMS und ein Cushing Profil erstellt. Ich habe gestern die Werte von der Praxis erhalten. Vielen Dank für den Hinweis auf das Verhältnis Glucose/Insulin! Es erklärt alles, weil wohl doch eine Insulindysregulation bzw. Resistenz vorliegt. Ich war ehrlich gesagt auch irritiert, weil ich dies angenommen hatte, dann aber eine gegenteilige Aussage bekam.
Bei Gulla waren die Werte:
Glucose
5,05 (Referenzintervall 3,5-5,61mmol/L)
GGT
64 (Referenzbereich 9-37 U/L) (leichtes Übergewicht, Medikamente(Phenylbutazon), Belastete Niere und Leber? ( gezieltes eigenständiges Abweiden von Labkraut und Brennnessel obwohl noch Gras vorhanden war, bereits vor Medikamentengabe), EMS-Insulinwert)
Triglyceride
42 (Referenzbereich<50mg/dL)
Endogenes ACTH
20,5 (pg/mL (Referenzbereich November >50 pg/mL = positiv; 15-50 pg/mL = verdächtig; <15 pg/mL= negativ), (möglicherweise durch Schmerzen erhöht, aber Insulinwert +gelocktes Fell und vermehrtes Trinken sind ein klares Indiz für Cushing)
Insulin
13mU/L (trotz Schmerzen) (Vorläufige Referenzwerte: - Insulin-Werte < 20 mU/l schließen das Vorliegen einer Insulin-Dysregulation mit hoher Wahrscheinlichkeit aus. Eine Nachkontrolle oder die Durchführung anderer diagnostischer Tests sind zu empfehlen, wenn der Verdacht einer ID weiterhin besteht.- Insulin-Werte zwischen 20-28 mU/l können auf das Vorliegen einer Insulin-Dysregulation hinweisen.- Insulin-Werte > 28 mU/l sprechen für das Vorliegen einer Insulin-Dysregulation. Die Werte müssen immer in Zusammenhang mit den klinischen Symptomeninterpretiert werden. Schmerzen (z. B. Hufrehe) und Stress auslösende Situationen vor oder während der Probennahme können zu falsch positiven Ergebnissen führen, da eine erhöhte endogene Kortisol- und Epinephrinausschüttung (und ist der ACTH-Wert dann auch erhöht?) zu vorübergehend erhöhten Konzentrationen von Glucose und Insulin führen kann.
Durch meine Beobachtung und die Blutwerte und die immer wiederkehrenden Rehe-Schübe, ist meiner Meinung nach Ihre Annahme, dass der Stoffwechsel völlig entgleist ist, korrekt. Da ich gesehen habe, dass sie bereits vor Ausbruch der Rehe und Medikamentengabe Brennnesseln und Labkraut gezielt gefressen hat, vermute ich, dass Leber (und Niere) bereits vor der Medikamentengabe belastet waren. Ist dies aufgrund einer Stoffwechselschieflage und/oder der Eicheln möglich? (Die Medikamente verbessern die Lage von Leber und Niere aber natürlich nicht, ich versuche so viel wie möglich das Phenylbutazon durch Weidenrinde zu ersetzen)
Glucosewert im Zusammenhang mit Insulinwert lassen eine Insulinresistenz vermuten. (HOMA IR 2,9), also EMS? Die Werte können aber auch beide aufgrund der eindeutig vorhandenen Schmerzen erhöht sein. Da sie etwas zu dick (im Vergleich mit Lukka aber eher schlanker) ist, vermute ich aber eher doch EMS als Ursache. Dabei kommt es durch das Überangebot an Glucose zu einer ständig zu hohen Insulinausschüttung, die Rezeptorsensitivität nimmt ab, Es ist ein erhöhter Blutglucose-Spiegel vorhanden, da es nicht in die Zellen gelangt, die Bauchspeicheldrüse schüttet noch mehr Insulin aus.
Der erhöhte ACTH-Wert in Zusammenhang mit gelocktem Fell und Ausbleiben der Rosse, sowie das Glattwerden des Fells unter der Gabe von Prascend deuten meiner Meinung nach klar auf Cushing und ich denke, dass das Einstellen eines Stoffwechsels bei hormonellen Störungen schwieriger ist, zumal Cushing ebenfalls eine Insulinresistenz verursacht? ACTH wird doch auch bei erhöhtem Stress ausgeschüttet, bewirkt dass dann nicht auch eine erhöhte Glucose-Abgabe aus den Zellen ins Blut, welches dann wieder mit Hilfe von Insulin in die Zellen aufgenommen werden muss? Wenn es (durch mangelnde Bewegung) nun nicht verbraucht wird? Das Cushing bewirkt eine vermehrte Cortisol-Ausschüttung und verringert die Insulinsensitivität der Rezeptoren ebenso, wie bei EMS. Kann das nicht wiederum eine bestehende Insulinresistenz oder Dysregulation durch eine bei diesem Krankheitsbild typischen ebenfalls ständigen Insulinausschüttung verstärken? Hormonelle Veränderungen beeinflussen doch auch den Energiestoffwechsel? EMS begünstigt durch die Insulinresistenz doch die Entwicklung von Cushing (häufig) und umgekehrt begünstigt Cushing die Entwicklung von EMS (seltener.).Beide Krankheitsbilder verstärken sich in Bezug auf die Insulinresistenz gegenseitig (Rezeptoren) und die Insulinresistenz führt zu einer vermehrten Glucose-Ausschüttung, dadurch wieder eine vermehrte Insulinausschüttung, dies wiederum verzögert das Abheilen der Hufrehe, weil die Hyperinsulinämie zu einer Schädigung des Hufbeinträgers und der Huflederhaut führt?

„Die Gabe von Prascend ist daher kein Hufrehe-Medikament. Es besteht kein bekannter Zusammenhang zwischen dem erhöhten ACTH-Wert und einer Hufrehe.“
Der ACTH-Wert löst nicht direkt eine Rehe aus, aber wenn gleichzeitig EMS vorliegt und der Heilungsprozess der Insulinresistenz durch PPID blockiert wird, weil es diese verstärkt, würde meiner Meinung nach die Behandlung von Cushing zusätzlich zu der Behandlung von EMS Sinn machen. Deshalb würde ich ihr Prascend gerne weiter geben. Kann man, wenn der ACTH-Wert eingestellt ist die Dosierung von Prascend durch Mönchspfeffer verringern, um die Belastung der Leber möglichst niedrig zu halten? Welche Leber und Nierenwerte sollte man dabei in regelmäßigen Abständen kontrollieren, um Schäden erkennen zu können? Wann muss man Prascend lieber absetzen, weil es mehr schadet als nützt? Die Leber regeneriert sich doch leichter wieder als die Hufe, deshalb wäre jetzt das vermeiden weiterer Hufschäden wichtiger, da der GGT-Wert noch keine schwere Leberstörung anzeigt?

Bei Lukka waren die Werte

Glucose
4,83 (Referenzintervall 3,5-5,61mmol/L)
GGT
23 (Referenzbereich 9-37 U/L)
Triglyceride
55 (Referenzbereich<50mg/dL) (Übergewichtiges Pferd das abnimmt (Brustumfang von 178cm(13.12.) auf 176cm (12.01.), EMS, übergewichtiges Pferd mit Bewegungsmangel)
Endogenes ACTH
36,6 pg/mL (Referenzbereich November >50 pg/mL = positiv; 15-50 pg/mL = verdächtig; <15 pg/mL= negativ), (möglicherweise durch Schmerzen erhöht, aber Insulinwert?)
Insulin
11 mU/L (trotz Schmerzen) (Vorläufige Referenzwerte: - Insulin-Werte < 20 mU/l schließen das Vorliegen einer Insulin-Dysregulation mit hoher Wahrscheinlichkeit aus. Eine Nachkontrolle oder die Durchführung anderer diagnostischer Tests sind zu empfehlen, wenn der Verdacht einer ID weiterhin besteht.- Insulin-Werte zwischen 20-28 mU/l können auf das Vorliegen einer Insulin-Dysregulation hinweisen.- Insulin-Werte > 28 mU/l sprechen für das Vorliegen einer Insulin-Dysregulation. Die Werte müssen immer in Zusammenhang mit den klinischen Symptomen interpretiert werden. Schmerzen (z. B. Hufrehe) und Stress auslösende Situationen vor oder während der Probennahme können zu falsch positiven Ergebnissen führen, da eine erhöhte endogene Kortisol- und Epinephrinausschüttung zu vorübergehend erhöhten Konzentrationen von Glucose und Insulin führen kann.
HOMA IR 2,36 = Hinweis auf eine mögliche Insulienresistenz , EMS, bei deutlich übergewichtigem Pferd mit Hufrehe wohl wahrscheinlich, auch wenn starke Schmerzen bei der Blutabnahme vorhanden waren?
Bei Lukka handelt es sich meiner Meinung nach schlicht um ein übergewichtiges Pferd (mit EMS (Insulindysregulation)), welches abnimmt, wodurch die Triglyceride erhöht sind und das wegen der Hufrehe Schmerzen hatte, wodurch der ACTH-Spiegel erhöht ist. Steigt bei Schmerzen der ACTH-Wert stärker an als der Insulinwert? Ich plane den ACTH-Wert nach vollständigem Abklingen der Rehe noch einmal zu kontrollieren, um ein beginnendes Cushing auszuschließen. Wenn es sich wider Erwarten um Cushing handeln sollte, wäre ein Versuch mit Mönchspfeffer statt mit Prascend den ACTH-Spiegel einzustellen möglich, sofern keine weiteren Symptome vorliegen?
Die Pferde haben vor der Blutabnahme nichts gefressen die letzte Heufütterung war abends und auch im Heunetz dürfte das Heu nicht so lange ausgereicht haben, dass sie vier Stunden vorher noch welches gefressen hätten. Es lagen allerdings noch einige Zweige (Weide) im Paddock, an denen sie geknabbert haben könnten. Ich weiß nicht in wie weit dies sich ausgewirkt haben dürfte. Die Blutabnahme erfolgte vor der regulären Fütterungszeit, also kein zusätzlicher Futterstress.
„Man stellte jedoch fest, dass viele Tiere, die nüchtern „gesunde“ Werte aufwiesen, drastisch auf Futtergaben reagierten. Daher wird mittlerweile empfohlen, die Blutprobe „heunüchtern“ zu nehmen. 4h vor der Blutabnahme sollte das Pferd Zugang zu seinem gewohnten Raufutter haben.“ Sollte ein weiterer Test mit Heufütterung erfolgen, um eine Insulindysregulation auszuschließen? Oder ist mit der Hufrehe und dem HOMA IR eigentlich schon der Beweis für eine Insulindysregulation bzw. Resistenz gegeben? Es sieht ja doch nach EMS aus? Welche weiteren Tests gibt es für eine Insulindysregulation? Ist dies für die weitere Rehe-Behandlung relevant? Oder läuft es „nur“ auf Zucker vermeiden und abnehmen hinaus? Und natürlich nach dem Abklingen der Rehe regelmäßige Bewegung.
Den Dexamethason-Test wollte ich wegen der Rehe-Gefahr auch nicht durchführen lassen, unser Tierarzt hat ihn auch gar nicht angeboten. Eigentlich hatte ich geplant nach der Rehe den ACTH-Spiegel noch einmal bestimmen zu lassen. Dann wurden mir aber bei Gulla die neuen Rehe-Schübe zu brisant.
Vielen Dank für den Link für die Heuuntersuchung. Eigentlich vermute ich nicht, dass das Heu die Ursache ist, sondern eher die vielen „Kleinigkeiten“ wie ausnahmsweise etwas länger auf der Koppel gelassen, die Eicheln usw. wegen denen die Pferde immer mal wieder zugenommen haben. Hauptursache ist aber wohl, ich habe vorher vergessen es aufzuschreiben, dass sie mehrfach nachts durch die Zäune auf die Koppel gegangen sind. Außerdem müssten, wenn das Heu die Ursache ist, doch beide Pferde immer wieder Schübe bekommen, oder? Aber gut wäre es schon, den Zuckergehalt zu kennen. Ich denke der Unterschied für das Abheilen bzw. nicht Abheilen der Hufrehe liegt in der bei Lukka weniger ausgeprägten Insulindysregulation, während bei Gulla hingegen eine Insulinresistenz vorliegt.
Glucogard habe ich jetzt erst einmal abgesetzt. Ich habe mich nach der Aussage „keine Insulinresistenz“ nicht mehr um den Glucose-Stoffwechsel gekümmert und den Zuckergehalt nicht weiter beachtet. Das war wohl ein Fehler.

Zusammenfassend:

1) Weiter Hufschäden vermeiden
a. Mechanisch Hufpolster (bei Gulla)
b. Regelmäßige Hufbearbeitung (bei beiden)
c. Insulinspiegel senken durch
d. - Vermeidung von Zucker, Stärke ect. (bei beiden) (Heuanalyse, Zusatzfutter)
e. – Abbau von Übergewicht (bei beiden)
f. – Einstellung des Hormonstoffwechsels (bei Gulla)

2) Nach dem Abklingen der Rehe
a. Regelmäßige Bewegung (bei beiden)
b. – Insulinsensivität der Rezeptoren
c. – Abbau von Übergewicht
d. – Aufbau von Muskulatur und Erhöhung des Grundumsatzes

3) Leberwerte (Gulla)
– a) Überprüfung, ob sie sich durch Abnehmen und die Behandlung von EMS regeneriert
– b) Medikamente wenn möglich durch Kräuter ersetzen (Phenylbutazon, Weidenrinde ; Prascend, Mönchspfeffer)

Entschuldigung, das ist jetzt etwas lang geworden. Je mehr ich mich damit befasse, desto mehr Fragen tauchen auf. Nochmals recht herzlichen Dank.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
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Nadja Politz
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Re: Bitte Hufe beurteilen-Aufpolstern?

Beitrag von Nadja Politz »

Hallo,

ich setze mal die Anteile Ihrer letzten Nachricht, auf die ich mich beziehe in kursiv und antworte dann in normaler Schrift.

"Ja, das Horn ist dort rissig, der Riss verläuft nicht durchgehend… Es ist fest und nicht empfindlich (abklopfen)."

Da Risse immer empfänglich dafür sind Fäulniskeimen eine Heimstadt zu bieten, bitte gut sauber halten. 1x täglich sauberbürsten und schauen, dass alles ok ist sollte reichen. Wenn sie es etwas pflegen wollen bieten sich reine ätherische Öle an. Diese schaffen ein keimwidriges Milieu und können ein wenig ins Horn einziehen. Teebaumöl, am harten Horn geht auch Oreganoöl (Achtung pur hautreizend! Auf Horn ok, nicht auf Haut).

"Die Hufpflegerin hat -soweit ich es beurteilen kann- nur leicht die Trachten gekürzt, wie sonst beim Ausschneiden auch. Die Sohle wurde nicht bearbeitet. Sie hat an der Zehe die Hufwand etwas geraspelt und den Tragrand gekürzt, um ein weiteres Aufhebeln zu verringern, die Stellung des Hufes aber nicht verändert."

Vor allem letzteres klingt soweit gut in meinen Ohren. Es ist wichtig, dass nicht versucht wird, den Huf in irgendeine „normal aussehende Form“ zu pressen, weil er wegen des Rehens nun ggf. anfängt, sich optisch zu verändern.
Man kann ihm bearbeiterisch dabei helfen, möglichst beschwerdefrei gesund nachzuwachsen. Aber man darf eben nicht einen gesund aussehenden Huf hinschneiden wollen. Das ist wirklich wichtig!
Die Hufe sollten, wenn überhaupt nötig, immer gleichmäßig gekürzt werden. Nicht in den Trachten mehr! Auch nicht nur ein bisschen.

Mehr Infos dazu zum Beispiel hier:
Vortrag von Dr. Konstanze Rasch: "Das Potential des Barhufes bei der Sanierung von Hufreheschäden Teil 1 bis 4"
https://www.youtube.com/watch?v=WmIBryfml6g (Teil 1)


Die Blutwerte von Gulla:
Glucose: 5,05mmol/L
Insulin: 13mU/L


Das ergibt einen RISQI von 0,28. Ist der auch auf dem EMS-Profil genannt?
> 0,32 normal , < 0.32 > 0.22 ID
Dieser Wert deutet also definitiv auf eine Insulinstörung hin!

Lukka
RISQI 0,30 – also sehr wahrscheinlich auch eine leichte Insulinstörung. Das passt ja dann zu dem Ergebnis des HOMA IR.

Gulla endogenes ACTH

20,5 (pg/mL (Referenzbereich November >50 pg/mL = positiv; 15-50 pg/mL = verdächtig; <15 pg/mL= negativ).


Ist das ein Schreibfehler? 20,5pg/mL - Dieser Wert ist wirklich gering! Und das IM Reheschub. Selbst wenn ein ganz geringgradiges Cushing vorliegen sollte, sprich eine minimale Veränderung der Hypophyse, dann wird diese nichts mit der Rehe zu tun haben.
Man weiß mittlerweile, dass es individuell Pferde/Ponys und auch Rassen gibt, die grundsätzlich höhere ACTH-Werte zeigen (über 100pg/mL), als die Referenzwerte der Labore sie angeben, ohne dass diese Tiere an PPID leiden. Der ACTH-Wert ist eigentlich kein wirklich gutes Diagnosetool. Es gibt nur noch nichts Besseres.

Die Frage ist daher, was soll das Prascend verbessern? Die Idee ist bei dem Medikament ja, dass es den ACTH-Spiegel und auch andere Hormone drosseln soll, die - wenn in deutlich zu hoher Zahl vorhanden – Einfluss auf andere Botenstoffe im Körper haben, was letztlich zu ungünstigen körperlichen Folgen (Muskelabbau, Infektanfälligkeit, Leistungsschwäche, Apathie/Lethargie, Fellprobleme…) führt. Aber bei so einem geringen Wert würde ich mir da keine Sorgen machen.
Nebenwirkungen von Prascend stehen ja im Beipackzettel:
• Inappetenz
• Lethargie
• Zentralnervöse Störungen
• Durchfall
• Koliken
• Schwitzen
• …

Hinzu kommt, dass man auch unter Pergolidgaben ERSTMALIGE Reheschübe beobachtet hat.

Der Wirkstoff „Pergolid“ wurde früher bei Menschen gegen Parkinson eingesetzt. In Deutschland wird es mittlerweile nur noch als Reservemedikament eingesetzt, weil es zu Herzklappenfibrosen, Fibrosierung insgesamt führt. Für Pferde liegt derlei Forschung einfach nicht vor.
Ich möchte es Ihnen nicht zwingend ausreden, Gulla das Medikament zu geben. Es ist nur einfach ein ganzschön deftiges Medikament! Und ich bin aber erstaunt, wie leichtfertig es hier (mal wieder)
abgegeben wurde (was leider immer häufiger der Fall ist). Und frage mich … Was soll der Mehrwert sein für das Pferd?
Mehr trinken tun Diabetiker ja übrigens auch!
Ich würde mich also auf die Insulinstörung konzentrieren und kann mir gut vorstellen, dass der Rest (Fell, ggf. Schwitzen, Rosse-Probleme) sich dann auch reguliert. Das ist eine häufige Beobachtung! Auch bei einer ID liegt ja eine Hormonproblematik im Körper vor, die einiges durcheinander bringt. Nur dass man diese rein durch angepasstes Futter und bald möglichst „Sport“ wahrscheinlich wieder gut in den Griff bekommt. Ganz ohne Medikamente und Nebenwirkungen.

"Schmerzen (z. B. Hufrehe) und Stress auslösende Situationen vor oder während der Probennahme können zu falsch positiven Ergebnissen führen, da eine erhöhte endogene Kortisol- und Epinephrinausschüttung (und ist der ACTH-Wert dann auch erhöht?) zu vorübergehend erhöhten Konzentrationen von Glucose und Insulin führen kann."
Ja, ACTH = Adrenocorticotropes Hormon, ist ja das im Gehirn ausgeschüttete „Vorläufer-Hormon“, dass bei Stress, Schmerz etc. vermehrt freigesetzt wird und die Nebenniere erst dazu bringt vermehrt das Stresshormon Cortisol zu bilden…
Daher macht es halt keinen Sinn im Schmerz den ACTH-Wert zu nehmen.

"Da sie etwas zu dick (im Vergleich mit Lukka aber eher schlanker) ist, vermute ich aber eher doch EMS als Ursache."
Jedes Pferd ist verschieden. Es gibt viel zu dicke Pferde, die nie eine Hufrehe erleiden und schlanke Pferde die bei 5min Gras an der Hand in eine Rehe rutschen, weil sie eine ausgeprägte Insulinstörung haben. Man darf also nicht danach gehen, wie dick ist mein Pferd!
Was sie beschreiben: "Ein Überangebot an Glucose führt zu einer ständig zu hohen Insulinausschüttung, die Rezeptorsensitivität nimmt ab, Es ist ein erhöhter Blutglucose-Spiegel vorhanden, da es nicht in die Zellen gelangt, die Bauchspeicheldrüse schüttet noch mehr Insulin aus." ist aber für ein insulingestörtes Tier noch viel dramatischer, als für ein (noch) gesundes. Man muss bei diesen Pferden immer auf niedrigzuckrige Ernährung achten. Auch wenn sie schlank (geworden) sind.

"… zumal Cushing ebenfalls eine Insulinresistenz verursacht?"

NEIN! Der Zusammenhang zwischen PPID und der Insulinproblematik ist NICHT geklärt! Das Prascend hilft auch eben NICHT das Insulin zu regulieren!
Alle Fragen, die Sie stellen – beeinflusst die PPID ein EMS oder umgekehrt und welche Erkrankung kann aus welcher erwachsen und warum und wie genau… das sind größtenteils ungeklärte Fragen, die vielleicht auch nicht so einfach zu beantworten sind, wie man sich das wünschen würde.
Bei dem hier so niedrigen ACTH Wert würde ich mir momentan über PPID keine Gedanken mehr machen!

Sehr richtig, nachgewiesen und erforscht ist: "Hyperinsulinämie führt zu einer Schädigung des Hufbeinträgers… !"
Und dagegen hilft wiederum vorrangig – hohe Insulinwerte vermeiden! Durch das Füttern angemessenen Futters mit möglichst niedrigen Insulinantworten (also niedrigzuckrig – gern max. 5%)!

"Kann man, wenn der ACTH-Wert eingestellt ist die Dosierung von Prascend durch Mönchspfeffer verringern, um die Belastung der Leber möglichst niedrig zu halten? "
Mönchspfeffer ist nicht geeignet, aber welche (phytotherapeutischen) Mittel in welcher Dosierung – dazu halte ich gern nocheinmal Rücksprache.

"Welche Leber und Nierenwerte sollte man dabei in regelmäßigen Abständen kontrollieren, um Schäden erkennen zu können?"
Wenn man Schäden im Blutbild erkennt ist schon ganzschön was angebrannt. Lieber nicht so weit kommen lassen!

"Wann muss man Prascend lieber absetzen, weil es mehr schadet als nützt?"
Wenn unter der Prascendgabe nicht innerhalb einiger Tage bis weniger Wochen die erwünschten Verbesserungen eintreten (v.a. Hufreheverbesserung, das soll es ja meist bringen), dann ist es nicht das Mittel der Wahl! Welche Nebenwirkungen auftreten und wie schnell und in welcher Heftigkeit ist sehr individuell.

"Die Leber regeneriert sich doch leichter wieder als die Hufe" (das kann man nicht vergleichen!), "deshalb wäre jetzt das vermeiden weiterer Hufschäden wichtiger, da der GGT-Wert noch keine schwere Leberstörung anzeigt?"
Ein „Huferetten“ auf Kosten der Leber ist hier nicht nötig. Lieber alles, was die Leber aktuell belastet nun so gut wie möglich reduzieren und durch andere Maßnahmen ersetzen. Sie sind ja dabei.

"Die Pferde haben vor der Blutabnahme nichts gefressen die letzte Heufütterung war abends und auch im Heunetz dürfte das Heu nicht so lange ausgereicht haben, dass sie vier Stunden vorher noch welches gefressen hätten."
Es kann zu falsch negativen Werten kommen.

"Welche weiteren Tests gibt es für eine Insulindysregulation? Ist dies für die weitere Rehe-Behandlung relevant? Oder läuft es „nur“ auf Zucker vermeiden und abnehmen hinaus?"

Ja! Da beide eindeutige Hinweise auf ID haben, muss hier kein Test wiederholt werden. Die Pferde „einfach“ wie ID Pferde behandeln/füttern/halten.

"Außerdem müssten, wenn das Heu die Ursache ist, doch beide Pferde immer wieder Schübe bekommen, oder?"
Die Reaktion auf ein und dasselbe Futter ist je nach Prädispositionen des jeweiligen Pferdes unterschiedlich. Ggf. hält es Gulla momentan in ihrem Schub, während Lukka schon raus ist… Hufrehe ist auch nicht immer zwingend ein heftiger Schub. Es gibt auch das immer latent „vor sich hinrehen“… diese Pferde laufen irgendwie etwas klamm. Nicht so richtig frisch... "sind faul"...
Wenn es Pferde erstmal erwischt hat, werden sie in Bezug auf insulininduzierte Hufrehe sozusagen immer anfälliger für ein „weiterrehen“.

"Ich denke der Unterschied für das Abheilen bzw. nicht Abheilen der Hufrehe liegt in der bei Lukka weniger ausgeprägten Insulindysregulation, während bei Gulla hingegen eine Insulinresistenz vorliegt."

Sehr gut möglich.

Zusammenfassend:

1) Weiter Hufschäden vermeiden
a. Mechanisch Hufpolster (bei Gulla)
b. Regelmäßige Hufbearbeitung (bei beiden)
ohne Manipulationen!
c. Insulinspiegel senken durch
d. - Vermeidung von Zucker, Stärke ect. (bei beiden) (Heuanalyse, Zusatzfutter)
e. – Abbau von Übergewicht (bei beiden)
f. – Einstellung des Hormonstoffwechsels (bei Gulla)
(am besten phytotherapeutisch! Dazu gebe ich nocheinmal Rückmeldung)

2) Nach dem Abklingen der Rehe
a. Regelmäßige Bewegung (bei beiden)
b. – Insulinsensivität der Rezeptoren
c. – Abbau von Übergewicht
d. – Aufbau von Muskulatur und Erhöhung des Grundumsatzes

Genau 😊

3) Leberwerte (Gulla)
– a) Überprüfung, ob sie sich durch Abnehmen und die Behandlung von EMS regeneriert
– b) Medikamente wenn möglich durch Kräuter ersetzen (Phenylbutazon, Weidenrinde ; Prascend, Mönchspfeffer)
ich gebe RM, s.o.

Entschuldigung, das ist jetzt etwas lang geworden. Je mehr ich mich damit befasse, desto mehr Fragen tauchen auf. Ja, so ist das. Aber nur so wird man ja schlauer und der Experte für sein Pferd mit seiner individuellen Situation.
Nochmals recht herzlichen Dank. – gerne und Gute Besserung 😊

Nadja Politz
Gulla
Beiträge: 7
Registriert: 08.01.2024, 16:13

Re: Bitte Hufe beurteilen-Aufpolstern?

Beitrag von Gulla »

Hallo Frau Politz,

vielen Dank für die lange, ausführliche Antwort. Ich habe leider deutlich länger gebraucht, um Ihnen zu antworten, weil ich mich erst weiter in die Thematik einlesen musste.

Ich bleibe einfach mal dabei, dass ich in kursiv schreibe, die Textstellen, auf die ich mich beziehe, habe ich fett markiert.

Erst einmal vielen Dank für den Hinweis mit dem Teebaumöl. Die Risse werden mit Teebaumöl behandelt, ich weiß aber nicht, wie viel dies bringt, da der Auslauf zur Zeit recht matschig ist. Hoffentlich hilft es trotzdem.

Jedes Pferd ist verschieden. Es gibt viel zu dicke Pferde, die nie eine Hufrehe erleiden und schlanke Pferde die bei 5min Gras an der Hand in eine Rehe rutschen, weil sie eine ausgeprägte Insulinstörung haben. Man darf also nicht danach gehen, wie dick ist mein Pferd!
Das scheint wirklich so zu sein.
„Im Gegensatz dazu ist aus der Humanmedizin bekannt, dass es auch obese
Individuen gibt, die metabolisch gesund sind und schlanke Individuen, die
„metabolically obese“ sind (ROMERO-CORRAL et al., 2010; WILDMAN et al. 2008).
BAMFORD et al. (2016) machten auch beim Pferd deutlich, dass Adipositas als
einziger Einflussfaktor nicht ausreicht, um die Insulinsensitivität zu senken. Auch in
der vorliegenden Studie konnten wir in keinem der drei Tests eine Korrelation von
hohen BCS- und hohen Insulinwerten feststellen.“
https://elib.tiho-hannover.de/servlets/ ... s_ws18.pdf

Bedauerlicherweise muss ich meine Ansicht, dass es sich doch um EMS handelt, revidieren. Das Vorliegen einer Insulindysfunktion/resistenz ist kein ausschließliches Merkmal von EMS und
Hufrehe kann als Folge einer Erkrankung des Gastrointestinaltraktes, einer
Nachgeburtsverhaltung oder einer mechanischen Überbelastung der Gliedmaße
auftreten (VIRGIN et al. 2011). Der Großteil der Fälle (89%) steht jedoch mit einer
endokrinen Erkrankung wie dem EMS oder der Pituitary Pars Intermedia Dysfunction
(PPID) im Zusammenhang

Zu EMS:
„Das Equine Metabolische Syndrom (EMS) ist ein Symptomkomplex, der aus einer
Adipositas, einer Hyperinsulinämie (HI) und einer Prädisposition für Hufrehe besteht
(FRANK et al. 2010, FRANK und TADROS 2014, MORGAN et al. 2015). Die
betroffenen Pferde können außerdem mit einer Hypertriglyzerid-, einer
Hyperleptinämie, arterieller Hypertension, Myokardhypertrophie und veränderten
Reproduktionszyklen
auffallen (CARTMILL et al. 2003, VICK et al. 2006, BAILEY et
al. 2008, PLEASANT et al. 2013, HELICZER et al. 2017).“
Zu PPID (Cushing):
„Von der Pituitary Pars Intermedia Dysfunktion (PPID) betroffene Pferde weisen in
ihrer klinischen Erscheinung einige Parallelen zu an EMS erkrankten Pferden auf.
Besonders ähnlich sind die Verteilung der Fettdepots an der Kruppe sowie dem
Mähnenkamm und die Neigung zu rezidivierender Hufrehe
(SCHOTT 2002). Anders
als EMS tritt PPID häufiger bei älteren Pferden auf (21% der Pferde älter als 15
Jahre)
(T. W. MCGOWAN et al. 2013) und die betroffenen Pferde zeigen weitere
klinische Zeichen wie Hirsutismus, mangelhaften Fellwechsel, Muskelverlust,
Hyperhidrose und Polydipsie (FRANK et al. 2010). Besonders der Hirsutismus gilt als
pathognomonisches Zeichen für eine PPID-Erkrankung (DIVERS 2008).“
https://elib.tiho-hannover.de/servlets/ ... s_ws18.pdf

Noch einmal zum Blutbild . Leider scheinen alle drei Werte Glucose, Insulin und ACTH nicht wirklich aussagekräftig zu sein, weshalb man sich doch mehr an das klinische Erscheinungsbild halten sollte.

Die Blutwerte von Gulla:
Glucose: 5,05mmol/L
Insulin: 13mU/L

Das ergibt einen RISQI von 0,28. Ist der auch auf dem EMS-Profil genannt?
> 0,32 normal , < 0.32 > 0.22 ID
Dieser Wert deutet also definitiv auf eine Insulinstörung hin!


Lukka
RISQI 0,30 – also sehr wahrscheinlich auch eine leichte Insulinstörung. Das passt ja dann zu dem Ergebnis des HOMA IR.


Die Labordiagnostik scheint bei basalen Glukose- und Insulinwerten schwierig, aber die Berechnungen deuten auf eine Insulindysregulation/resistenz hin.
„Auch bei basalen Glukose- und Insulinwerten liegen große intra- und interindividuelle
Schwankungen vor. Eine sichere Diagnostik einer IR oder ID ist daher durch eine
alleinige Messung des basalen Insulinwertes (BIC) mit einem derzeit postulierten
Cut-off-Wert von mehr als 20 μIU/ ml nach Nahrungskarenz nicht möglich
(KRONFELD et al. 2005, FRANK et al. 2010). Zielführender ist die Diagnostik durch
dynamische Tests, d.h. das Messen von Glukose und Insulin im Blut nach einem
Stimulus (TREIBER et al. 2006a, DUNBAR et al. 2016). Etabliert sind zum einen
intravenöse und zum anderen orale Testprotokolle.“
„Auch beim Menschen sind die Goldstandard-Methoden wie die EHC für die
Routinediagnostik oder Studien mit einer sehr hohen Anzahl an Probanden zu
aufwendig (GHASEMI et al. 2015). Mit gutem Erfolg werden daher mathematische
Modelle verwendet, welche basale Glukose- und Insulinwerte ins Verhältnis setzen,
um zu einer Einschätzung der Insulinsensitivität der Gewebe und der 􀈕-Zell-Funktion
zu gelangen (KATZ et al. 2000, WALLACE und MATTHEWS 2002). Das
Homeostasis Model Assessment (HOMA) war das erste, das basale Werte dazu
nutzte, um beides zu ermitteln (MATTHEWS et al. 1985). HOMA multipliziert dabei
nüchterne Insulin (μIU/l) und Glukosewerte (mmol/l), um das Ergebnis anschließend
durch 22,5 zu dividieren. Physiologisch sollte das Ergebnis unter 1 liegen, bei mehr
als 2 liegt der Verdacht einer IR nahe und der Durchschnittswert von Typ 2
Diabetikern liegt bei mehr als 5 (TANG et al. 2015).
Der Glukose-pro-Insulin-Quotient steht ebenso für eine IS bzw. IR der peripheren
Gewebe, wohingegen der Insulin-pro-Glukose (I/G)- Quotient die Aktivität der 􀈕-
Zellen im gefasteten basalen Zustand (GUNGOR et al. 2004) wiedergibt. Der I/GQuotient
zeigt eine gute Korrelation mit dem Ergebnis einer EHC (KATZ et al. 2000).
Gegenüber dem Benutzen einer BIC besteht der Vorteil einer höheren Spezifität und
ein Sinken des I/G-Quotienten in den ersten 15 min nach intravenöser Applikation
von Glukose bedeutet eine Insulin-Sekretions-Insuffizienz (KRONFELD et al. 2005).
GUNGOR et al. (2004) bezweifelten allerdings die Robustheit der Aussagekraft der
Quotienten gegenüber einer Erschöpfung des Pankreas wie sie bei Diabetes Typ 2
auftritt. Diabetes Typ 2 ist beim Pferd selten (DURHAM et al. 2009).“
„Des Weiteren wurden beim Pferd die neu entwickelten Parameter MIRG (modified
insulin-to-glucose ratio) und RISQI (reciprocal of the square root of insulin) und der in
der Humanmedizin etablierte QUICKI (quantitative insulin sensitivity check index) mit
dem Ergebnis eines FSIGTT verglichen und zeigten zwischen 78% und 80%
Übereinstimmung (TREIBER et al. 2005b). Die Anwendung dieses Modells ist jedoch
umstritten, da das Pferd auch beim Vorliegen einer IR oder einer ID häufig eine
Normoglykämie (DIVERS 2008, FRANK et al. 2010) und basal keine HI zeigt.“
„Außerdem zeigten die Ergebnisse dieser Studie, dass
ID-Pferde weder sicher über morphologische Parameter noch über eine basale
Insulinmessung oder den basalen I/G- Quotienten identifiziert werden können, dass
aber im Gegenteil dazu die Identifikation einer ID mittels eines dynamischen
Diagnostiktests, wie einem OGT einen guten Hinweis auf das Vorliegen des
gesamten EMS-Komplex liefert.“
https://elib.tiho-hannover.de/servlets/ ... s_ws18.pdf

Gulla endogenes ACTH
20,5 (pg/mL (Referenzbereich November >50 pg/mL = positiv; 15-50 pg/mL = verdächtig; <15 pg/mL= negativ).

Ist das ein Schreibfehler? 20,5pg/mL - Dieser Wert ist wirklich gering! Und das IM Reheschub. Selbst wenn ein ganz geringgradiges Cushing vorliegen sollte, sprich eine minimale Veränderung der Hypophyse, dann wird diese nichts mit der Rehe zu tun haben.
Man weiß mittlerweile, dass es individuell Pferde/Ponys und auch Rassen gibt, die grundsätzlich höhere ACTH-Werte zeigen (über 100pg/mL), als die Referenzwerte der Labore sie angeben, ohne dass diese Tiere an PPID leiden. Der ACTH-Wert ist eigentlich kein wirklich gutes Diagnosetool. Es gibt nur noch nichts Besseres.


Stimmt, der ACTH-Wert ist nicht ausschlaggebend, dass ist das klinische Erscheinungsbild und das ist bei Gulla leider ziemlich eindeutig. Und PPID (Cushing) hat doch Einfluss auf die Rehe! In der Publikation von Svenja Schenzel sind ebenfalls dafür als zuverlässiger der TRH-Stimulationstest und der Dexamethason-Suppressionstest zur Labordiagnostik genannt. Aber dies brauche ich bei Gulla nicht durchführen, da das Fell eindeutig ist. „Besonders der Hirsutismus gilt als
pathognomonisches Zeichen für eine PPID-Erkrankung (DIVERS 2008)“

Zu PPID
„Pathophysiologisch handelt es sich hierbei um eine Hypertrophie des Hypophysen-
Zwischenlappens aufgrund eines Mangels des Neurotransmitters Dopamin aus dem
Hypothalamus (MILLINGTON et al. 1988). Dopamin hat eine inhibitorische Funktion
und sein Mangel führt dementsprechend zu einer Überproduktion verschiedener
endokriner Substanzen. Darunter sind auch das adrenocorticotrope Hormon (ACTH)
und das Melanozyten stimulierende Hormon (MSH) (MCFARLANE 2007).“
„Am häufigsten wird zur Diagnose von PPID basal die Höhe von ACTH gemessen.
Früher wurde der basalen Messung eine gute Sensitivität bescheinigt (VAN DER
KOLK et al. 1995). ACTH schwankt jedoch im jahreszeitlichen Verlauf mit einem
Maximum in den Monaten August und September sowohl bei gesunden als auch bei
an EMS-erkrankten Pferden (PLACE et al. 2010), sodass an die Jahreszeit
angepasste Referenzbereiche verwendet werden müssen. Zudem treten inter- und
intraindividuelle sowie circadiane Schwankungen auf (DIVERS 2008, RENDLE et al.
2014). Als aussagekräftiger sind daher die Ergebnisse eines Thyrotropin-releasinghormone
(TRH) -Stimulationstests (positiv: mehr als 100 pg/ ml 10 min nach 1 mg
TRH i.v.) (BEECH et al. 2007) oder eines Dexamethason-Suppressionstest
(DYBDAL et al. 1994) zu bewerten.“
https://elib.tiho-hannover.de/servlets/ ... s_ws18.pdf

Letztlich ist es in Bezug auf die Hufrehe aber nicht entscheidend, ob sie wirklich PPID hat!
Konstanze Rasch schreibt in ihrem Buch „Diagnose Hufrehe“ auf S. 50 das Gegenteil.

Nachgewiesenermaßen ist der Unterschied zwischen PPID-Pferden mit Hufrehe und PPID-Pferden ohne Hufrehe immer eine Insulindysregulation der rehenden Pferde!
Die Gabe von Prascend ist daher kein Hufrehemedikament. Es besteht kein bekannter Zusammenhang zwischen dem erhöhten ACTH-Wert und einer Hufrehe.

Leider scheint doch ein Zusammenhang zu bestehen:
„Von der Pituitary Pars Intermedia Dysfunktion (PPID) betroffene Pferde weisen in
ihrer klinischen Erscheinung einige Parallelen zu an EMS erkrankten Pferden auf.
Besonders ähnlich sind die Verteilung der Fettdepots an der Kruppe sowie dem
Mähnenkamm und die Neigung zu rezidivierender Hufrehe (SCHOTT 2002). Anders
als EMS tritt PPID häufiger bei älteren Pferden auf (21% der Pferde älter als 15
Jahre) (T. W. MCGOWAN et al. 2013) und die betroffenen Pferde zeigen weitere
klinische Zeichen wie Hirsutismus, mangelhaften Fellwechsel, Muskelverlust,
Hyperhidrose und Polydipsie (FRANK et al. 2010). Besonders der Hirsutismus gilt als
pathognomonisches Zeichen für eine PPID-Erkrankung (DIVERS 2008).“
https://elib.tiho-hannover.de/servlets/ ... s_ws18.pdf
und:
Die Besitzer wurden spezifisch auch nach dem Auftreten
und dem Verlauf einer Hufrehe befragt
. Die Auswertung die-
ser Frage ergab, dass 12 Pferde seit Therapiebeginn keine
Hufrehe mehr gezeigt hatten. Bei 3 Pferden waren die Episoden von Hufrehe gleichgeblieben bzw. sogar häufiger geworden. Pferde, die vor Therapiebeginn nie Hufrehesymptome gezeigt haben (23/38), litten auch nach Behandlungsbeginn nie an dieser Krankheit.“
https://www.researchgate.net/publicatio ... de_therapy

Ich würde mich also auf die Insulinstörung konzentrieren und kann mir gut vorstellen, dass der Rest (Fell, ggf. Schwitzen, Rosse-Probleme) sich dann auch reguliert. Das ist eine häufige Beobachtung! Auch bei einer ID liegt ja eine Hormonproblematik im Körper vor, die einiges durcheinander bringt. Nur dass man diese rein durch angepasstes Futter und bald möglichst „Sport“ wahrscheinlich wieder gut in den Griff bekommt. Ganz ohne Medikamente und Nebenwirkungen.
Wäre schön, wird aber bei PPID im Gegensatz zu EMS vermutlich nicht ausreichen, weil man immer gegen die Stoffwechselstörung gegenan arbeitet. Ich vermute, dass das bei PPID alleine nicht ausreichen wird, weil die Ursache der Insulinresistenz scheinbar durch die falsche hormonelle Steuerung gegeben ist.
ACTH wirkt auf die Nebennierenrinde und regt diese zur Bildung von Glukokortikoiden an.
Dies führt zu einer zentralen Überproduktion von Hormonen, welche sekundär eine Überproduktion des Hormons Cortisol verursachen.
Die erhöhte Glukoneogenese bewirkt eine diabetische Stoffwechsellage, deshalb die Ähnlichkeit zu EMS.


Die Frage ist daher, was soll das Prascend verbessern? Die Idee ist bei dem Medikament ja, dass es den ACTH-Spiegel und auch andere Hormone drosseln soll, die - wenn in deutlich zu hoher Zahl vorhanden – Einfluss auf andere Botenstoffe im Körper haben, was letztlich zu ungünstigen körperlichen Folgen (Muskelabbau, Infektanfälligkeit, Leistungsschwäche, Apathie/Lethargie, Fellprobleme…) führt. Aber bei so einem geringen Wert würde ich mir da keine Sorgen machen.
Das Prascend greift in den Hormonstoffwechsel ein, weil es die Dopaminausschüttung reguliert und dadurch auch die Produktion von ACTH senkt.
Da der ACTH-Spiegel deutlichen Schwankungen unterliegt und Gulla eindeutig das klinische Erscheinungsbild aufweist, denke ich schon das Prascend dies verbessert.


„Pathophysiologisch handelt es sich hierbei um eine Hypertrophie des Hypophysen-
Zwischenlappens aufgrund eines Mangels des Neurotransmitters Dopamin aus dem
Hypothalamus (MILLINGTON et al. 1988). Dopamin hat eine inhibitorische Funktion
und sein Mangel führt dementsprechend zu einer Überproduktion verschiedener
endokriner Substanzen. Darunter sind auch das adrenocorticotrope Hormon (ACTH)
und das Melanozyten stimulierende Hormon (MSH) (MCFARLANE 2007).“
https://elib.tiho-hannover.de/servlets/ ... s_ws18.pdf

Deshalb glaube ich, dass es die Therapie erleichtert, allerdings nicht als alleinige Lösung.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Hufrehe-Verbesserungen bei PPID Pferde nicht auf das Prascend zurückgeführt werden konnten, sondern auf Begleitmaßnahmen wie Maßnahmen an den Hufen, Ruhe, Schmerzmittel…
Es gibt auch Fälle, in denen unter Prascendgabe erstmals eine Hufrehe auftrat. Häufig verbessert sich die Rehe-Situation unter der Medikation nicht oder es treten trotz Medikation erneute Reheschübe auf.
Hinzu kommt, dass man auch unter Pergolidgaben ERSTMALIGE Reheschübe beobachtet hat.

Auf welche Studie bezieht sich das? Ich würde diese Studie gern lesen.

Der Wirkstoff „Pergolid“ wurde früher bei Menschen gegen Parkinson eingesetzt. In Deutschland wird es mittlerweile nur noch als Reservemedikament eingesetzt, weil es zu Herzklappenfibrosen, Fibrosierung insgesamt führt. Für Pferde liegt derlei Forschung einfach nicht vor.

Doch, es gibt eine Studie:
„No changes of the left ventricular function assessed by TDE and STE could be shown in a small population of horses with confirmed PPID. Treatment with pergolide did not affect the ventricular function nor induce valvular disease.“
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8460455/
„Als Ursache wird eine durch die Aktivierung der Serotonin-(5-Hydroxytryptamin-2B)-Rezeptoren an den Herzklappen ausgelöste Proliferation der Fibroplasten vermutet (Zanettini 2007a; Schade 2007a).“ https://www.vetpharm.uzh.ch/Wirkstoffe/ ... 21_07.html
Der Rezeptor scheint eng mit Fibrosen im Zusammenhang zu stehen. :
2.2. Fibrosis Disorders
https://www.mdpi.com/1424-8247/14/2/76
Ich muss mich da noch einmal genauer einlesen. Vermutlich ist dort ein Unterschied zwischen Mensch und Pferd.

Ich möchte es Ihnen nicht zwingend ausreden, Gulla das Medikament zu geben. Es ist nur einfach ein ganzschön deftiges Medikament! Und ich bin aber erstaunt, wie leichtfertig es hier (mal wieder)
abgegeben wurde (was leider immer häufiger der Fall ist). Und frage mich … Was soll der Mehrwert sein für das Pferd?
Nebenwirkungen von Prascend stehen ja im Beipackzettel:
• Inappetenz
• Lethargie
• Zentralnervöse Störungen
• Durchfall
• Koliken
• Schwitzen
• …


Mögliche Nebenwirkungen sind Anorexie, Diarrhoe oder Kolik. Die Häufigkeit der Nebenwirkungen nimmt mit steigender Dosierung zu. Besonders in der initialen Behandlungswoche kommt es häufig zur Anorexie. Durch die Halbierung der Dosis während der ersten 3 - 5 Behandlungstage kann dies eventuell vermieden werden

Warum leichtfertig abgegeben bei eindeutigem klinischem Erscheinungsbild? Und wenn es das Rehe-Risiko verringert? Die Nebenwirkungen sind zwar zum Teil gravierend, statistisch gesehen treten diese aber nicht häufig und meistens nur als leichte Nebenwirkungen auf. Die Dosis bei Gulla wurde langsam gesteigert. Sie scheint es gut zu vertragen.
https://www.researchgate.net/publicatio ... de_therapy
"Kann man, wenn der ACTH-Wert eingestellt ist die Dosierung von Prascend durch Mönchspfeffer verringern, um die Belastung der Leber möglichst niedrig zu halten? "
Mönchspfeffer ist nicht geeignet, aber welche (phytotherapeutischen) Mittel in welcher Dosierung – dazu halte ich gern nocheinmal Rücksprache.
Ich würde gerne wissen, welche Kräuter noch hilfreich sind.
Konstanze Rasch schreibt in „Diagnose Hufrehe“ auf S.95 das Mönchspfeffer bei PPID hilfreich ist.


Was sie beschreiben: "Ein Überangebot an Glucose führt zu einer ständig zu hohen Insulinausschüttung, die Rezeptorsensitivität nimmt ab, Es ist ein erhöhter Blutglucose-Spiegel vorhanden, da es nicht in die Zellen gelangt, die Bauchspeicheldrüse schüttet noch mehr Insulin aus." ist aber für ein insulingestörtes Tier noch viel dramatischer, als für ein (noch) gesundes. Man muss bei diesen Pferden immer auf niedrigzuckrige Ernährung achten. Auch wenn sie schlank (geworden) sind.
Stimmt. Aber wenn man die Ursache im Stoffwechsel behandeln (leider wohl nicht heilen) kann, ist das Risiko deutlich geringer.

Das ganze Thema gestaltet sich für mich als Pferdehalterin recht anspruchsvoll, deshalb freue ich mich umso mehr, von Ihnen so viele Anregungen zu erhalten. Ohne Sie hätte ich mich da gar nicht so hinein vertieft und mich doch recht ratlos gefühlt. Nochmals 1000 Dank für die Unterstützung. Ich hoffe, dass Gullas Rehe jetzt endlich abklingen wird. Es sieht zumindest z. Z. danach aus.
Liebe Grüße
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Nadja Politz
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Re: Bitte Hufe beurteilen-Aufpolstern?

Beitrag von Nadja Politz »

Hallo,

nun sind sie bereits selber intensiv in die Thematiken eingestiegen. Sehr schön, dann werden Sie sicherlich den richtigen Weg für sich und ihre Pferde finden!

Sie schrieben in Bezug auf das fütterungstechnische Management der ID:
„Ich vermute, dass das bei PPID alleine nicht ausreichen wird, weil die Ursache der Insulinresistenz scheinbar durch die falsche hormonelle Steuerung gegeben ist.“
Nur liegt diese „falsche hormonelle Steuerung“ bei Gulla laut ACTH-Test ja gar nicht vor. Prascend als Dopaminagonist verhindert bei ihr nun eine übermäßige Ausschüttung von ACTH, die laut Testergebnis gar nicht gegeben ist.
Dagegen haben Sie bei Gulla jedoch ein positives Testergebnis, was die ID angeht. Da PPID Pferde immer nur dann Hufrehe entwickeln, wenn sie auch eine ID aufweisen, sind die Maßnahmen zur Vermeidung von Hyperinsulinämie einfach das Non Plus Ultra zur Rehebekämpfung.

Prascend ist einfach kein Hufrehe-Medikament, auch wenn das gegenwärtig so gehandhabt und beworben wird. Ich verweise auf Knowles, der in seinem Review von 2018 nach der Auswertung der vorhandenen Studienlage zu dem Schluss kommt:

„Any potential benefits of pergolide on laminitis would depend on the circumstances of each patient and their pretreatment risk of laminitis but current evidence does not support the widespread use of pergolide to prevent laminitis.“ (E.J. Knowles 2018: “Does Pergolid therapy prevent laminitis in horses diagnosed with pituitary pars intermedia dysfunction”).


Und dies entspricht auch unserer Erfahrung.
Das liegt daran, dass Pergolid eben keinen Einfluss auf die Insulinkonzentration und -reaktion hat. (Kirkwood et al. 2022: „Pituitary pars intermedia Dysfunction (PPID) in Horses“; Menzies-Gow et al.: 2023 „BEVA Primary Care Clinical Guidelines: Diagnosis and Management of Equine Pituitary pars intermedia Dysfunction”)

Zum Symptom „Fell“:
Ja, Hypertrichose gilt als pathognomisch bei PPID, aber nur im Zusammenhang mit einem zu hohen ACTH-Wert. Auch andere Ursachen können zu verändertem Fell/Fellwechsel führen. Bspw. eben Reheerkrankungen, da sie mit Schmerz und Stress verbunden sind.

Auf meine Aussage "Letztlich ist es in Bezug auf die Hufrehe aber nicht entscheidend, ob sie wirklich PPID hat!", schrieben Sie: "Konstanze Rasch schreibt in ihrem Buch „Diagnose Hufrehe“ auf S. 50 das Gegenteil."
(Ich vermute, wir haben unterschiedliche Buchauflagen, auf S. 50 geht es bei mir um „Fast Food für Pferde“.)
In dem Kapitel über Cushing (heute PPID), erläutert Frau Dr. Rasch, dass Cushing-Pferde zwar durchaus das Symptom Hufrehe zeigen, die Hufreheproblematik jedoch sehr wahrscheinlich auf die schon im Vorhinein vorliegende ID zurückzuführen ist.
Sie setzt auch heute bei der Behandlung von Rehepferden (ob mit oder ohne PPID) nicht auf die Gabe von Prascend, sondern spricht sich explizit für Maßnahmen zur Therapie der ID und für die Sanierung des gestörten Hormonstoffwechsels aus. Und bei älteren Pferden, die mit ihrer Adipositas und Hufrehegeschichte letztlich in einer PPID gelandet sind, zieht sie phytotherapeutische Alternativen vor.

Ihre Aussage: „Konstanze Rasch schreibt in „Diagnose Hufrehe“ auf S.95 das Mönchspfeffer bei PPID hilfreich ist.“
Auf S. 95 geht es bei mir um Bewegung. Zu Mönchspfeffer wird im Kapitel 2.4.3.1 Therapie bei ECS von ihr die Widersprüchlichkeit der Studienlage dargelegt. Mönchspfeffer ist auch heute nicht die erste Wahl, wenn Sie Frau Dr. Rasch selbst fragen.

Auf meine Aussage: "Hinzu kommt, dass man auch unter Pergolidgaben ERSTMALIGE Reheschübe beobachtet hat."
Schrieben Sie: "Auf welche Studie bezieht sich das? Ich würde diese Studie gern lesen."
⇒ E.J. Knowles 2018: “Does Pergolid therapy prevent laminitis in horses diagnosed with pituitary pars intermedia dysfunction”

Bei allen Gedanken um die Behandlung des Stoffwechsels darf Folgendes bitte nicht untergehen:
Sehr wichtig bleibt es, den sich durch die Hufrehe im Aussehen ändernden Huf nicht optisch in eine gesund aussehende Form bringen zu wollen! Bitte schauen Sie hierzu:

Hufrehe: Das Potential des Barhufes bei der Sanierung von Hufreheschäden Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=WmIBryfml6g
Insgesamt gibt es 4 Teile.

Alles Gute und viele Grüße
Nadja Politz
Gulla
Beiträge: 7
Registriert: 08.01.2024, 16:13

Re: Bitte Hufe beurteilen-Aufpolstern?

Beitrag von Gulla »

Hallo Frau Politz,
das ist eine sehr interessante Studie. Dennoch denke ich, das bei Gulla zumindest zusätzlich Cushing vorliegt, da ihr Fell und Verhalten sich direkt mit der Gabe von Prascend verändert haben, auch wenn der ACTH-Wert es nicht klar bestätigt. Zumindest die Reaktion vom Fell her passt zeitlich sehr direkt zum Zeitpunkt der Medikamentengabe und der ACTH-Wert ist ja nicht wirklich aussagekräftig. Ihre Rosse hat auch wieder eingesetzt, nachdem sie letztes Jahr ausgeblieben war.
Trotzdem haben Sie recht, das Hauptproblem bei der Rehe ist wohl die Insulinresistenz. Egal,ob im Beginn durch Cushing entstanden oder schon vorher. Die Insulinresistenz erhält sich selbst aufrecht, so dass dort direkt gegengesteuert werden muss. Am Heu kann es nicht liegen, es enthält einen Gesamtzuckergehalt von 8,7 % und einen Fruktangehalt von 4 % und ist laut Prüfbericht für Rehe und Cushingpferde geeignet.
Ich habe ihr von Fa. Stiefel Stoffwechselkräuter besorgt (Heidelbeerblätter geschnitten 25%, Hirtentäschelkraut geschnitten 25%, Bockshornsamen ganz 20%, Brennnesselkraut geschnitten 20%, Zimt geschnitten 10% ). Zusätzlich füge ich Weidenrinde, Löwenzahn, Schafgarbe und Süßholzwurzel hinzu.
Halten Sie das Basis metabol-Futter von masterhorse für geeignet? https://www.masterhorse.de/mineralfutte ... is-metabol
Es enthält Mariendistel, Artischocke, Brennessel und Birke.
Ich würde gerne das Prascend reduzieren und evtl. sogar absetzen, wenn ich es durch Kräuter austauschen könnte. Mit welchen Kräutern könnte ich eine vergleichbare Wirkung erzielen? Mönchspfeffer? Traubensilberkerze? Haben Sie dazu einen Tipp?

Liebe Grüße und vielen Dank für Ihre Hilfe
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