liebe hufexperten,
ich brauche eure hilfe für meine 14-jährige saddlerstute ... die stute lebt im offenstall, steht leider momentan recht matschig, war noch nie beschlagen. an beiden vorderfüßen (die fotos nur vo links, da dort "alles" etwas schlimmer als rechts) findet sich folgende situation, die aktuell schlimmer wird und mich sehr beunruhigt ... die fotos sind 14 tage nach der hufbearbeitung gemacht :
- die laterale trachte ist flach und untergeschoben, die laterale seitenwand steiler und ich denke, die mehr belastete seite. als würde der ganze fuß nach lateral kippen.
- die mediale trachte ist etwas höher und nicht so stark untergeschoben, die mediale zehen- und seitenwand hebelt.
- die blättchenschicht ist lateral sehr aufgerissen und die weiße linie (?)legt sich wulstig richtung hufmitte.
heute habe ich diesen wulstüberstand die ca 2 mm auf sohlenniveau gekürzt und vorsichtig steinchen aus dem hohlraum gekratzt und dabei festgestellt, dass dieser so tief ist, wie noch nie. ich habe mich nicht getraut, noch tiefer zu "graben", habe aber das ende nach ca 1,5 cm noch nicht erreicht.
vorne rechts ist die gesamte situation die gleiche, jedoch nicht soo krass.
zum hintergrund : die stute wird in 4-5 wöchigen abständen huforthopädisch bearbeitet. da in den letzten monaten die hufe rasant schnell wachsen/ sich verschlechtern, "arbeite" ich bereits nach zwei wochen schon nach (nach anleitung). leider hatte die stute im laufe des letzten jahres viel stress durch zwei stallwechsel, griffelbeinbruch (hinten rechts) und OP und klinikaufenthalt. letztes jahr hatten wir arge probleme mit strahlfäule, obwohl sie sehr sauber und trocken stand.
über ihre meinung zu dieser hufsituation und tipps, was ich noch tun könnte, würde ich mich sehr freuen.
tausend dank und liebe grüße
alexandra
hohle wand ?
-
- Beiträge: 1
- Registriert: 29.08.2021, 09:02
- Nadja Politz
- Beiträge: 155
- Registriert: 26.02.2016, 11:35
- Wohnort: Großweitzschen, Sachsen
Hallo liebe Alexandra,
der linke Vorderhuf deiner Stute zeigt eine recht ausgeprägte Zehenrichtung. Das ist die gerade Kante vorn an der Zehe, über welche das Pferd gewohnheitsmäßig am häufigsten und abriebintensivsten abfußt. Es ist häufig zu beobachten, dass die Seitenwände verstärkt anfangen "wegzuflügeln", wenn an der Zehe zu viel Horn verloren geht. Wenn Dein Pferd diesen verstärkten Abrieb dort allein durch seine ihm eigenen Bewegungen herstellt, dann kannst Du nicht viel dagegen tun, dass die Seitenwände immer wieder "abhauen". Dein Hufbearbeiter sollte in diesem Bereich allerdings nicht noch extra raspeln! Das beschleunigt den Verlust der Zehenwand dann nämlich zusätzlich. Häufig wird an der Zehe geraspelt, mit dem Ziel untergeschobene Trachten, die Du ja auch erwähnst, wieder aufzurichten. Das funktioniert auf diesem Wege aber nicht.
Eine weitere Möglichkeit möglichst wenig Zehenwandhorn einzubüßen ist das Nutzen von Hufschuhen, wenn das Pferd auf abriebintensiven Böden, zum Beispiel Asphaltstraßen, unterwegs ist.
Je kürzer ihr die Hufe insgesamt haltet, desto weniger stark können sich etwaige Hebelkräfte auch auf das Wegflügeln der Seitenwände auswirken. Wenn Du zwischen den Bearbeitungsterminen wenn nötig immer mal etwas Höhe raspelst, so ist das eine gute Maßnahme, um die Baustelle "Krater in der seitlichen Blättchenschicht" möglichst gering zu halten.
Zur Behandlung dieser "Krater":
Wie gesagt, wenn die Ursache des Zehenwandverlustes nicht minimiert werden kann, dann werdet ihr auch das Problem mit den fliehenden Seitenwänden nicht los. Die "Krater" kannst Du aber mit einem "Piekser", zum Beispiel ein kleiner Schraubendreher o.ä. von allem Dreck+Steinchen säubern, bis Du wieder auf eine feste Hornschicht triffst. Da sich ja Dreck und Steine schon bis in die Tiefe vorgearbeitet haben, kannst Du dort auch nichts "kaputt" machen. Du wirst merken, wenn Du wieder auf gesundes, geschlossenes Blättchenschicht-Horn triffst, da Du dann nicht mehr weiter in die Tiefe kommst. Somit wirst Du auch nicht tiefer graben, als nötig. Je nachdem, wie eng oder breit der gesäuberte Bereich dann ist, solltest Du versuchen, ihn mit (ggf. keimhemmendem) Material zu verschließen. Das verhindert, dass zu der mechanischen Zerreißung und Zerstörung der Blättchenschicht auch noch Fäulnis hinzukommt und unterbindet das erneute Eindringen von Fremdkörpern.
Hierfür eignet sich beispielsweise Schafwolle (als "Heilwolle in der Apotheke oder online erhältlich), welche man zuvor in der keimhemmenden Paste "Keralit undercover" (online erhältlich) wälzt. Diese drückt man mit dem Piekser, am Besten in 2-3 Lagen, nacheinander so tief es geht in den Krater. Es sollte möglichst keine Wolle über die Sohle hinausragen, damit sie nicht vom Boden erfasst und herausgezogen werden kann. Abschließend kannst Du lieber nocheinmal eine Schichte Keralit undercover über die Wolle schmieren. Die Wolle kann so lange dort verbleiben, wie sie eben hält. Immer wenn beim Hufe auskratzen auffällt, dass die Schafwolle komplett herausgefallen ist, muss der Bereich erneut gesäubert und versorgt werden. Möglicherweise könnte außerdem ein "Stöpsel" aus Oropax classic helfen. Das Wachs der Ohrstöpsel lässt sich sehr schön formen und in den gesäuberten Krater einbringen und hält häufig sehr gut bei solchen Defekten am Huf. Auch dieses soll verhindern, dass Steinchen sich noch tiefer in die Blättchenschicht drücken. Welche Variante besser funktioniert musst Du einfach testen. Ein Auffüllen mit Kunsthorn o.ä. hat immer den Nachteil dass man Keime luftdicht abschließt, die dann in der Tiefe ihr Unwesen treiben, daher würde ich von so etwas abraten.
Das Der Huf lateral steiler ausgerichtet ist als medial und die mediale Wand verbiegt, wie auch die dazu passende Ausrichtung der Trachtenwände, liegt an der Art wie Dein Pferd sein Bein nutzt und belastet. Da kann man von hufwärts nichts tun, außer ihm den Huf passend zu der etwas schiefen Aufstellung möglichst bequem zu gestalten und das scheint Dein Hufbearbeiter ja gut zu tun.
Liebe Grüße
Nadja
der linke Vorderhuf deiner Stute zeigt eine recht ausgeprägte Zehenrichtung. Das ist die gerade Kante vorn an der Zehe, über welche das Pferd gewohnheitsmäßig am häufigsten und abriebintensivsten abfußt. Es ist häufig zu beobachten, dass die Seitenwände verstärkt anfangen "wegzuflügeln", wenn an der Zehe zu viel Horn verloren geht. Wenn Dein Pferd diesen verstärkten Abrieb dort allein durch seine ihm eigenen Bewegungen herstellt, dann kannst Du nicht viel dagegen tun, dass die Seitenwände immer wieder "abhauen". Dein Hufbearbeiter sollte in diesem Bereich allerdings nicht noch extra raspeln! Das beschleunigt den Verlust der Zehenwand dann nämlich zusätzlich. Häufig wird an der Zehe geraspelt, mit dem Ziel untergeschobene Trachten, die Du ja auch erwähnst, wieder aufzurichten. Das funktioniert auf diesem Wege aber nicht.
Eine weitere Möglichkeit möglichst wenig Zehenwandhorn einzubüßen ist das Nutzen von Hufschuhen, wenn das Pferd auf abriebintensiven Böden, zum Beispiel Asphaltstraßen, unterwegs ist.
Je kürzer ihr die Hufe insgesamt haltet, desto weniger stark können sich etwaige Hebelkräfte auch auf das Wegflügeln der Seitenwände auswirken. Wenn Du zwischen den Bearbeitungsterminen wenn nötig immer mal etwas Höhe raspelst, so ist das eine gute Maßnahme, um die Baustelle "Krater in der seitlichen Blättchenschicht" möglichst gering zu halten.
Zur Behandlung dieser "Krater":
Wie gesagt, wenn die Ursache des Zehenwandverlustes nicht minimiert werden kann, dann werdet ihr auch das Problem mit den fliehenden Seitenwänden nicht los. Die "Krater" kannst Du aber mit einem "Piekser", zum Beispiel ein kleiner Schraubendreher o.ä. von allem Dreck+Steinchen säubern, bis Du wieder auf eine feste Hornschicht triffst. Da sich ja Dreck und Steine schon bis in die Tiefe vorgearbeitet haben, kannst Du dort auch nichts "kaputt" machen. Du wirst merken, wenn Du wieder auf gesundes, geschlossenes Blättchenschicht-Horn triffst, da Du dann nicht mehr weiter in die Tiefe kommst. Somit wirst Du auch nicht tiefer graben, als nötig. Je nachdem, wie eng oder breit der gesäuberte Bereich dann ist, solltest Du versuchen, ihn mit (ggf. keimhemmendem) Material zu verschließen. Das verhindert, dass zu der mechanischen Zerreißung und Zerstörung der Blättchenschicht auch noch Fäulnis hinzukommt und unterbindet das erneute Eindringen von Fremdkörpern.
Hierfür eignet sich beispielsweise Schafwolle (als "Heilwolle in der Apotheke oder online erhältlich), welche man zuvor in der keimhemmenden Paste "Keralit undercover" (online erhältlich) wälzt. Diese drückt man mit dem Piekser, am Besten in 2-3 Lagen, nacheinander so tief es geht in den Krater. Es sollte möglichst keine Wolle über die Sohle hinausragen, damit sie nicht vom Boden erfasst und herausgezogen werden kann. Abschließend kannst Du lieber nocheinmal eine Schichte Keralit undercover über die Wolle schmieren. Die Wolle kann so lange dort verbleiben, wie sie eben hält. Immer wenn beim Hufe auskratzen auffällt, dass die Schafwolle komplett herausgefallen ist, muss der Bereich erneut gesäubert und versorgt werden. Möglicherweise könnte außerdem ein "Stöpsel" aus Oropax classic helfen. Das Wachs der Ohrstöpsel lässt sich sehr schön formen und in den gesäuberten Krater einbringen und hält häufig sehr gut bei solchen Defekten am Huf. Auch dieses soll verhindern, dass Steinchen sich noch tiefer in die Blättchenschicht drücken. Welche Variante besser funktioniert musst Du einfach testen. Ein Auffüllen mit Kunsthorn o.ä. hat immer den Nachteil dass man Keime luftdicht abschließt, die dann in der Tiefe ihr Unwesen treiben, daher würde ich von so etwas abraten.
Das Der Huf lateral steiler ausgerichtet ist als medial und die mediale Wand verbiegt, wie auch die dazu passende Ausrichtung der Trachtenwände, liegt an der Art wie Dein Pferd sein Bein nutzt und belastet. Da kann man von hufwärts nichts tun, außer ihm den Huf passend zu der etwas schiefen Aufstellung möglichst bequem zu gestalten und das scheint Dein Hufbearbeiter ja gut zu tun.
Liebe Grüße
Nadja