Begriffsklärung Drängelhorn in der Literatur

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Canaletto_xx
Beiträge: 4
Registriert: 04.09.2024, 08:35

Begriffsklärung Drängelhorn in der Literatur

Beitrag von Canaletto_xx »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum und würde mich vor meiner Frage kurz vorstellen:
Ich heiße Roman und habe seit gut einem Jahr ein englisches Vollblut, 7 Jahres alt, von der Rennbahn. Die Qualität meines letzten Schmiedes war leider extrem bedenklich und auch die anderen in der Gegend haben keine bessere Arbeit abgeliefert. Teilweise an der Grenze wo man das Gefühl hatte, dass es schon fast Tierschutz-relevant wird...
Daher habe ich mich dazu entschlossen ihn (vorübergehend) Barhuf laufen zu lassen und ihn selbst zu bearbeiten.

Jetzt zur Frage:
In der Literatur von Jochen Biernat und Konstanze Rasch wird bei Wandverbiegungen regelmäßig auch von Drängelhorn gesprochen. Leider ist dieser Begriff in der Literatur nicht so exakt definiert bzw. mit Bildern und Grafiken erklärt, dass mir hier eine klare Abgrenzung gelingen würde. Möglicherweise gibt es hier im Forum ein paar Erfahrene Mitglieder, die hier unterstützen können?

Über die Suchfunktion habe ich dazu leider nichts gefunden.

Viele Grüße Roman
Britta Diedrich
Beiträge: 18
Registriert: 03.08.2020, 21:02

Re: Begriffsklärung Drängelhorn in der Literatur

Beitrag von Britta Diedrich »

Hallo Roman,

Die Huforthopädie ist ein vergleichsweise junger Zweig in der Geschichte der Hufbearbeitung.
Daher muss manchmal für ein Phänomen am Huf erst noch eine passende Terminologie geschaffen/gefunden werden.
So kommt es, dass Du bei der Suche keine weiteren Definitionen gefunden hast.

Zu Deiner Frage: Es kann vorkommen, dass im Zuge des Hornwachstums Horn von z.B. den Eckstreben auf die benachbarte Sohle umklappt und weiter über die Sohle bis an die Trachtenwand wächst. Dann kann es passieren, dass dieses Eckstrebenhorn die Trachtenwand „bedrängt“ und diese nötigt, sich zu verbiegen.

Weiterhin nehme ich an, dass Du das gelbe Buch gelesen hast.
Die Erkenntnisse, die hier beschrieben werden, sind schon etwas älter.
Eine überarbeitete Version mit neueren Erkenntnissen findest Du im Buch von Konstanze Rasch „Problemlos Eisenlos“. Vielleicht interessiert es Dich ja.

Beste Grüße,
Britt
Canaletto_xx
Beiträge: 4
Registriert: 04.09.2024, 08:35

Re: Begriffsklärung Drängelhorn in der Literatur

Beitrag von Canaletto_xx »

Hallo Britta,

danke für deine schnelle Antwort. Ich habe das Buch Problemlos Eisenlos auch schon gelesen :)
Leider waren auch hier keine Bilder mit drin, bzw. habe ich sie im Bezug darauf vielleicht nicht erkannt bzw. nicht richtig eingeordnet.

Nach deiner Beschreibung hätte dieses Horn dann aber eher die physische Beschaffenheit ähnlich einer doppelten Sohle? Bzw. wie eine auf der Sohle liegende Eckstrebe.

Oder kann es sich hierbei auch um "lebende" bzw. "normale" Sohle handeln, die ohne Fäulnis oder andere Beschädigungen grundsätzlich über eine intakte weiße Linie mit der Hornwand verbunden ist, aber dennoch Druck nach außen auf die Wand ausübt?

Liebe Grüße
Roman Meyer
Britta Diedrich
Beiträge: 18
Registriert: 03.08.2020, 21:02

Re: Begriffsklärung Drängelhorn in der Literatur

Beitrag von Britta Diedrich »

Hallo Roman,

In dem von mir genannten Beispiel, ist die Beschaffenheit des Horns, die der Eckstrebe.
Dir Eckstrebe ist Wandanteil also aus Röhrchenhorn aufgebaut. An ihrer Basis hat die Eckstrebe auch eine Blättchenschicht (wie die „weiße Linie“ am Huf korrekterweise genannt werden muss). Die Blättchenschicht der Eckstrebe liegt zwischen Sohle des hinteren Hufabschnitts und der Eckstrebe selbst.
Vielleicht magst Du nochmal in den Anatomieteil im Eisenlos-Buch schauen.
Was in meinem Beispiel also drängelt, ist Röhrchenhorn der Eckstrebe.
Der Begriff Drängelhorn beschreibt mehr die Konsequenz für den Huf als die Beschaffenheit des Horns selber.

Ich bin nicht ganz sicher, ob ich Deine Frage richtig verstanden habe. Aus welchem Grund möchtest Du das so genau verstehen?
Vielleicht wäre ja auch unserer Ausbildung ein Ort, an dem Dein Verständnis wachsen kann? Ich glaube, in der neuen Staffel sind noch Plätze frei 😉.

Viele Grüße,
Britta
Canaletto_xx
Beiträge: 4
Registriert: 04.09.2024, 08:35

Re: Begriffsklärung Drängelhorn in der Literatur

Beitrag von Canaletto_xx »

Hallo Britta,

danke für deine Antwort. Ich hab jetzt nochmal nachgelesen und nochmal Fotos gemacht von dem Huf, mit dem ich ggf. den Hintergrund warum ich das so genau wissen möchte etwas erklären kann.

Der Rechte Vorderhuf meines Vollbluts war durch die viel zu langen Beschlagsperioden und die zwei Aufzüge des Eisens, das der Schmied verwenden wollte komplett kollabiert. Der linke kam mit weniger Schäden rechtzeitig noch raus aus der Misere. Eisenabnahme war am 31.05.2024.

Mir geht es jetzt um eine ganz konkrete Entwicklung der letzten 1,5 Wochen an dem rechten Huf:

Sohle zum 30.08.2024
30.08.2024
30.08.2024
Sohle zum 10.09.2024
10.09.2024
10.09.2024
Im folgenden Bild hab ich einige Bereiche aus dem alten Foto markiert, die aus meiner Sicht problematisch waren und sich in den nur 1,5 Wochen (!) für mein empfinden stark positiv verändert haben:
IMG_20240830_185249_Problembereiche.jpg
IMG_20240830_185249_Problembereiche.jpg
Rot: Dieser Wandbereich war nach Eisenabnahme kollabiert bis zur Trachte hinter, Trachte untergeschoben, hohle Wand ohne Bodenkontakt. Ist mittlerweile schon besser aber hat immer noch keinen Bodenkontakt. Hatte ich auch denke ich Anfangs von Außen etwas zu stark beraspelt.

Grün: Hier macht der Strahl so eine komische Beule nach außen und es haben sich daneben immer deutliche Schwielen gebildet. Hier konnte ich nicht zu 100% sagen ob das so weit vorne am Strahl Sohlenhorn oder noch Eckstrebe ist, weil die Blättchenschicht so weit vorne nicht mehr eindeutig sichtbar ist und damit ich nicht genau wusste ob ich das glätten sollte oder nicht. Ich habe es jetzt am 30.08. und auch gestern nochmal gewagt auf Sohlenniveau zu kürzen.

Gelb: deutlich umgelegte Eckstrebe, die sicher perfekt den Begriff Drängelhorn verdient. ;-)
Die habe ich damals und auch jetzt wieder auf Sohlenniveau gekürzt und mit einem "Konterschnitt" an der Blättchenschicht versehen.

Das Ziel meiner ganz ursprünglichen Frage war im Grunde zu Klären, welche Hornbereiche hier eine drängelnde Wirkung haben, da sich der rot gekennzeichnete Wandbereich nicht so gut erholt hat wie die andere Seite und auch der linke Vorderhuf.

Gelber Bereich: Bei der Eckstrebe denke ich ist die Sache relativ klar, legt sich Richtung Sohle um und schiebt die Wand nach außen.

Grüner Bereich: Habe ich in dem Bereich eher eine Sohlenschwiele, die vielleicht sogar das Hufbein auf irgendeine Weise stützt? Das ist eine Aussage die Andi Weißhaupt für den Bereich immer wieder macht. Oder handelt es sich um den Auslauf der Eckstrebe und ich kürze diesen genauso wie die Eckstrebe selbst? Wenn ich mir die Entwicklung der letzten zwei Wochen anschaue vermute ich Zweiteres, denn der Stahl scheint nun eine deutlich gleichmäßigere Form an der Stelle zu bekommen.

Roter Bereich:
Wand kommt schön langsam wieder zum Boden. Jedoch habe ich mich gefragt, ob die Sohle direkt daneben vielleicht noch eine andere Bearbeitung benötigt, damit die Wand wieder gerade runter kommen kann. Hab ich aber jetzt nie angefasst, weil das mangels vernünftigem Tragrand eh ein sehr stark belasteter Bereich gerade ist.

Ich würde gerne eine Ausbildung in die Richtung machen. Nur leider würde ich das zeitlich gerade nicht unterbringen mit Vollzeitjob, Bauernhof nebenbei usw.. Aber wer weiß, vielleicht geht es ja irgendwann doch ;-)

Viele Grüße Roman
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