Hallo liebes Forum,
leider haben wir in unserer Nähe (Polen, 300 km nordöstlich von Berlin, 2 Std. Fahrt hinter der deutsch-polnischen Grenze) noch keine/n Huforthopäden/in gefunden, weshalb wir uns bislang ausschließlich auf Schmiede verlassen konnten. Für den folgenden akuten Fall benötigen wir Euren Rat (bitte verzeiht, wenn uns Fachbegriffe fehlen):
In der Vergangenheit empfahl uns der Hufschmied für unseren Hengst auf Grund von brüchigen Hufen Vollbeschläge. Vor ca. 6 Monaten hatten sich Probleme mit Strahlbein sowie falsche Stellung der Zehe herausgestellt, welche wir auf falsche Bearbeitung zurückführten und den Schmied wechselten. Der neue Schmied empfahl ein rundes Eisen, komplette/volle Einlage sowie eine Art Knetmasse zur Anhebung der asymmetrischen Ballen (eines höher, eines tiefer). Dazu kam trotz kontinuierlicher Pflege (Desinfektion, trockene Box) immer wiederkehrende Stahlfäule, die durch den geschlossenen Beschlag mit Einlage nicht mehr gepflegt werden konnte. Beim letzten Besuch des neuen Hufschmieds stellte sich bei der Bearbeitung eine „Delamination“/“Zertrennung der Hornschichten“ (?) von der Sohle aus heraus, die bei der weiteren Bearbeitung dazu führte, dass die Seitenwand „zerbröselte“ und ein Loch entstand. Der Schmied legte Mullkompresse mit Methylrosanilinii chloridum in den oberen Teil des Lochs hinein, den unteren Teil versiegelte er mit einer Art Kleber (schwarz auf den Bildern). Unter den Ballen ist erneut die blaue Knetmasse.
Könntet Ihr uns bitte sagen:
- Was ist Eurer Meinung nach die Ursache dieses Zustandes?
- Wie beurteilt Ihr die Vorgehensweise?
- Welche ist die optimale kurzfristige Behandlung und Pflege des betroffenen Hufes? Sollen wir den Hengst bewegen? Wie oft sollte man das Verband wechseln?
- Welche ist die optimale langfristige Vorgehensweise für dieses Pferd? Muss es bspw. Eisen tragen bis die Hufwand vollständig nachgewachsen ist?
Zusätzliche Infos: Alle unsere Pferde stehen stets auf trockner Einstreu (bzw. auf Sandkoppel – der Hengst bleibt momentan in der Box), Blutbilder werden regelmäßig vom TA gemacht und entsprechend Supplemente verabreicht. Der Zustand des Hufes sollte unserer Meinung nach nicht auf Futter zurückzuführen sein – das Blutbild des Hengstes war in Ordnung. Idealerweise möchten wir alle unsere acht Pferde auf Barhuf umstellen, was auf Grund der fehlenden Fachleute allerdings nicht einfach ist.
Vielen Dank und beste Grüße
Maja und Kasia
Hufwand von innen aus "zerbröselt"
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Liebe Kasia, liebe Maja,
dies ist ein sehr komplexer Fall, bitte geben Sie uns daher weitere Informationen zum Pferd: wie alt ist er, was "arbeitet" der Hengst, in welchen Abständen werden die Hufe bearbeitet (und wie lang wird er insgesamt schon beschlagen), wie läuft er mit diesen Hufen? Wie pflegen Sie den Spalt zwischen den Hufschmiedterminen?
Sie erwähnen Strahlbeinprobleme. Gibt es Röntgenbilder die Sie hochladen können? Und vielleicht ein Foto von der Hufsohle möglichst ohne Eisen?
Sie können sich hier schon detaillierter über die Entstehung und Behandlung von Hornspalten informieren: https://www.dhgev.de/hufthemen/hornspalten/
Viele Grüße, Carina
dies ist ein sehr komplexer Fall, bitte geben Sie uns daher weitere Informationen zum Pferd: wie alt ist er, was "arbeitet" der Hengst, in welchen Abständen werden die Hufe bearbeitet (und wie lang wird er insgesamt schon beschlagen), wie läuft er mit diesen Hufen? Wie pflegen Sie den Spalt zwischen den Hufschmiedterminen?
Sie erwähnen Strahlbeinprobleme. Gibt es Röntgenbilder die Sie hochladen können? Und vielleicht ein Foto von der Hufsohle möglichst ohne Eisen?
Sie können sich hier schon detaillierter über die Entstehung und Behandlung von Hornspalten informieren: https://www.dhgev.de/hufthemen/hornspalten/
Viele Grüße, Carina
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- Beiträge: 98
- Registriert: 28.01.2014, 15:07
Liebe Maja und Kasia,
ich hatte gehofft, dass Sie noch neue Bilder einstellen, da mir eine Antwort auf Ihren Beitrag schon seit Tagen wichtig wäre. Ich versuche es jetzt mit den vorliegenden Bildern welche aber leider nicht so gut geeignet sind.
Auf den Bildern scheint es so als ob Ihr Hengst an den Vorderbeinen eine stark enge Zehenstellung hat. Der linke Huf ist dabei mehr nach innen gestellt. Er scheint schmaler zu sein und steiler als der Rechte. Diese Stellung kann nicht über den Huf korrigiert werden. Die Stellung der Hufe kommt über die Knochen und Gelenke von oben, das Hufbein als Endknochen bekommt über diese Stellung seine Form. Die Hornkapsel folgt nun dieser Form des Hufbeines und kann daher auch nur so gleichmäßig sein wie die Form des Hufbeines.
Häufig findet man bei Pferden mit solcher Stellung und Hufform beim Röntgen Veränderungen am Hufrollenbereich – Strahlbein. Diese Veränderungen müssen aber nicht zwingend Probleme machen. Besonders der linke Huf ihres Pferdes dürfte davon Betroffen sein.
Damit haben Sie also evtl. Ihrem 1. Hufschmied unrecht getan mit seiner Arbeit. Der hauptsächliche Fehler war, dass er Ihnen den Beschlag empfohlen hat. Ein Beschlag verstärk solche Stellungsprobleme und es macht es schwieriger die Hufe im Gleichgewicht zu halten.
Ihr jetziger Schmied soll nun den „Fehler“ des ersten Schmiedes ausgleichen und die Stellung korrigieren. Das kann er ja nur über die Hornkapsel und dabei gibt diese nun nach, weil nach dem Prinzip gearbeitet wird: Der Knochen solle der Hornkapsel folgen. Das geht aber nicht, weil immer die weichere Hornkapsel dem Knochen folgen muss. So hat jetzt also die Hornkapsel nachgegeben und es ist ein Riss in ihr entstanden.
Die durch die Hufform und das Polster entstandene Strahlfäule macht die Hornkapsel jetzt noch instabiler, durch diese Instabilität und die eindringenden Keime kommt es zu Entzündungen, die sogar bis zum Hufrollenbereich reichen können.
Was also jetzt tun? Keine Frage, sofort aufhören die Hufe überkorrigieren zu wollen. Die Stellung es Pferdes akzeptieren und „nur“ dafür sorgen, dass die Hornkapsel nicht (wie jetzt) die Gliedmaße noch mehr in Bedrängnis bringt. Das gelingt besser mit eher kurzen Hufen wie es Barhuf möglich ist. Auf einem Beschlag werden die Hufe wegen dem fehlenden Hornabrieb ja immer länger und höher.
Ich würde das Pferd in der Situation nicht nutzen, also reiten oder der Gleichen, aber ihm soviel Bewegung es selber machen möchte ermöglichen (also z.B. Koppelgang). Der Riss am Huf sollte täglich mit keimreduzierenden Mitteln versorgt werden. Ebenso die Strahlfäule.
Lieben Gruß Astrid Arnold
ich hatte gehofft, dass Sie noch neue Bilder einstellen, da mir eine Antwort auf Ihren Beitrag schon seit Tagen wichtig wäre. Ich versuche es jetzt mit den vorliegenden Bildern welche aber leider nicht so gut geeignet sind.
Auf den Bildern scheint es so als ob Ihr Hengst an den Vorderbeinen eine stark enge Zehenstellung hat. Der linke Huf ist dabei mehr nach innen gestellt. Er scheint schmaler zu sein und steiler als der Rechte. Diese Stellung kann nicht über den Huf korrigiert werden. Die Stellung der Hufe kommt über die Knochen und Gelenke von oben, das Hufbein als Endknochen bekommt über diese Stellung seine Form. Die Hornkapsel folgt nun dieser Form des Hufbeines und kann daher auch nur so gleichmäßig sein wie die Form des Hufbeines.
Häufig findet man bei Pferden mit solcher Stellung und Hufform beim Röntgen Veränderungen am Hufrollenbereich – Strahlbein. Diese Veränderungen müssen aber nicht zwingend Probleme machen. Besonders der linke Huf ihres Pferdes dürfte davon Betroffen sein.
Damit haben Sie also evtl. Ihrem 1. Hufschmied unrecht getan mit seiner Arbeit. Der hauptsächliche Fehler war, dass er Ihnen den Beschlag empfohlen hat. Ein Beschlag verstärk solche Stellungsprobleme und es macht es schwieriger die Hufe im Gleichgewicht zu halten.
Ihr jetziger Schmied soll nun den „Fehler“ des ersten Schmiedes ausgleichen und die Stellung korrigieren. Das kann er ja nur über die Hornkapsel und dabei gibt diese nun nach, weil nach dem Prinzip gearbeitet wird: Der Knochen solle der Hornkapsel folgen. Das geht aber nicht, weil immer die weichere Hornkapsel dem Knochen folgen muss. So hat jetzt also die Hornkapsel nachgegeben und es ist ein Riss in ihr entstanden.
Die durch die Hufform und das Polster entstandene Strahlfäule macht die Hornkapsel jetzt noch instabiler, durch diese Instabilität und die eindringenden Keime kommt es zu Entzündungen, die sogar bis zum Hufrollenbereich reichen können.
Was also jetzt tun? Keine Frage, sofort aufhören die Hufe überkorrigieren zu wollen. Die Stellung es Pferdes akzeptieren und „nur“ dafür sorgen, dass die Hornkapsel nicht (wie jetzt) die Gliedmaße noch mehr in Bedrängnis bringt. Das gelingt besser mit eher kurzen Hufen wie es Barhuf möglich ist. Auf einem Beschlag werden die Hufe wegen dem fehlenden Hornabrieb ja immer länger und höher.
Ich würde das Pferd in der Situation nicht nutzen, also reiten oder der Gleichen, aber ihm soviel Bewegung es selber machen möchte ermöglichen (also z.B. Koppelgang). Der Riss am Huf sollte täglich mit keimreduzierenden Mitteln versorgt werden. Ebenso die Strahlfäule.
Lieben Gruß Astrid Arnold
Hallo Carina, hallo Astrid,
vielen Dank für Ihre schnelle Antwort, Folgefragen und Empfehlungen.
Hier zunächst unsere Antworten auf Carinas Fragen:
- Hengst ist 17 J. alt,
- beschlagen seit mind. 12 Jahren, (in Vergangenheit manchmal nur vorne)
- Hufschmied alle 6 Wochen
- arbeitet leicht (Freizeitpferd), aber regelmäßig, außer wenn er lahmt
- der Spalt hat sich am 09.02. bei der letzten Hufbearbeitung "offenbart", davor keinerlei Anzeichen von außen
Aktuelle pflege seit 09.02.:
- Mullkompresse mit Gencjana 1% (Methylrosanilinii chloridum) 1x/Tag wechseln
- Huf mit selbsthaftender Bandage gewickelt, damit keine Keime hineingelangen - sieht sauber aus, tut nicht weh, ist leicht warm
- Keralit Strahl an den (nicht durch den Beschlag geschlossenen) Stahlen
- Keralit Lorbeer für Hornwachstum und -Elastizität
Ist das das richtige Vorgehen? Wenn ja, wie lange soll die Pflege so erfolgen?
Anbei noch die letzten Röntgenbilder vom 14.10.2020. Leider liegen uns keine Fotos der Hufsohle vor.
Würden Sie den Beschlag also sofort entfernen? Wie würde sich das auf den Spalt auswirken?
Vielen Dank und beste Grüße
Kasia und Maja
vielen Dank für Ihre schnelle Antwort, Folgefragen und Empfehlungen.
Hier zunächst unsere Antworten auf Carinas Fragen:
- Hengst ist 17 J. alt,
- beschlagen seit mind. 12 Jahren, (in Vergangenheit manchmal nur vorne)
- Hufschmied alle 6 Wochen
- arbeitet leicht (Freizeitpferd), aber regelmäßig, außer wenn er lahmt
- der Spalt hat sich am 09.02. bei der letzten Hufbearbeitung "offenbart", davor keinerlei Anzeichen von außen
Aktuelle pflege seit 09.02.:
- Mullkompresse mit Gencjana 1% (Methylrosanilinii chloridum) 1x/Tag wechseln
- Huf mit selbsthaftender Bandage gewickelt, damit keine Keime hineingelangen - sieht sauber aus, tut nicht weh, ist leicht warm
- Keralit Strahl an den (nicht durch den Beschlag geschlossenen) Stahlen
- Keralit Lorbeer für Hornwachstum und -Elastizität
Ist das das richtige Vorgehen? Wenn ja, wie lange soll die Pflege so erfolgen?
Anbei noch die letzten Röntgenbilder vom 14.10.2020. Leider liegen uns keine Fotos der Hufsohle vor.
Würden Sie den Beschlag also sofort entfernen? Wie würde sich das auf den Spalt auswirken?
Vielen Dank und beste Grüße
Kasia und Maja
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Hallo,
die Strahlfäule bildet sich bereits in den Röntgenbildern ab, das bedeutet es geht da in der mittleren Strahlfurche schon sehr weit rein. Sie müssen dort reinigen und anschließend austamponieren. Auf unseren Seiten hier finden Sie unter Strahlfäule eine Anleitung wie das geht. Auf den Bildern unserer Präparierwerkstatt können Sie sehen wie sehr so eine Strahlfäule die Stabilität des Hufes in Mitleidenschaft zieht. Damit wirkt sich das auch auf den Riss aus.
Ich kann Ihnen schlecht etwas raten zur Eisenabnahme. Sie brauchen einen Hufbearbeiter der oder die sich mit einer solchen Situation auskennt. Einfach nur die Eisen abnehmen wird das Problem nicht lösen.
Lieben Gruß Astrid Arnold
die Strahlfäule bildet sich bereits in den Röntgenbildern ab, das bedeutet es geht da in der mittleren Strahlfurche schon sehr weit rein. Sie müssen dort reinigen und anschließend austamponieren. Auf unseren Seiten hier finden Sie unter Strahlfäule eine Anleitung wie das geht. Auf den Bildern unserer Präparierwerkstatt können Sie sehen wie sehr so eine Strahlfäule die Stabilität des Hufes in Mitleidenschaft zieht. Damit wirkt sich das auch auf den Riss aus.
Ich kann Ihnen schlecht etwas raten zur Eisenabnahme. Sie brauchen einen Hufbearbeiter der oder die sich mit einer solchen Situation auskennt. Einfach nur die Eisen abnehmen wird das Problem nicht lösen.
Lieben Gruß Astrid Arnold
- Nadja Politz
- Beiträge: 155
- Registriert: 26.02.2016, 11:35
- Wohnort: Großweitzschen, Sachsen
Liebe Maja,
ich lese Deinen Beitrag heute erst und ich würde gerne versuchen Euch noch ein bisschen weiter zu helfen! Natürlich wäre es optimal, wenn ein guter (Bar-)Hufbearbeiter Euch vor Ort begleiten könnte, denn Kasias Hufprobleme sind, wie bereits von der Kollegin geschrieben, komplex und von mehreren Faktoren beeinflusst. Man kann sie leider nicht mit einem einfachen Tipp/Trick auflösen.
Eine regelmäßige Begleitung vor Ort können wir mangels Kollegschaft in Eurer Nähe leider nicht gewährleisten. Die Unterstützung aus der Ferne per "online Beratung" ist nie so gut wie die regelmäßige Diagnostik, Beratung und Behandlung vor Ort. Vielleicht können wir es dennoch gemeinsam schaffen Kasias Hufsituation in kleinen Schritten zu verbessern.
Was mir beim Anschauen der Röntgenbilder noch aufgefallen ist, ist eine Anomalie am Hufbein des linken Hufes. Ich habe es Dir im Bild rot eingekreist. Vergleiche das Mal mit dem Bild des rechten Hufes. Da habe ich den dort unauffälligen Bereich grün eingekreist. Wurde dazu beim Röntgentermin etwas gesagt? Die vorhandenen Röntgenbilder lassen zwar keine genaue Diagnose zu, aber dieser Bereich könnte dem Pferd unangenehm sein, so dass Kasia den linken Huf weniger gern belastet als den rechten. Dies ist zwar erst einmal nur eine Spekulation, aber es könnte dazu geführt haben, dass der rechte Huf stets mehr Last übernehmen muss als der linke. Unter anderem auch durch diese „Mehrbelastung“ könnte die Entstehung des Risses an der inneren Hufwand des rechten Hufes befördert worden sein. Hinzu kommt, dass eine ungünstige Hufsituation auf einem Eisen immer noch verstärkt wird, da der Huf bis zum nächsten Umbeschlagen immer höher und höher wird und somit alle ungünstigen Hebelkräfte verstärkt werden. Die schwere Strahlfäule, die ihr wegen des geschlossenen Beschlages nicht ausreichend gut behandeln könnt, schwächt den Huf natürlich außerdem. Den Riss am rechten Huf wird man daher nicht wegbekommen, wenn man ihn nur rein symptomatisch behandelt, sondern man muss zusätzlich die Ursachen in den Griff bekommen.
Kasias Hufe haben ja außerdem, wie bereits von Astrid Arnold erläutert, unterschiedliche Zehenwandwinkel. Der linke Huf ist eigentlich steiler gewinkelt als der rechte (wenn er nicht gerade vom Hufbearbeiter niedriger geschnitten wurde). Vielleicht ist das schon sein Leben lang so. Unterschiedlich steile Hufe entwickeln sich oft bereits im Fohlenalter. Definitiv hilft es Kasia nicht, diesen Huf in den Trachten herunter zu schneiden, um die Hufe „gleicher“ zu machen. Seine inneren Strukturen - Knochen, Gelenke, die straffen Sehnen und Bänder sind auf genau diese steilere Stellung eingerichtet. Man sieht am Röntgenbild sehr gut, dass versucht wurde, diesen Huf in einen flacheren Winkel „zu zwingen“, da der schwächste Anteil der dort vorhandenen Strukturen, die Hornkapsel bereits nachgegeben hat = die Zehenwand ist konkav verbogen.
Sein steilerer linker Vorderhuf sollte ihm also bitte belassen werden! Durch das kontinuierliche Niederschneiden der Trachten fehlt ihm ansonsten die Unterstützung im hinteren Hufbereich für sein steileres Bein, was schon an sich unangenehm oder auch gar schmerzhaft sein kann. Wenn diese durchaus ja gutgemeinte Maßnahme fortgeführt wird, wird sich die Hufsituation weiter verschlechtern und für ihn immer unbequemer werden. Sobald ein Pferd ausgewachsen ist, ist es quasi aussichtslos unterschiedliche Hufwinkel angleichen zu wollen. Dies schadet dem Pferd mehr, als dass es ihm nutzt. Die Hufe sollten in ihrer Unterschiedlichkeit akzeptiert und gepflegt werden.
Je ungemütlicher das linke Bein nun wird, desto mehr Last wird er auf das rechte Bein legen, so dass dort der Huf immer mehr Gewichtslast übernehmen muss. So kann der Riss an der inneren Wand nicht besser werden. Hinzu kommt das Problem mit der Fäulnis.
Sowohl die massive Strahlfäule wie auch die gesamte Hufsituation ist barhuf definitiv besser zu behandeln als unter einem Beschlag.
Unterm Eisen wird es kaum Chance auf zügige Verbesserung geben, da man ständig neue „Baustellen“ bekommen wird, die man zum Teil nicht einmal erreichen kann (Strahl). Barhuf wird man aber wahrscheinlich eine ganze Weile auf das Reiten verzichten müssen, bis seine Hufe ihn wieder schmerzfrei tragen können. Aber nur so sehe ich Chancen auf die Sanierung seiner Hufe.
Du findest meine Kontaktdaten hier auf der Homepage. Wir können bei Interesse auch gern telefonieren/Whats App zwecks weiteren Vorgehens.
Liebe Grüße
Nadja Politz
ich lese Deinen Beitrag heute erst und ich würde gerne versuchen Euch noch ein bisschen weiter zu helfen! Natürlich wäre es optimal, wenn ein guter (Bar-)Hufbearbeiter Euch vor Ort begleiten könnte, denn Kasias Hufprobleme sind, wie bereits von der Kollegin geschrieben, komplex und von mehreren Faktoren beeinflusst. Man kann sie leider nicht mit einem einfachen Tipp/Trick auflösen.
Eine regelmäßige Begleitung vor Ort können wir mangels Kollegschaft in Eurer Nähe leider nicht gewährleisten. Die Unterstützung aus der Ferne per "online Beratung" ist nie so gut wie die regelmäßige Diagnostik, Beratung und Behandlung vor Ort. Vielleicht können wir es dennoch gemeinsam schaffen Kasias Hufsituation in kleinen Schritten zu verbessern.
Was mir beim Anschauen der Röntgenbilder noch aufgefallen ist, ist eine Anomalie am Hufbein des linken Hufes. Ich habe es Dir im Bild rot eingekreist. Vergleiche das Mal mit dem Bild des rechten Hufes. Da habe ich den dort unauffälligen Bereich grün eingekreist. Wurde dazu beim Röntgentermin etwas gesagt? Die vorhandenen Röntgenbilder lassen zwar keine genaue Diagnose zu, aber dieser Bereich könnte dem Pferd unangenehm sein, so dass Kasia den linken Huf weniger gern belastet als den rechten. Dies ist zwar erst einmal nur eine Spekulation, aber es könnte dazu geführt haben, dass der rechte Huf stets mehr Last übernehmen muss als der linke. Unter anderem auch durch diese „Mehrbelastung“ könnte die Entstehung des Risses an der inneren Hufwand des rechten Hufes befördert worden sein. Hinzu kommt, dass eine ungünstige Hufsituation auf einem Eisen immer noch verstärkt wird, da der Huf bis zum nächsten Umbeschlagen immer höher und höher wird und somit alle ungünstigen Hebelkräfte verstärkt werden. Die schwere Strahlfäule, die ihr wegen des geschlossenen Beschlages nicht ausreichend gut behandeln könnt, schwächt den Huf natürlich außerdem. Den Riss am rechten Huf wird man daher nicht wegbekommen, wenn man ihn nur rein symptomatisch behandelt, sondern man muss zusätzlich die Ursachen in den Griff bekommen.
Kasias Hufe haben ja außerdem, wie bereits von Astrid Arnold erläutert, unterschiedliche Zehenwandwinkel. Der linke Huf ist eigentlich steiler gewinkelt als der rechte (wenn er nicht gerade vom Hufbearbeiter niedriger geschnitten wurde). Vielleicht ist das schon sein Leben lang so. Unterschiedlich steile Hufe entwickeln sich oft bereits im Fohlenalter. Definitiv hilft es Kasia nicht, diesen Huf in den Trachten herunter zu schneiden, um die Hufe „gleicher“ zu machen. Seine inneren Strukturen - Knochen, Gelenke, die straffen Sehnen und Bänder sind auf genau diese steilere Stellung eingerichtet. Man sieht am Röntgenbild sehr gut, dass versucht wurde, diesen Huf in einen flacheren Winkel „zu zwingen“, da der schwächste Anteil der dort vorhandenen Strukturen, die Hornkapsel bereits nachgegeben hat = die Zehenwand ist konkav verbogen.
Sein steilerer linker Vorderhuf sollte ihm also bitte belassen werden! Durch das kontinuierliche Niederschneiden der Trachten fehlt ihm ansonsten die Unterstützung im hinteren Hufbereich für sein steileres Bein, was schon an sich unangenehm oder auch gar schmerzhaft sein kann. Wenn diese durchaus ja gutgemeinte Maßnahme fortgeführt wird, wird sich die Hufsituation weiter verschlechtern und für ihn immer unbequemer werden. Sobald ein Pferd ausgewachsen ist, ist es quasi aussichtslos unterschiedliche Hufwinkel angleichen zu wollen. Dies schadet dem Pferd mehr, als dass es ihm nutzt. Die Hufe sollten in ihrer Unterschiedlichkeit akzeptiert und gepflegt werden.
Je ungemütlicher das linke Bein nun wird, desto mehr Last wird er auf das rechte Bein legen, so dass dort der Huf immer mehr Gewichtslast übernehmen muss. So kann der Riss an der inneren Wand nicht besser werden. Hinzu kommt das Problem mit der Fäulnis.
Sowohl die massive Strahlfäule wie auch die gesamte Hufsituation ist barhuf definitiv besser zu behandeln als unter einem Beschlag.
Unterm Eisen wird es kaum Chance auf zügige Verbesserung geben, da man ständig neue „Baustellen“ bekommen wird, die man zum Teil nicht einmal erreichen kann (Strahl). Barhuf wird man aber wahrscheinlich eine ganze Weile auf das Reiten verzichten müssen, bis seine Hufe ihn wieder schmerzfrei tragen können. Aber nur so sehe ich Chancen auf die Sanierung seiner Hufe.
Du findest meine Kontaktdaten hier auf der Homepage. Wir können bei Interesse auch gern telefonieren/Whats App zwecks weiteren Vorgehens.
Liebe Grüße
Nadja Politz
- Dateianhänge
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- Kasia VL lat Linien.jpg
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- Kasia VR lat Linien.jpg
Hallo Nadja,
vielen Dank für Ihren ausführlichen Beitrag -- er hat uns zusätzliche Klarheit und Denkanstöße gegeben. Wie haben ihn übersetzt dem Schmied vorgelegt und werden nun einen langfristigen Weg zur Genesung erarbeiten. Für das Angebot einer telefonischen Kontaktaufnahme bedanken wir uns bei Ihnen schon mal sehr herzlich!
Die Anomalie ist ein uns bekannter Chip, der laut TA keinen negativen Einfluss hat, wir lassen ihn aber bei Gelegenheit erneut prüfen.
Beste Grüße
Kasia & Maja
[+ das Pferd "Baron" ;-) ]
vielen Dank für Ihren ausführlichen Beitrag -- er hat uns zusätzliche Klarheit und Denkanstöße gegeben. Wie haben ihn übersetzt dem Schmied vorgelegt und werden nun einen langfristigen Weg zur Genesung erarbeiten. Für das Angebot einer telefonischen Kontaktaufnahme bedanken wir uns bei Ihnen schon mal sehr herzlich!
Die Anomalie ist ein uns bekannter Chip, der laut TA keinen negativen Einfluss hat, wir lassen ihn aber bei Gelegenheit erneut prüfen.
Beste Grüße
Kasia & Maja
[+ das Pferd "Baron" ;-) ]